Tops und Flops, Jubel und Trauer Das hat uns in diesem Sportjahr bewegt
2020 geht zu Ende und wir erinnern uns in der Bildergalerie an Höhe- und Tiefpunkte des Sportjahres – an den Tod zweier Legenden, an eine Überraschungs-Golferin, den triumphalen FC Bayern und an vieles mehr.
18 Bilder

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Die glücklichste Fügung des Jahres 2020 im Sport: Formel-1-Pilot Romain Grosjean entkommt nahezu unverletzt, nachdem er fast eine halbe Minute in den Flammen saß.

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Tragödie des Jahres: Kobe BryantAls die Schocknachricht über alle Sender ging und Bilder von der Absturzstelle mit den Wrackteilen eines völlig zerstörten Helikopters die Runde machten, stand die Sportwelt für einen Moment still. Mit nur 41 Jahren kam Kobe Bryant am 26. Januar ums Leben, die Basketball-Legende verunglückte in Calabasas bei Los Angeles, auch seine Tochter Gianna (13) gehörte zu den neun Todesopfern. „Mein Herz ist gebrochen. Ich liebe dich, großer Bruder“, schrieb LeBron James, der NBA-Superstar war völlig niedergeschlagen, so wie viele andere. „Mamba, das trifft mich wirklich hart“, lauteten die Worte von Deutschlands Basketball-Held Dirk Nowitzki.

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Überflieger des Jahres: Armand Duplantis Erst 6,18 Meter in der Halle, dann 6,15 Meter im Freien: Überflieger Armand Duplantis hat in diesem Jahr den legendären Sergej Bubka als größten Himmelsstürmer der Stabhochsprung-Geschichte abgelöst. „Es ist surreal, wirklich surreal“, sagte der Schwede, den alle nur „Mondo“ rufen, nachdem er seine Mission erfüllt hatte. Schließlich gilt Duplantis, immer noch erst 21 Jahre alt, schon länger als Jahrhunderttalent. Schon als Kleinkind war er mit einem Besenstiel durch das Wohnzimmer gehüpft, es folgte eine Stabhochsprung-Anlage im eigenen Garten, jedes Jahr ging es höher hinaus für ihn.

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Pechvogel des Jahres: Emanuel BuchmannEmanuel Buchmann wollte auf das Podest der Tour de France, stattdessen landete er auf dem Hosenboden - kurz vor der Tour und sehr schmerzhaft. Sein heftiger Sturz bei der Dauphine, bei welcher der Ravensburger ein Jahr zuvor Platz vier belegt hatte, endete zwar ohne Brüche, beendete aber den Traum von der Jagd nach dem Gelben Trikot. Dabei schien Buchmann zunächst glimpflich davongekommen zu sein, zur Tour konnte er immerhin noch antreten, die Trainings-Zwangspause, so hoffte er, würde er im Laufe der Grande Boucle kompensieren. Doch nichts wurde besser: „Emu“ litt, Tag für Tag, hatte Schmerzen, war eigentlich nie konkurrenzfähig, blieb der Bora-Kapitän von der traurigen Gestalt.

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Rücktritt des Jahres: Viktoria Rebensburg Es endete am Hirschberg, wo 27 Jahre zuvor alles begonnen hatte. Viktoria Rebensburg stand am Fuße jenes Hangs, an dem sie als Dreijährige die ersten Schwünge einer großartigen Karriere in den Schnee gezogen hatte, und erklärte - ihren Rücktritt. Im Alter von 30 Jahren, nach unter anderem einmal Gold (2010) und einmal Bronze (2014) im Riesenslalom bei Olympischen Spielen. Die Ankündigung kam überraschend. „Was? Echt? Ich bin ein bisschen schockiert“, sagte etwa Felix Neureuther baff. Für Rebensburg war der Entschluss freilich die Folge eines länger währenden Prozesses, ausgelöst am 9. Februar: Nur einen Tag nach ihrem Sieg bei der Heim-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen, ihrem 19. im Weltcup, hatte sie sich am linken Knie verletzt.

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Sprinterin des Jahres: Emma HinzeDas deftigste Lob kam von Kristina Vogel. „Mädchen, du hast die dicksten Eier gehabt“, sagte die einstige Sprint-Königin über ihre legitime Nachfolgerin Emma Hinze. Unersetzlich im Teamsprint, unnachahmlich im Sprint und Keirin - bei der Bahnrad-WM in Berlin war ihr der Durchbruch gelungen. So dominant wie Hinze war zuvor nicht einmal Vogel zu drei Goldmedaillen bei einer WM in den olympischen Kurzzeit-Disziplinen gerast. 2021 will Hinze um Olympia-Gold sprinten. Die Leistungen im Berliner Velodrom sind der Maßstab.

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Auszeichnung des Jahres: Leon Draisaitl „Das ist eine riesige Sache für mich“, sagte Leon Draisaitl gerührt, als er zum Besten der Besten ernannt worden war: als erster deutscher Eishockeyspieler wertvollster Spieler (MVP) in der NHL. „Es ist eine große Ehre für mich.“ Der Stürmer der Edmonton Oilers hatte die Saison seines Lebens gespielt: 43 Tore, 67 Assists, 110 Punkte - mit dieser Ausbeute stellte der Kölner all die Superstars in den Schatten. Die Hart Memorial Trophy für den MVP, dazu der Ted Lindsay Award für den von den Spielern gewählten herausragenden Profi und die Art Ross Trophy für den Scorerkönig trösteten den 24-Jährigen über das frühe Aus in den Play-offs hinweg. Das alles machte ihn in Deutschland zum Gesicht seiner Sportart - wie die Ehrung als Sportler des Jahres bewies.

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Überraschung des Jahres: Sophia PopovAls Profigolferin Sophia Popov am 23. August im schottischen Troon die Trophäe für ihren Triumph bei der British Open in die Höhe hievte, herrschte im Innern ein Gefühlschaos. „Ich kann kaum etwas sagen“, stammelte sie überwältigt. Als Nummer 304 der Welt war sie an den Abschlag gegangen, ohne große Illusionen. Wie sollte sie ohne bisherige Turniersiege auf einen solchen Coup nur ansatzweise hoffen? Zudem hatte sie im Jahr zuvor über ein Karriereende nachgedacht. Doch an diesem Wochenende wendete sich das Blatt. Der erste Major-Sieg einer deutschen Golferin war perfekt. Das Preisgeld von 575.000 Euro versüßte alles.

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Aufsteiger des Jahres: Mick SchumacherMick Schumacher hatte diesen Wunsch schon als kleines Kind. Und irgendwann im Jahr 2011 wollte sein Vater es dann genau wissen. Also nahm er ihn zur Seite, auf der Kartbahn in Kerpen war das. „Willst du das wirklich?“, fragte Michael Schumacher seinen Sohn, soll es wirklich der Motorsport sein, mit der großen Formel 1 als Endziel? Und Mick wollte unbedingt. So wurde die Karriere eng begleitet, im Kart, dann in den Nachwuchsklassen. Viel Druck für einen Teenager, doch Schumacher hielt stand, gewann die Formel 3 und die Formel 2. Und wird im Frühjahr, zehn Jahre nach dem Gespräch an der Kartbahn, ein Formel-1-Pilot im Haas-Team sein.

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Glückspilz des Jahres: Romain GrosjeanNoch vor ein paar Jahren hätte Romain Grosjean das nicht überlebt. Der Haas des Formel-1-Piloten war nach seinem Horrorunfall in Bahrain in zwei Teile gerissen und brannte lichterloh. Wie durch ein Wunder konnte sich der Franzose nach 26 Sekunden im Feuer befreien. Er kam mit dem Schrecken, ein paar Prellungen und verbrannten Handrücken davon. Nach nur drei Nächten konnte Grosjean das Krankenhaus wieder verlassen.

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Duo des Jahres: Kevin Krawietz und Andreas MiesAm 10. Oktober wurde Andreas Mies vom Blitz getroffen - zumindest sah es kurz so aus. Der 30 Jahre alte Kölner sank zu Boden und streckte alle Viere von sich, wenige Meter daneben ging der zwei Jahre jüngere Coburger Kevin Krawietz in die Knie. Wieder lagen sie in der roten Asche von Paris. Bei den French Open war den „KraMies“ gerade Ungeheuerliches gelungen - die Verteidigung ihres Titels aus dem Vorjahr, die Wiederholung des größten Triumphes ihrer Karriere. „Dieser Ort ist magisch“, sagte Mies sichtlich gerührt. Und Krawietz kündigte an: „Wir geben heute Abend Gas, so gut es geht, und dann schauen wir weiter.“

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Trennung des Jahres: Sebastian VettelWie schnell sich alles ändern kann in der Formel 1, hat Sebastian Vettel 2020 erlebt. Im Mai erfuhr der viermalige Weltmeister, dass Ferrari ihn nicht mehr braucht, und damals schien das wie ein letztes, demütigendes Kapitel einer großen Karriere zu sein. Den WM-Titel, das große Ziel seit 2015, hatte er nicht erreicht, er wurde überflügelt von Teamkollege Charles Leclerc, diesem jungen Emporkömmling, und jetzt wollte ihn der immer noch große rote Rennstall nicht mehr haben - zu teuer, zu alt, zu wenig Perspektive. Auch ist die Scuderia tief gefallen, trieb sich nur im Mittelfeld herum - Vettel kann froh sein, dass er weg ist aus Maranello. Und er darf sich auf die neue Saison freuen: Das Aston-Martin-Werksteam bietet ihm eine spannende Perspektive.

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Auf und Ab des Jahres: Alexander Zverev Die deutsche Nummer eins im Tennis erlebte ein Auf mit sportlichen Highlights und Ab mit privaten Schlagzeilen. Nach einem Achtungszeichen durch seine erste Halbfinalteilnahme bei den Australian Open handelte sich der Hamburger während der Coronapause der ATP-Tour viel Kritik ein. Bei der Adria-Tour trat er auf, als gebe es die Pandemie nicht. Hinzu kamen Bilder von einer Party in Monte Carlo. Dann war die Pause beendet und Zverev startete durch, verpasste bei den US Open den Titel knapp, gewann zwei Turniere in Köln - und geriet erneut öffentlich ins Kreuzfeuer. Kurz nach der Meldung, dass eine Ex-Freundin schwanger von ihm ist, meldete sich eine frühere Partnerin und bezichtigte ihn häuslicher Gewalt, was der 23-Jährige bestreitet. Im Dezember gewann er den Rechtsstreit gegen Ex-Manager Patricio Apey.

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Unbeherrschtheit des Jahres: Novak DjokovicNovak Djokovic wusste sofort, was ihm blühte. Sofort hob der Weltranglistenerste entschuldigend den linken Arm und eilte zu der Linienrichterin, die am Boden um Luft rang, doch da war das Unheil schon passiert. Frustriert hatte der Serbe einen Ball nach hinten geschlagenen, die Frau unabsichtlich am Kehlkopf getroffen und sich seine große Titelchance bei den US Open bereits im Achtelfinale selbst genommen. Nach minutenlangen Diskussionen mit den Offiziellen wurde Djokovic den Regeln entsprechend disqualifiziert. Bis dahin hatte es 2020 noch kein Spieler geschafft, den 17-maligen Grand-Slam-Champion zu bezwingen, als haushoher Favorit auf den nächsten Titel war er nach New York gereist. Doch dann besiegte sich Djokovic selbst.

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Abschied des Jahres: Diego Armando MaradonaWegen Diego Armando Maradonas vieler und oft widersprüchlicher Facetten ließ der Tod der argentinischen Fußball-Ikone am 25. November kaum jemanden kalt. Maradona wandelte in seiner schillernden Karriere auf dem berüchtigt schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Weltmeister 1986, „Hand Gottes“ und das „WM-Tor des Jahrhunderts“. Zu den Schattenseiten seines Lebens gehörte die götzenhafte Verehrung für den Ballkünstler. Diese Überhöhung seiner Person machten die Abstürze Maradonas so tragisch. Nach etlichen Skandalen um Kokain, Doping, Alkohol, Mafia-Kontakte, zweifelhafte Freunde, mehrfacher Lebensgefahr und zuletzt einer Hirnoperation erlag Maradona kurz nach seinem 60. Geburtstag einem Herzinfarkt.

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Debakel des Jahres: Das 0:6 in Spanien Als der Ball immer und immer wieder einschlug und Manuel Neuer unflätig seinen Torpfosten anbrüllte, ließ sich mit dem Zeigefinger das Statistikblatt herunterfahren. Höchste Niederlage des Jahrtausends, höchste Niederlage seit der WM 1954 - am Ende stand das desaströse, phasenweise absurde 0:6 der komplett überforderten deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Spanien: Die höchste Pleite seit 1931. Von medialer Aufregung abgesehen: wenig. Die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erklärte die Schmach von Sevilla zum Ausrutscher. Konsequenzen blieben Fehlanzeige.

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Dominatoren des Jahres: Bayern München Hansi Flick erfand den FC Bayern neu. Der Trainer brachte das „Mia san mia“ zurück, vermittelte ihnen neben unbändiger Gier eine klare Spielidee. Und belebte mit seiner menschlichen Art totgesagte Karrieren wie die von Thomas Müller oder Jerome Boateng wieder. Nicht einmal von einem historischen Einschnitt wie der Corona-Pause ließen sich Flick und seine Alles-Gewinner stoppen. Nach Meisterschaft (der achten in Folge!) und Pokalsieg stand im August mit dem Champions-League-Triumph das zweite Triple nach 2013. „Das war das größte Spektakel, das ich je erleben durfte“, schwärmte Boss Karl-Heinz Rummenigge danach.

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Krisenclub des Jahres: Schalke 0417. Januar: Schalke 04 siegt 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach und träumt von der Rückkehr in die Champions League - dann kommt der Absturz, der in der Bundesligageschichte seinesgleichen sucht. Die Königsblauen, unter Trainer David Wagner noch die Überraschungsmannschaft der Hinrunde, gewinnen kein einziges Bundesligaspiel in diesem Jahr mehr. 29 Partien ohne Dreier sind, der Rekord von Tasmania Berlin von 31 sieglosen Spielen, eigentlich für die Ewigkeit, wackelt. Wagner ist längst nicht mehr Trainer auf Schalke, auch sein Nachfolger Manuel Baum ist entlassen. Jahrhunderttrainer Huub Stevens versucht nun, den vierten Abstieg nach 1981, 1983 und 1988 zu verhindern.