Welttag des Tagebuchs Sieben Tagebücher für die Ewigkeit
Dass am 12. Juni der Welttag des Tagebuch begangen wird, verdankt sich einem jungen Mädchen. Wir haben sieben Logbücher der Alltäglichkeit, der Ungewissheit und des Schreckens ausgewählt.
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Das Tagebuch von Anne Frank – in unserer Bildergalerie finden Sie mehr.
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ANNE FRANK (1929-1945): Sie schreibt das wohl bekannteste Tagebuch. Das jüdische Mädchen versteckt sich von 1942 bis 1944 mit seiner Familie in Amsterdam vor den deutschen Nationalsozialisten. Anne beschreibt dabei sehr persönlich, wie sie die Schreckensherrschaft der Nazis erlebt. „...werde ich jemals Journalistin und Schriftstellerin werden? Ich hoffe es, ich hoffe es so sehr! Mit Schreiben kann ich alles ausdrücken, meine Gedanken, meine Ideale und meine Phantasien“, trägt sie am 5. April 1944 ein. Die Familie wird entdeckt. Im Februar 1945 stirbt Anne im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
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KURT COBAIN (1967-1994): 2002 werden postum die privaten Aufzeichnungen des Nirvana-Sängers veröffentlicht. In 23 Notizbüchern hinterlässt der Wegbegründer des Grunge rund 800 eng beschriebene Seiten. Unter den Schriftstücken befinden sich auch zahlreiche Briefe an Cobains verschiedene Geliebte, Zeichnungen, Grafiken, Fotos und Liedtexte. „Lesen Sie bitte mein Tagebuch, sehen Sie meine Sachen und lernen Sie mich kennen“, heißt es von Cobain.
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FRANZ KAFKA (1883-1924): Der Schriftsteller führt von 1909 bis 1923 Tagebuch. Darin vermischt er autobiografische und literarische Texte. „Ich werde das Tagebuch nicht mehr verlassen. Hier werde ich mich festhalten“, schreibt er am 16. Dezember 1910. Neben diesen Einträgen hält Kafka auch auf vier Reisen zwischen den Jahren 1911 und 1913 seine Eindrücke fest. „In nahezu jedem Brief und jedem Tagebuchblatt taucht vor dem Leser das Bild des genialen Menschen auf, der das Leben als Qual empfindet“, schreibt Ludwig Winter über Kafkas Tagebuch. Beide waren Autoren des „Prager Kreises“. Besonders ergreifend sind für Winter die Aufzeichnungen aus den letzten Lebensjahren. „Der grausige Humor, der zuweilen durchbricht, macht vieles in Kafkas Dichtungen erst recht verständlich.“
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ASTRID LINDGREN (1907-2002): Die schwedische Kinderbuchautorin beweist schon früh ihr Schreibtalent. Mit den Worten „Oh! Heute hat der Krieg begonnen. Niemand wollte es glauben“, beginnt im September 1939 ihr Kriegstagebuch. Mit der Hilfe von Zeitungsartikeln, Briefen und Zeitdokumenten belegt Lindgren die Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs. Anfangs fürchtet sie eine Invasion der Sowjetunion - später wandelt sich auch ihr Bild von Deutschland. „Die Menschheit hat den Verstand verloren. Verbesserung ist nicht in Sicht.“ Die damals 32-jährige Mutter zweier Kinder hatte erst einige Kurzgeschichten in Zeitschriften veröffentlicht.
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SAMUEL PEPYS (1633-1703): Zehn Jahre lang schreibt der Londoner Aufsteiger sein Leben auf. Zehn Jahre, in denen große bedeutende Dinge passieren: ein König wird gekrönt, die Pest bricht aus, die Stadt brennt ab. Samuel Pepys’ Tagebücher sind eine unerschöpfliche historische Quelle. Aber eigentlich sind es vor allem die kleinen unbedeutenden Dinge, derentwegen man diesem durch und durch mittleren Charakter willig durch die Tage folgt. Pepys singt abends manchmal traurige Lieder zur Gambe, ärgert sich über den Tanzlehrer seiner Frau und macht mit Dienstmädchen Dinge, die sich dann galant verschlüsselt so lesen: „Ich vergnügte mich eine Weile avec la Mädchen, sin hacer algo non ella que Küssen und tocar ses mamelle, quem e haca la cosa mi mismo con gran plaisir.“ Jede Pepys-Ausgabe verfügt über ein Glossar, wo man nachschlagen kann, worin genau das Vergnügen bestand. Und manche Leser durchkämmen das Werk gezielt nach solchen „Stellen“. Dabei entgeht ihnen das Beste: wie Pepys sich um seine geschwollene Nase sorgt, in ein Loch stürzt oder seine „große Angst wegen der Darmwinde“ - mit Sicherheit die bestdokumentierte Flatulenz der Weltliteratur.
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ERICH KÄSTNER (1899-1974): Seine Erlebnisse im zusammenbrechenden „Dritten Reich“ beschreibt der Kinderbuchautor in „Notabene 45“. Die Aufzeichnungen beginnen im Februar 1945 kurz vor den Luftangriffen auf seine Heimatstadt Dresden. Obwohl Kästner in Nazi-Deutschland mit einem Schreibverbot belegt, seine Texte bei der Bücherverbrennung 1933 vernichtet und er wiederholt verhört wurde, gilt „Notabene 45“ nicht ausschließlich als Abrechnung mit dem NS-Regime. Ironisch kommentiert er den alltäglichen Wahnsinn, etwa die bis zuletzt unermüdlich arbeitende Bürokratie der Deutschen. Die Angriffe alliierter Truppen in der Endphase des Krieges benennt er ebenfalls eindrücklich.
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CHRISTOPH KOLUMBUS (1451-1506): Eine Art Tagebuch führt auch der italienische Seefahrer und Entdecker. „Um zwei Uhr morgens kam Land in Sicht“, schreibt er am 12. Oktober 1492 in sein privates Logbuch über die Ankunft in Amerika. „Dort entfaltete ich die königliche Flagge. Unseren Blicken bot sich eine Landschaft dar, die mit grün leuchtenden Bäumen bepflanzt und reich an Gewässern und allerhand Früchten war.“ Kolumbus verfasst das Logbuch nicht für sich selbst, sondern für das spanische Königspaar. So könne er die ihm neue Welt eindrucksvoller beschreiben, als es ihm in mündlicher Form möglich sei.