Wissenschaftsgeschichte Zeigen Fotos, wie die Natur wirklich ist?
Im 19. Jahrhundert entdeckten Forscher in der Fotografie eine neue, objektive Methode. Ihr Blick war unverfälscht und viele forderten, sich nicht mehr auf das eigene Auge zu verlassen. Doch andere zweifelten an der vermeintlichen Revolution: Zeigen die Fotos wirklich das Wesentliche?
14 Bilder

Foto National Media Museum, Bradford / SSPL
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Das Fotografieren mit Röntgenstrahlen machte schnell die Runde, nachdem Wilhelm Conrad Röntgen die Strahlung Ende 1895 entdeckt hatte. Schon einige Monate später später entstanden diese Aufnahmen von einem Skalar (oben) und einem Doktorfisch, fotografiert von Eduard Valenta und Josef Maria Eder in der K. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. In einer Bildergalerie zeigen wir weitere alte Fotografien, die die Wissenschaft revolutionierten – und Arbeiten moderner Künstler, die sich mit dieser Revolution befassen.

Foto Harold Edgerton, MIT, 2015, mit freundlicher Genehmigung von Palm Press, Inc.
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Der Ingenieur Harold Edgerton war Professor an der Universität MIT in Boston. In der Öffentlichkeit wurde er mit seinen Hochgeschwindigkeitsbildern bekannt, in denen er selbst den Flug einer Gewehrkugel einfror. Bekannt ist auch sein Schuss durch einen Apfel.

Foto National Media Museum, Bradford / SSPL
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Die Möglichkeit, schnelle Bewegungen mit kurzen Verschlusszeiten einzufrieren, war einer der Vorzüge der Fotografie. Der französische Fotograf Étienne Jules Marey fertigte zum Beispiel 1892 diese Mehrfachbelichtung an, um den Bewegungsablauf eines Hürdenläufers sichtbar zu machen.

Foto mit freundlicher Genehmigung der Cinémathèque Française, Paris
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Ein weiteres Bild von Étienne Jules Marey, diesmal aus dem Jahr 1901, kurze Zeit vor seinem Tod: Marey hatte einen kleinen Windkanal konstruiert, in dem er mit dünnen Rauchfahnen Strömungen sichtbar machen konnte wie hier die Verwirbelungen hinter einer Platte.

Foto Harold Edgerton, MIT, 2015, mit freundlicher Genehmigung von Palm Press, Inc.
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Ein Bild, wie für ein Physik-Lehrbuch gemacht: mit 60 Blitzen pro Sekunde macht der Ingenieur Harold Edgerton den Flug eines Stabs sichtbar, den eine Tänzerin hochwirft. Das Bild stammt aus dem Jahr 1953.

Foto Ori Gersht, Privatsammlung: mit freundl. Genehmigung von Mummery+Schnelle
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Das wandfüllende Titelfoto der Ausstellung „Revelations“ im Science Museum London: „Blow Up / Untitled 1“ aus dem Jahr 2007 von Ori Gersht. Der israelische Künstler greift auf die Hochgeschwindigkeitsfotografie zurück und hält fest, wie ein Blumenstrauß in einer Vase explodiert. Die Rosen hat er zuvor in flüssigem Stickstoff tiefgefroren.

Foto National Media Museum, Bradford / SSPL
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Der britische Fotograf William Henry Fox Talbot war ein Pionier der Mikrofotografie. Diese beiden Flügel einer Zikade aus Indonesien fotografierte er um 1840 durch ein Mikroskop. Sie leuchten im Original in Gelb und Grün.

Foto Carl Strüwe Archiv, Bielefeld / VG Bild-Kunst, Bonn
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Die Mikrofotografie hatte im 20. Jahrhundert in Deutschland viele Anhänger. Carl Strüwe aus Bielefeld war einer ihrer bekanntesten Vertreter. In dieser Aufnahme aus dem Jahr 1928 ist der Rüssel des Taubenschwänzchens zu sehen, eines Schmetterlings.

Foto Joris Rafael Jansen
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Mit Bildern wie diesem feiert der niederländische Künstler Joris Jansen die analoge Fotografie. Er hat alte wissenschaftliche Fotografien unter dem Mikroskop untersucht. Entstanden sind kosmisch anmutende Nahaufnahmen wie in diesem Bild „System 8“ aus dem Jahr 2011.

Foto National Media Museum, Bradford / SSPL
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Die Fotografie konnte im 19. Jahrhundert nicht nur schnelle Abläufe und kleine Dinge sichtbar machen, sondern auch schwach leuchtende Objekte am Nachthimmel. Der britische Astronom Andrew Common probierte es Anfang 1883 mit zunehmend längeren Verschlusszeiten. Dieses Bild des Orion-Nebels hatte eine Belichtungszeit von 20 Minuten und zeigt bereits einige Details.

Foto Nasa/Esa/Hubble Heritage
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Heute erlauben Observatorien wie das Hubble-Weltraumteleskop natürlich viel detailliertere Aufnahmen kosmischer Objekte wie des Orion-Nebels – hier nur ein Ausschnitt um den jungen Stern LL Ori, der oberhalb und etwas links von der Mitte zu sehen ist (erkennbar an einem feinen Bogen, an dem Sternenwinde aufeinandertreffen).

Foto National Media Museum, Bradford / SSPL
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Der schottische Elektroingenieur Alan Campbell-Swinton ließ 1892 den Strom nach einer Entladung durch die Fotoplatte fließen und erzeugte auf diese Weise solche Blitzbilder . . .

Foto Hiroshi Sugimoto, mit freundlicher Genehmigung der Fraenkel Gallery, San Francisco
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. . . die der japanische Fotograf Hiroshi Sugimoto später wieder aufgriff – zum Beispiel in diesem Bild mit dem Titel „Lightning Fields 216“ aus dem Jahr 2009. Im Unterschied zu Campbell-Swintons kleinformatigen Fotos ist dieses fast einen Meter hoch.

Foto Kate Elliott/Science Museum, London
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Ein Blick in die Ausstellung „Revelations: Experiments in Photography“ in London: das ausgestellte Bild rechts stammt von Carl Strüwe und zeigt die wunderbare Vielfalt von Kieselalgen unter dem Mikroskop.