WM-Finale 2014 Das Leben mit der Unsterblichkeit
Heute vor einem Jahr besiegte die deutsche Mannschaft in Rio Argentinien. Die Fußball-Weltmeister müssen nun niemandem mehr etwas beweisen. Der Erfolg kann aber auch zur Last werden, wie das Beispiel Mario Götze eindrucksvoll zeigt.
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Mertesacker, Podolski und Özil (von links) bejubeln sich und den WM-Titel.
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Ein Jahr ist seit dem WM-Triumph der Fußball-Nationalmannschaft in Brasilien vergangen. Ein Erfolg, der vielleicht nicht die Nation verändert hat, aber den DFB und die Bundesliga. Ein Rückblick auf zwölf Monate im Weltmeister-Land nach dem 1:0-Finalsieg gegen Argentinien.
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Juli 2014: Hunderttausende strömen auf die Fanmeile in Berlin, um die Helden von Rio zu feiern. Das Fernsehen überträgt stundenlang. Aber nicht alle sind euphorisch: „Ich werde diese Art von Würdigung immer für übertrieben halten“, sagt der ehemalige Bundesliga-Trainer Hans Meyer in einem Interview des Magazins „11 Freunde“. Die Veräppelung des argentinischen Finalgegners („So gehen die Gauchos, die Gauchos, die gehen so...“) wird bundesweit diskutiert. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach entschuldigt sich. Beim Trainerkongress in Mannheim referiert DFB-Experte Frank Wormuth und lobt Joachim Löws Team als taktischen Trendsetter: „Die deutsche Nationalmannschaft war die kompletteste Mannschaft.“ Die über 1000 Teilnehmer sind alle ein bisschen Weltmeister.
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August 2014: Anpfiff der „Weltmeisterliga“ mit FC Bayern - VfL Wolfsburg. Manuel Neuer wird als „Fußballer des Jahres“ geehrt, Bastian Schweinsteiger ist mal wieder verletzt. Es gibt Blumen für die Bayern-Weltmeister, die Nationalhymne wird gespielt. Fast die ganze Welt schaut zu. Nur in Pakistan und Nordkorea sind davon keine TV-Bilder zu sehen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagt in der „Zeit“ auf die Frage, ob es bei den Weltmeisterschaften in Russland und Katar bleiben wird: „Wo auch immer gespielt wird: Deutschland schickt schießendes Personal.“ SPD und Linke sind empört, von der Leyens Sprecher sagt, das sei „selbstverständlich“ ein Scherz gewesen.
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Oktober 2014: Der WM-Rausch ist vorbei: Die DFB-Auswahl verliert in der EM-Qualifikation in Polen 0:2. Gegen Irland gibt’s nur ein 1:1. „Jogi, was ist bloß mit unseren Weltmeistern los?“, fragt „Bild“. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff sagt im „Kicker“: „Jede Weltmeister-Mannschaft hatte für ihre Zeit Bedeutung. Bei unserer aktuellen Mannschaft habe ich den Eindruck, dass sie weltweit eine so hohe Anerkennung genießt wie keine andere zuvor. Bei den ersten drei deutschen WM-Titeln war es der sportliche Erfolg einer Mannschaft, diesmal ist es der Erfolg eines Landes.“ 3 Millionen der deutschen WM-Trikots sind bereits verkauft. Ladenpreis: 85 Euro, Lizenzgebühr für den DFB: 5,10 Euro.
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November 2014: Bundespräsident Joachim Gauck verleiht im Schloss Bellevue den Weltmeistern das Silberne Lorbeerblatt. Am Potsdamer Platz gibt es die Premiere des WM-Streifens „Die Mannschaft“. Nicht Sönke Wortmann führte Regie wie beim „Sommermärchen“ 2006, sondern der DFB. Thomas Müller kellnert nach einer verlorenen Golfwette im Dirndl, ansonsten: viel Pathos, ganz viel Harmonie und ganz wenig Diskussionsstoff. Einem dürftigen 4:0 gegen Gibraltar folgt zum Jahresabschluss immerhin ein 1:0-Prestigesieg im Test in Spanien.
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Dezember 2014: Der Verband plant ein fast 9 Millionen Euro teures Leistungszentrum in Frankfurt/Main, ein „Jahrhundertprojekt“, so Präsident Wolfgang Niersbach. Bierhoff sagt: „Die Leitidee ist erstmal: Wir wollen die Kompetenz im DFB sein, im deutschen Fußball, möglichst auch im internationalen.“ Bei einem Bürgerentscheid scheitern später die Gegner, die die Galopprennbahn erhalten wollen.
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Januar 2015: Die Bundesliga boomt weiter. Noch vor dem WM-Triumph hat die Liga in der Saison 2013/14 mit 2,45 Milliarden Euro zum zehnten Mal hintereinander einen Rekordumsatz geschrieben. „Wir sind das einzige Land in Europa, wo sich die Nationalmannschaft und die Liga parallel entwickeln“, sagte DFL-Chef Christian Seifert voller Stolz. Bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2014 reicht es nur zu Platz drei. Manuel Neuer landet hinter Cristiano Ronaldo und Lionel Messi, die in Brasilien noch bezwungen wurden. Löw erhält in Baden-Baden den Medienpreis - und hält eine Rede wie ein Politiker. „Ich glaube schon, dass wir alle von dieser Mannschaft lernen können. Bei uns ist es so, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht seine Herkunft.“ Alle könnten stolz sein „auf unsere fußballspielenden Außenminister“. Er erinnert an die Krisen der Welt.
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März 2015: Strahlende Gesichter in der DFB-Zentrale: Löw verlängert seinen Vertrag vorzeitig bis 2018, Bierhoff, der die Nationalmannschaft einmal als „vierte Macht im Staat bezeichnet hat“, sogar bis 2020. In der Eingangshalle hängt ein Plakat: „Willkommen beim Weltmeister“. Die Christus-Statue von Rio ist in eine Deutschland-Fahne gehüllt. Der Länderspielauftakt fällt eher bescheiden aus. Lukas Podolski sichert kurz vor Schluss ein 2:2 gegen Australien.
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Juni 2015: Die U 20 von DFB-Chefausbilder Wormuth scheitert im WM-Viertelfinale in Neuseeland - an Mali. Die U 21 unterliegt im EM-Halbfinale Portugal - mit 0:5. 2009 waren die Junioren - unter anderem mit Sami Khedira und Mesut Özil - noch Europameister. „Systemabsturz“, titelt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Vor dem Länderspiel gegen die USA präsentiert der DFB stolz den neuen Namen für die A-Auswahl. „Die Mannschaft“ soll als Marke etabliert werden. Gegen das Team von Jürgen Klinsmann glänzt nichts: Beim 1:2 in Köln fehlt Löw „ein bisschen diese Geilheit, ein Tor machen zu wollen“. Drei Tage später gibt es gegen Gibraltar nach Anlaufschwierigkeiten ein 7:0 - der zweithöchste Sieg in neun Jahren unter Löw.
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Juli 2015: Deutschland ist nicht immer Weltmeister, nicht einmal Weltmeisterin: Die Fußballerinnen belegen in den USA nur Rang vier. Löw springt Kollegin Silvia Neid bei, die von den Bundesliga-Trainern Zunder bekommt: „Mieser Stil.“ In Kaltern in Südtirol feiern die Weltmeister ihr 25. Jubiläum - natürlich die Weltmeister von 1990.