Zehn berührende Geschichten Das war das schönste Geschenk meines Lebens
Ein Frühstück mit unerwartetem Gast, ein Baum mit besonderer Herkunft – zehn Menschen aus Stuttgart und der Region erzählen vom schönsten Geschenk, das sie je bekommen haben.
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Foto Unsplash/Kira auf der Heide
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10 Menschen aus Stuttgart und der Region verraten uns die Geschenke ihres Lebens. Klickt euch durch die Bildergalerie!
Foto Imago images/Blickwinkel/S. Ziese
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Anita, 61: Ein Gutschein für ein kleines Café in der Nachbarstadt, darauf notiert: Ein Datum im Januar, eine Uhrzeit. Mehr erfuhr Anita nicht über das Weihnachtsgeschenk ihrer beiden Töchter. Kommen die beiden mit? Gibt es ein besonderes Menü? „Alle Nachfragen, doch bitte etwas Genaueres zu erfahren, wurden mit Achselzucken und ‚sei pünktlich‘ beantwortet“, erzählt sie. Pünktlich war sie, wurde an einen Tisch geführt, saß allein da. „Da entdeckte ich eine Frau, die etwas zögerlich eintrat, sich suchend umschaute – und mir bekannt vorkam.“ Es war eine Jugendfreundin von Anita. Ewig hatten sich die beiden nicht mehr gesehen oder gehört als die Töchter die Telefonnummer der Freundin heraussuchten, sie heimlich kontaktierten und einluden. „Wir hatten einen wunderbaren Tag miteinander. Dieses Geschenk hat gleich zwei Menschen sehr glücklich gemacht!“
Foto Privat/Simona Horáková
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Jakub, 25: Seinen Geburtstag plante Jakub nicht groß zu feiern. Er war damals an einer Depression erkrankt, wollte nichts organisieren, nur abends mit den Mitbewohnern zusammensitzen. Als seine Freundin ihn fragte, ob sie eine Runde Laufen gehen, willigte er ein: „Und dann wurde aus dem Lauf plötzlich dieses großartige Spiel, das sie sich ausgedacht hatte“, sagt er. Freunde warteten oder versteckten sich entlang der Route, gaben Hinweise, an welchen Ort Jakub als Nächstes musste: Mal hatten sie ein Rätsel für ihn. Mal war es eine Aufgabe, die er lösen sollte – etwa den nächsten Hinweis aus einer Flaschenpost im Fluss zu holen oder sich im Second Hand-Laden in wenigen Minuten ein Outfit für weniger als fünf Euro zusammenzustellen. Andere hatten kleine Geschenke, eine selbst gemachte Kette, oder sie warteten mit Süßigkeiten in einem Café auf ihn. Am letzten Stopp wurden Jakub dann die Augen verbunden. Als er die Augenbinde abnehmen durfte, saßen sie da: Alle Freunde, sie hatten ein Picknick im Park vorbereitet. „Für mich war es so besonders, weil es mir gezeigt hat, was für wundervolle Menschen ich um mich habe. Das war zu der Zeit etwas sehr Wichtiges für mich. Etwas, auf das ich bauen konnte.“
Foto Imago/imagebroker/Erhard Nerger
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Felicia, 27: Den großen Feigenbaum im Garten ihrer Eltern liebt Felicia seit Jahren. „Als ich ausgezogen bin, war ich schon etwas traurig darüber, den Baum zu verlieren“, sagt sie. Also schnitt ihr Freund bereits im Frühjahr heimlich einen Ast davon ab, zog ihn mühsam groß und schenkte ihr dann den kleinen Baum in einem Topf. „Ich fand das total schön – ein Geschenk, das mich an Zuhause erinnert. Wir hatten als Studierende damals auch nicht viel Geld und das zeigt für mich, dass es nicht immer ein teures Geschenk sein muss.“ Noch immer steht der Baum im Garten der ersten gemeinsamen Wohnung der beiden.
Foto Privat
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Romy, 64: Als sich Romy mit einer Freundin in einer Kneipe traf, konnte sie den Blick einfach nicht von diesem Porträt an der Wand wenden. Ein Frauengesicht, Romy war fasziniert. Später erwähnte sie es vor ihren Eltern, ganz nebenbei. Am Wochenende nach ihrem 25. Geburtstag besuchte sie die Eltern – in ihrem Zimmer wartete das Porträt auf sie. „Da sind meine Oldies doch glatt in diese Jugendkneipe gedüst und haben das Bild identifiziert! Ich werde es nie vergessen.“
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Caroline, 56: Als am Weihnachtsabend auf einmal zwei Nachbarn vor der Tür standen und ein Klavier hereintrugen, konnte Caroline es kaum fassen: „Ich hatte einmal vor meinem Mann geäußert, dass ich noch gerne das Klavierspielen lernen würde, und wenn es erst mit 50 Jahren ist. Ich hab’s dann schon vier Jahre vorher bekommen!“
Foto Imago/Rüdiger Wölk
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Anna-Marie, 26: Am ersten gemeinsamen Weihnachten war klar: Anna-Marie würde bald aus ihrer geliebten Studienstadt Münster wegziehen. Das hieß auch, ihre erste eigene Wohnung zu verlassen, auf die sie so stolz war. Mit dem Geschenk von ihrem Freund sollte sie ein Stück Münster mit in die Schweiz nehmen können: Ein gerahmter Stadtplan. „Er hat den Plan herausgesucht und dann am Computer bearbeitet. Er ist in meiner Lieblingsfarbe rosa eingefärbt, der Münster-typisch gezackten Schlossgraben und die Gewässer in blau.“ Der Ausschnitt zeigte die Gegend um den früheren Wohnort von Anna-Marie – ihre Wohnung war besonders farbig markiert. „Für mich war es das schönste Geschenk, weil es so persönlich war. Der Plan hängt heute in unserer ersten gemeinsamen Wohnung in Basel.“
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Caro, 26: Zum ersten Mal sah Caro das Bett im Gartenhaus, da baute ihr Großvater es gerade zusammen: Zwei Etagen, rote Rutsche, ein Schiffslenkrad, ein Seil zum Schaukeln – alles vom Schreinermeister selbst gebaut. „Ich erinnere mich immer noch an den Moment, in dem ich die Türe zum Gartenhaus aufgemacht habe und dieses riesige Bett zum Toben da stand“, sagt sie. Viele Jahre lang stand es in ihrem Kinderzimmer und irgendwann, so hofft Caro, kann sie es für ihre eigenen Kinder wieder aufbauen.
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Martina, 62: 1984 war der heutige Ehemann von Martina noch im Studium, absolvierte gerade ein Praktikum im türkischen Izmir. Das Geld war knapp, sein Studium konnte er nur mit mehreren Jobs finanzieren. Doch für dieses Geschenk plünderte er die Reisekasse: Ein Paar Ohrringe, von ihm selbst gemeinsam mit einem Goldschmied entworfen. Und das, obwohl er mit Schmuck eigentlich wenig am Hut hat, sagt Martina: „Filigran ist für ihn als Maschinenbauer ein Fremdwort, Shopping hasst er!“ Sie aber liebe Schmuck – und die Ohrringe noch immer.
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Inken, 35: Beim ersten Date mit ihrem jetzigen Freund brachte er Inken einen Blumenstrauß mit. Darin offensichtlich enthalten: Dill. „Meine Wohnung roch danach eine Woche lang nach Dill“, erzählt sie. Und auch das nächste Geschenk hatte Dillaroma: Eine selbst gezogene Kerze. „Ich wusste bis dato nicht einmal, dass es Dillextrakt gibt“, sagt Inken – freut sich aber seitdem über alles, was nach Dill riecht. „Andere haben einen gemeinsamen Song oder einen Platz, ich habe einen Geruch!“
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Lucia, 25: Es ist Tradition in Lucias Familie, dass die Enkel zu Weihnachten von den Großeltern immer auch etwas Geld in einem Umschlag bekommen. Vor einigen Jahren aber war es ihre Tante, die ihr einen solchen Umschlag schenkte – nur steckte kein Geld darin, sondern eine ganz besondere Botschaft: „Es war eine handgeschriebene Karte mit all ihren Hoffnungen und Wünschen für mich und mein Leben. Das hatte ich absolut nicht erwartet“, sagt Lucia. Die Karte liegt heute auf ihrem Nachttisch: „Ich lese sie von Zeit zu Zeit um mich daran zu erinnern, wie meine Tante über mich und mein Leben denkt und es hilft mir, immer weiter an mich zu glauben“, erzählt Lucia.