Der VfB Stuttgart hat in seinem ersten Bundesligaspiel der neuen Saison viele gute Chancen vergeben – und das Heimspiel gegen Köln mit 1:3 verloren.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Da stehen die Stuttgarter Spieler nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen des eigenen Stadions, so wie man sie kennt: mit enttäuschten Gesichtern und hängenden Schultern. Es ist das altbekannte Bild – Heimniederlagen des VfB sind in den vergangenen Jahren schließlich keine Seltenheit gewesen. Auch die neue Saison beginnt mit einer Pleite, doch ist diesmal vieles anders als sonst. Denn diesmal hat die Mannschaft ihrem Publikum eine Vorstellung geboten, in der fast alles stimmte. Nur das Ergebnis nicht.

 

Mit 1:3 (0:0) hat der VfB am Sonntag gegen den 1. FC Köln verloren und damit den Saisonauftakt in der nahezu ausverkauften Mercedes-Benz-Arena in den Sand gesetzt. Der großen Aufbruchstimmung im Vorfeld der Partie ist also die Ernüchterung gefolgt, die freilich nur von kurzer Dauer sein soll: Bis auf die Chancenverwertung, sagt der VfB-Trainer Alexander Zorniger nach seinem Bundesligadebüt, „hat unsere Leistung keine Wünsche offen gelassen“.

Fulminanter Auftakt

Zur Freude der fast 60.000 Zuschauer wollten sich beide Mannschaften mit vorsichtigem Abtasten nicht aufhalten – krachend ging die Begegnung los: Keine zwei Minuten waren vergangen, als der Kölner Kapitän Matthias Lehmann den Innenpfosten des Stuttgarter Tores traf – der VfB-Schlussmann Przemyslaw Tyton hätte keine Chance gehabt. Von der Unterlatte prallte auf der Gegenseite ein Gewaltschuss von Daniel Didavi zurück ins Spielfeld (7.). Und nur ein paar Zentimeter fehlten auch, als Christian Gentner nach Didavis Vorarbeit von der Strafraumgrenze den linken Pfosten traf (12.). Es war ein fulminanter Auftakt eines aufregenden Bundesligaspiels, zu dem beide Teams ihren Teil beitrugen.

Dass der VfB einen ganz anderen, einen offensiveren, temporeicheren und mutigeren Fußball als in der Vergangenheit spielen will, das wurde von Zorniger in der Vorbereitung oft betont und beim 4:2-Testspielsieg gegen Manchester City auf beeindruckende Art deutlich. Auch gegen Köln, den der VfB im eigenen Stadion zum letzten Mal im Jahr 1996 besiegt hat, setzte die Elf dieses Vorhaben über weite Strecken in die Tat um. Angeführt von Didavi und Filip Kostic suchten die Gastgeber bei jeder Gelegenheit den Weg nach vorne. Engagiert und leidenschaftlich, gleichzeitig aber auch strukturiert und spielfreudig – so trugen Zornigers Spieler ihre Angriffe vor. Nur ein Tor wollte nicht fallen.

Der VfB war die klar bessere Mannschafte, doch begnügten sich auch die Kölner nicht damit, nur in der eigenen Abwehr zu stehen. Immer wieder nutzten sie die Räume, die sich ihnen dank des risikoreichen VfB-Systems eröffneten. Adam Hlousek, die Neuentdeckung in der Stuttgarter Innenverteidigung, rettete in höchster Not gegen Anthony Modeste (27.). Und nur knapp strich ein Distanzschuss von Leonardo Bittencourt am Tor vorbei (40.), nachdem die Stuttgarter gegen Ende der ersten Hälfte einen Gang zurückgeschaltet hatten.

Strafe mit voller Wucht

Nach der Pause erhöhte der VfB dann wieder die Schlagzahl und drängte mit immer größer werdender Vehemenz auf den Führungstreffer. Fast im Minutentakt erspielten sich die Stuttgarter beste Torgelegenheiten: Ein Volleyschuss von Daniel Ginczek ging drüber (47.); nur das Außennetz traf Kostic (48.); der Kölner Torwart Timo Horn hielt den Schuss von Didavi (51.); der FC-Nationalverteidiger Jonas Hector rettete bei Martin Harniks Kopfball auf der Linie (55.); und erneut Horn war zur Stelle, als es Harnik, der Pechvogel im VfB-Angriff, freistehend mit einem Linksschuss probierte (65.). Es war ein einziger großer Sturmlauf des VfB, dem man jedoch einen entscheidenden Vorwurf machen musste: dass die vielen Chancen ungenutzt blieben.

Dass dies im Fußball bisweilen bitter bestraft wird, ist keine neue Erkenntnis – den VfB traf es mit voller Wucht. Erst verwandelte Modeste vom Elfmeterpunkt (75.), nachdem er von dem in dieser Szene indisponierten Tyton zu Fall gebracht worden war. Dann legte Simon Zoller nach (77.). Binnen 91 Sekunden hatten die Kölner den Spielverlauf auf den Kopf gestellt.

Zwar keimte beim VfB noch einmal Hoffnung auf, als Didavi per Elfmeter – Kostic war von Zoller gefoult worden – der Anschlusstreffer zum 1:2 gelang (79.). Doch besiegelte in der Nachspielzeit der Japaner Yuya Osako die VfB-Niederlage, die diesmal besonders bitter war. „Das ist brutal“, sagte der Manager Robin Dutt.