Der Arbeitskampf im Bahnverkehr könnte bald fortgesetzt werden: Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn nach Angaben der Arbeitgeberseite abgebrochen. Zwei prominente Moderatoren konnten es nicht verhindern.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Die Kunden der Deutschen Bahn (DB) müssen sich auf neue Blockaden des bundesweiten Zugverkehrs einstellen. Die vertraulichen Tarifverhandlungen mit der Lokomotivführergewerkschaft (GDL) sind nach Angaben des Konzerns gescheitert. Die GDL habe die seit Anfang Februar laufenden Verhandlungen in Berlin am Donnerstag abgebrochen, teilte er mit.

 

Trotz der Zugeständnisse der Bahn und trotz des Einsatzes von zwei erfahrenen Moderatoren – gemeint sind der frühere Innen- und Verteidigungsminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU) – „hat die GDL die Tarifverhandlungen heute frühzeitig platzen lassen“, heißt es. Eigentlich sollte noch bis Sonntag verhandelt werden. Die GDL habe bis zuletzt dogmatisch auf der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich beharrt, obwohl die Moderatoren auch zum zentralen Streitpunkt der Arbeitszeit Kompromissvorschläge gemacht hätten.

„Keinen einzigen Millimeter bewegt“

„Wir waren bereit, Schritte bei der Arbeitszeitverkürzung zu gehen, die weit über unser letztes Angebot hinausgehen“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Es ist unfassbar, dass die Lokführergewerkschaft trotzdem vom Tisch aufsteht und damit für die Kunden weitere Streiks drohen.“ In den vier Wochen habe sich die GDL „keinen einzigen Millimeter bewegt“. Ohne Kompromisse könne es in einem Konflikt aber keine Lösung geben. „Wir sind an die absolute Grenze dessen gegangen, was finanziell und personell möglich ist“, so Seiler.

Binnen zehn Jahren würden über 60 Prozent der Belegschaft die DB alters- und fluktuationsbedingt verlassen. Über ein Drittel des Zugpersonals in GDL-Betrieben sei 55 Jahre und älter. Die DB stelle auf Rekordniveau ein und bilde so viel aus wie nie. Aber jeder neue Lokführer müsse mühsam gefunden und aufwendig ausgebildet werden.

Beim Entgelt sei die DB bereit gewesen, eine Anhebung mit Festbeträgen zu vereinbaren, die in der Höhe mit den Abschlüssen von EVG und öffentlichem Dienst vergleichbar seien. Dazu wäre eine Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro gekommen.

GDL macht Bahn und „Bild“ schwere Vorwürfe

GDL-Chef Claus Weselsky lud für Montag um 11 Uhr zur Pressekonferenz ein. Man wolle die Vereinbarung einhalten, bis 3. März den Verhandlungsstand nicht zu kommunizieren und die Friedenspflicht zu wahren. „Wenn die DB in gewohnter Manier irgendeine Meldung durchsticht, ist dies kein Grund für die GDL, ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht einzuhalten.“ Besonders hart kritisiert sie die „Bild“-Zeitung, die „wie immer tendenziös und vorab schuldzuweisend sämtliche Details zum Tagungsort als auch zur Beteiligung von Dritten veröffentlicht“ – die Informationen seien gezielt vom DB-Management weitergegeben worden, „um es dann der Gewerkschaftsseite anzuhängen“.