Nach einer hitzigen Debatte lehnte der Bezirksbeirat die Erweiterung des Betriebshofs der Abfallwirtschaft Stuttgart ain der Gingener Straße ab. Angetan waren sie von den Neubauplänen fürs Autohof-Areal.

Wangen - Nach 90-minütiger Diskussion über die Erweiterung des Betriebshofs der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) waren Wangens Bezirksbeiräte aufgebracht. Schmerzlich wurde ihnen bewusst: Sie hatten nichts zu bestimmen, es ging der Verwaltung lediglich darum, die Betroffenen zu informieren. Die Verlegung großer Teile des bisherigen AWS-Betriebshofes Türlenstraße in die Gingener Straße soll in den nächsten Tagen vom Gemeinderat beschlossen werden. „Eine beschämende Art und Weise mit dem Bezirksbeirat umzugehen“, sprach Ingrid Kreis von den Freien Wählern den Bezirksbeiräten aller Parteien aus dem Herzen. Einstimmig lehnten die Lokalpolitiker die geplante Erweiterung des Wangener Betriebshofes ab.

 

Der Leiter der Abfallwirtschaft, Thomas Heß, sowie die Stadtplaner Angela Weißkopf und Hubert Vollmer hatten versucht, den Bezirksbeiräten die Planung plausibel zu erklären: Laut Gemeinderatsbeschluss soll der historische und zentral gelegene AWS-Betriebshof in der Türlenstraße aufgegeben werden, auf dem Areal sollen hochwertige Wohnungen entstehen. Die AWS benötigt allerdings nicht nur Ersatz für ihren Traditionsstandort. In Vaihingen wird ein weiterer Betriebshof aufgegeben, zudem kommen mit der Einführung der Biotonne neue Aufgaben hinzu. Die AWS benötigt deshalb mehr Platz für Fahrzeuge und Mitarbeiter.

In Ermangelung neuer Standorte konzentrierte sich die Suche auf eigene, städtische Grundstücke. Der Blick richtete sich auf die Standorte Burgholzstraße in Münster und die Gingener Straße in Wangen, als dritter kommt das Gebiet der noch existierenden Feuerwache in Degerloch hinzu. Eine Machbarkeitsstudie wurde durchgeführt. „Demnach können die Aufgaben auf die drei Standorte aufgeteilt werden“, erklärte Heß.

AWS: Lärm- und Geruchsemission halten sich laut Machbarkeitsstudie in Grenzen

Der Löwenanteil von 65 bis 70 Prozent soll indes nach Wangen verlagert werden. Das Grundstück in der Gingener Straße wird bislang vom Tiefbauamt und der AWS je zur Hälfte genutzt. „Das Tiefbauamt gibt uns rund 60 Prozent seiner Fläche ab“, so Heß. Auf dem heutigen Lagerplatz und entlang der Gingener Straße sind Neubauten mit Garagen für die Abfall-Lastwagen und Büroräume geplant. Die Stadtverwaltung will 14,65 Millionen Euro investieren. Mit dem Bau soll 2019 begonnen werden. Die Inbetriebnahme ist für 2022 vorgesehen.

„Die Fahrzeuge unserer Straßenreinigung inklusive des Winterdienstes werden dann in die Heinrich-Baumann-Straße verlegt. Dadurch werden die Anwohner am Wochenende und in den Nachtstunden nicht mehr belästigt“, so Heß. Es kommt dennoch zu mehr Fahrten: Durch die zusätzlichen Müll-Sammelwagen summieren sich die Fahrten zum Betriebshof auf 140 Bewegungen pro Tag. Heute sind es 108. Die Fahrzeuge erreichen den Betriebshof wie bisher über das Autohof-Gelände. Hinzu kommen noch die Fahrten und die Parkplatzsuche der von der Türlenstraße nach Wangen versetzten Beschäftigten. Was die Lärm- und Geruchsemission angehe, gäbe die Machbarkeitsstudie Entwarnung, so Heß. Die AWS setze moderne, mit Erdgas betriebene Fahrzeuge ein, die in Garagen untergestellt werden.

„Sie haben uns die Erweiterung schön beschrieben und als etwas Gutes verkauft, sie bringt Wangen aber nur Nachteile“, kritisierten Ingrid Kreis und Rolf Jänig (CDU). Gerhard Föll (Grüne) und Jean-Louis Servant (SPD) vermissten ein Gesamtkonzept für das Gebiet. Denn auch das Hotel Autohof wird abgerissen und neu gebaut. „Zudem benötigt die Wilhelmsschule einen Erweiterungsbau für den Ganztagesbereich, das Jugendhaus wird neu gebaut und auf dem Zürn-Areal entstehen gerade drei Wohngebäude mit 25 Einheiten“, berichtete Stadtplaner Vollmer. Peter Selig-Eder (SÖS-Linke) monierte: In der Stadtmitte werde dem Druck nach Wohnungen nachgegeben, dort werde der Betriebshof nicht gelitten. „Die Türlenstraße wird auf- und Wangen abgewertet“, brachte Kreis die Gefühlslage auf den Punkt.