Nach der Diesel-Razzia bei Porsche haben die Ermittler einen hochrangigen Manager in Untersuchungshaft genommen. Der Autobauer weist die Vorwürfe zurück und verspricht Aufklärung.

Stuttgart - Im Zuge der mehrtägigen Durchsuchungen bei Porsche und Audi ist am Donnerstag ein Manager des Stuttgarter Sportwagenherstellers in Untersuchungshaft genommen worden. Dies geht aus einer internen Mitteilung von Porsche-Chef Oliver Blume an die Mitarbeiter des Unternehmens hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Grund für die Verhaftung ist nach Angaben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft Verdunkelungs- und Fluchtgefahr. Diese Haftgründe hätten sich im Laufe der Durchsuchungen ergeben, sagte ein Sprecher der Behörde. Details wollte er nicht nennen. Vorstellbar sind grundsätzlich vielfältige Gründe, wie etwa, dass besonders belastende Dokumente gefunden wurden oder etwa Unterlagen zurückgehalten werden sollten.

 

Der inhaftierte Porsche-Manager ist nach Informationen unserer Zeitung Jörg Kerner, der Chef der Motorenentwicklung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem bereits seit dem vergangenen Monat auch gegen den Porsche-Entwicklungschef Michael Steiner sowie gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des Unternehmens, der jetzt bei Audi beschäftigt ist. Es geht um den Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit der Manipulation der Abgasreinigung von Dieselmotoren.

Porsche-Chef Blume weist den Vorwurf der Verschleierung zurück

Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich nicht dazu äußern, ob der inhaftierte Manager nun beurlaubt wird. Wie unsere Zeitung aus Konzernkreisen erfuhr, hält Porsche an Entwicklungsvorstand Steiner fest und will ihn nicht freistellen. In der Mitteilung an die Mitarbeiter wehrt sich Porsche-Chef Blume gegen die Vorwürfe. „Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Beschuldigten und Porsche vor, wir hätten Kenntnis davon gehabt, dass in diesen Motoren unzulässige Steuergeräte verbaut gewesen seien. Wir weisen diesen Vorwurf zurück und tun unser Möglichstes, um alles in Ordnung zu bringen“, schrieb Blume. Zudem wies er darauf hin, dass Porsche keine Dieselmotoren entwickelt und produziert. Das gelte auch für die Software. Porsche bezieht die Dieselmotoren von der VW-Konzernschwester Audi. Der Sportwagenhersteller hat den Verkauf von Autos mit Selbstzünder derzeit jedoch komplett eingestellt.

Blume riet den Mitarbeitern zugleich, sich nicht verunsichern zu lassen. „Meine Vorstandskollegen und ich tun alles dafür, um den Sachverhalt so schnell wie möglich aufzuklären. Das sind wir unseren Kunden und der Öffentlichkeit schuldig, die großes Vertrauen in die Marke haben und weiterhin haben dürfen“, so Blume.

Auch am Freitag waren die Ermittler bei Porsche unterwegs

Um Beweismittel zu sichern, hatte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft am Mittwoch eine groß angelegte Razzia bei Porsche sowie Audi gestartet. Insgesamt durchsuchten 30 Staatsanwälte aus Stuttgart, drei aus München und 160 Einsatzkräfte der Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Bayern zehn Objekte, darunter die Porsche-Zentrale in Zuffenhausen, das Entwicklungszentrum des Sportwagenbauers in Weissach sowie dessen Dependance in Hemmingen. Auch am Donnerstag und Freitag wurden die Durchsuchungen fortgesetzt, allerdings mit weniger Personal. Am Freitag waren die Ermittler nur noch an einem Standort, dem Vernehmen nach im Entwicklungszentrum in Weissach.