Ende März werden die Uhren umgestellt. Dabei waren die EU-Kommission und das EU-Parlament schon vor Jahren für eine Abschaffung der Zeitumstellung. Woran hakt es?

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Es ist wieder so weit. In der Nacht zum 31. März werden die Uhren umgestellt – und zwar um eine Stunde nach vorne. Das bedeutet eine Stunde weniger Schlaf. Dabei war das Ende der Zeitumstellung eigentlich schon beschlossene Sache.

 

Taktgeber für die Zeit sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Umstellung anpassen. In Deutschland gibt es die Sommerzeit seit 1980. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktobersonntag eine Stunde zurück.

Menschen klagen über psychische Probleme

Aber auch nach so langer Zeit haben sich viele Menschen nicht daran gewöhnt. Immer wieder wird von psychischen Problemen nach der Zeitumstellung berichtet, von Niedergeschlagenheit und Schlafmangel. Verweisen können die Kritiker auch darauf, dass die Maßnahme ihren ursprünglichen Zweck nachweislich nicht erfüllt. Das Vorstellen der Uhr sollte im Frühjahr zum Energiesparen in der hellen Jahreszeit beitragen. Die Überlegung: Wenn sich der Tag um eine Stunde nach vorn verschiebt, wird weniger Strom verbraucht.

Umfrage der EU nicht repräsentativ

Angesichts der Dauerkritik hat sich vor einigen Jahren auch die EU wieder der Sache angenommen. Im Juli 2018 wurde eine Umfrage in die Wege geleitet – und das Ergebnis schien eindeutig. 80 Prozent hatten sich dafür ausgesprochen, die Umstellung zu Grabe zu tragen. Meinungsforscher zweifeln jedoch an der Aussagekraft der Umfrage. Nicht einmal ein Prozent der Einwohner der Europäischen Union gab ein Votum ab. Bemerkenswert war, dass mehr als drei Millionen Rückmeldungen aus Deutschland kamen. Der Streit über die Zeitumstellung scheint also ein sehr „deutsches Problem“ zu sein. Ein entspannteres Verhältnis zur Zeit scheinen die Italiener zu haben, wo nur 25.000 Menschen an der Umfrage teilnahmen.

Zudem war die Personengruppe nicht repräsentativ, da sie nicht nach Schichten, Berufsgruppen, Geschlecht und Alter ausgesucht worden war. Es konnte also jeder seine Meinung sagen, der Lust hatte. Die Erfahrung zeigt, dass sich dann vor allem jene Menschen melden, die etwas ändern wollen. Diese Einwände wurden in Brüssel aber ignoriert.

EU-Parlament unterstützte Vorschlag der Kommission

Die Kommission schlug vor, die halbjährlichen Zeitumstellungen in der EU im Jahr 2019 zu beenden. Das Europäische Parlament unterstützte im März 2019 den Vorschlag der Kommission, jedoch mit einer Verschiebung des Datums von 2019 auf 2021. Trotzdem geschah erst einmal nichts. Denn die Kommission spielte den Mitgliedsstaaten den Ball zu. „Um eine Zersplitterung des Binnenmarktes zu vermeiden, sollen die Mitgliedsstaaten entscheiden, ob sie die Sommer- oder Winterzeit dauerhaft beibehalten wollen,“ hieß es.

Die Befürworter einer dauerhaften Einführung der Sommerzeit führen an, dass so mehr Tageslicht und Lebensqualität auch im Winter ermöglicht werde, da es an den meisten Tagen bis 18 Uhr hell sei. Die Befürworter der Winterzeit verweisen darauf, dass die künstlich entstandene Sommerzeit für die meisten Menschen am Abend zu ansteigender Hitzebelastung und im Winter zu dunklen Morgenstunden führe, was nachteilige Folgen für Schulkinder, Berufstätige und Pendler habe.

Es droht ein erneuter Flickenteppich in der EU, der Handel und Verkehr beeinträchtigen könnte. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

In Deutschland unterstützte der Petitionsausschuss des Bundestages die Forderungen die Zeitumstellung abzuschaffen. Mit Ausnahme der AfD stimmten alle Fraktionen für die Abschaffung der Sommerzeit . Das war im Jahr 2019 – also vor fünf Jahren.

Keine Einigung zwischen EU-Staaten in Sicht

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sei im Kontakt mit den europäischen Nachbarn, um für eine gemeinsame Standardzeit zu werben, ließ die Bundesregierung daraufhin verlauten. Bis heute fehlt die Zustimmung der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union für die Abschaffung der Zeitumstellung. Das liegt vor allem daran, dass es keine einheitliche Position gibt, welche Zeit künftig gelten soll.

Die Antwort auf die Frage nach dem Wann ist also bis heute unbeantwortet. Und derzeit zeichnet sich auch kein Termin ab, an dem die Zeitumstellung abgeschafft werden könnte.

Es wird befürchtet, dass Europa wieder zu einem Flickenteppich unterschiedlicher Zeitzonen zwischen Griechenland im Osten und Portugal im Westen zurückkehren könnte. Das könnte zum Beispiel Beeinträchtigungen für Wirtschaft, Verkehr und grenzüberschreitenden Alltag bedeuten.