Im Mittelmeer werden immer wieder Tote an Land gespült. Doch seit einigen Tagen häufen sich in der türkischen Urlaubsregion Antalya mysteriöse Leichenfunde. Wer sind die Toten und woher kommen sie? Auf der Spur eines Dramas auf hoher See.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind im vergangenen Jahr mehr als 3000 Migranten bei ihrer Flucht über das Mittelmeer verschwunden. Es war die höchste Zahl von Verunglückten seit dem Jahr 2017.

 

Stammen die Toten aus Syrien?

Schon der Weg zu den Startpunkten der Boote gilt als sehr riskant. „Die Reise von West- oder Ostafrika und dem Horn von Afrika nach Libyen zu den Startpunkten an der Küste ist eine der gefährlichsten Reisen der Welt“, teilt das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit.

Wie gefährlich das Übersetzen über das mediterrane Meer ist, zeigen Vorfälle aus jüngster Zeit, die auf Drama auf hoher See hinweisen. In der türkischen Urlaubsregion Antalya sind innerhalb von sechs Tagen acht Leichen angespült worden.

Bei fünf von ihnen soll es sich um ertrunkene Migranten handeln. Man habe festgestellt, dass Kleidung und Schuhe der fünf Personen in Syrien hergestellt worden seien, teilt das Gouverneursamt in Antalya mit.

Die Toten von Serik und Manavgat

Am Samstag (20. Januar) hatte das Meer zwei tote Körper freigegeben, einen in Manavgat und einen in Serik. Bei der Frau, die in Serik angespült wurde, könnte es sich um eine 18-Jährige handeln, die seit rund zwei Wochen vermisst wird. Ihre Familie sei aus Istanbul angereist, damit ein DNA-Test stattfinden kann, berichtet die Nachrichtenagentur DHA.

Die Toten von Aksu und Kizilot

Am Sonntag (21. Januar) hatten Angestellte eines Fünf-Sterne-Hotels in der Stadt Aksu den Leichnam eines jungen Mann am Strand entdeckt. Zur gleichen Zeit kam eine Meldung über einen Leichenfund vor einem Hotel in Kizilot, ebenfalls in der Provinz Antalya.

Die bereits verwesenden Körper zweier Männer seien an unterschiedlichen Stellen gefunden worden, berichtet die Zeitung „Cumhuriyet“. Die beiden Männer, so der Bericht, hätten nur Schuhe und kurze Hosen getragen. Die Leichen wurden in das Institut für forensische Medizin gebracht, um eine mögliche Todesursache zu finden.

Die Toten von Cenger und Alanya

Die Meldung kam nur drei Tage nachdem zwei Leichen, ebenfalls stark verwest, am Cenger- und am Alanya-Strand gefunden wurden, schreibt die Zeitung „Daily Sabah“.. Dabei handelte es sich laut einem Bericht des Fernsehsenders Odatv um einen Mann, bei dem Kopf und ein Arm fehlten. Er war am Mittwoch (17. Januar) gefunden worden.

Am Donnerstag (18. Januar) wurde dann am Strand von Alanya die Leiche eines etwa zehnjährigen Mädchens angeschwemmt. Ihr fehlten beide Beine.

Leichname sind kaum noch identifizierbar

Alle Leichen sind in einem 73 Kilometer langen Küstenabschnitt aufgetaucht, berichtet die Zeitung „Hürriyet“. Manche der Körper sollen so schwere Verletzungen aufweisen, dass sie nicht mehr identifizierbar sind.

Die Behörden gehen davon aus, dass es sich bei einem Großteil der Toten um Passagiere eines im Dezember 2023 gesunkenen Flüchtlingsbootes handelt. Am 11. Dezember hatte die libanesische Botschaft in Ankara das Verschwinden eines Flüchtlingsbootes mit 90 Menschen an Bord gemeldet. Es kam demnach aus Syrien oder dem Libanon und steuerte die Mittelmeerinsel Zypern an.

Das Gouverneursamt in Antalya teilt weiter mit, man gehe aufgrund von Strömung, Wind und Wellen davon aus, dass mindestens fünf der Leichen nach dem Untergang eines Boots mit Migranten angespült worden seien. Möglicherweise, heißt es seitens Behörden, seien die Leichname von Fischen angefressen worden. Teilweise sehe es allerdings so aus, als seien Gliedmaßen abgetrennt worden.