Adventskalender mit Schokolade kommen Ilse Erfurth nicht ins Haus. Ansonsten sind der Waiblinger Sammlerin aber alle Variationen willkommen. Mehr als 300 Exponate mit unterschiedlichsten Motiven sind von Freitag an in Waiblingen ausgestellt.

Waiblingen - Nein, die mit Schokolade kommen Ilse Erfurth nicht ins Haus. Ansonsten sind der Waiblinger Sammlerin aber alle Adventskalender willkommen: die mit ernst dreinblickenden Engeln oder fröhlichen Teddybären, die mit dem Mailänder Dom oder Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt vorne drauf, die mit weisen Sprüchen oder Glühwein-Rezepten. Mehr als 300 Exponate mit unterschiedlichsten Motiven und Formen hat Ilse Erfurth mit der tatkräftigen Unterstützung ihres Ehemanns im Lauf der vergangenen 25 Jahre zusammengetragen – von Freitag an sind die Adventskalender im Waiblinger Kameralamtskeller ausgestellt.

 

Das Alte Schloss war der Anfang

Mit einem Kalender, der eine Zeichnung des Alten Schlosses in Stuttgart zeigt, habe 1989 alles angefangen, erzählt Ilse Erfurth: „Den habe ich geschenkt bekommen, und plötzlich kam mir der Gedanke: ,Menschenskind, wer sammelt eigentlich Adventskalender?‘“ „Von nun an ich“, lautete der Beschluss der Waiblingerin, die seitdem das ganze Jahr über die Augen nach schönen, witzigen, großen und kleinen Exemplaren offen hält. Auch Freunde und Verwandte suchen und bringen Stücke aus dem Urlaub mit. Wobei so manches aus dem Ausland importierte Exemplar sich bei genauerem Hinsehen als heimische Ware entpuppt – in Deutschland stand nun mal die Wiege des Adventskalenders (siehe „Vorboten des Weihnachtsfests“).

An ihren allerersten Adventskalender kann sich Ilse Erfurth gut erinnern. Als sie vier, fünf Jahre alt war, hat ihre Oma das gute Stück in der Vorweihnachtszeit zum ersten Mal aus einer Kommode gezogen. Das Bild vorne drauf zeigte eine Straße mit hübschen Fachwerkhäuschen, einer kleinen Kapelle und einer Kasperlbude. Nach Weihnachten wurden die Fensterchen wieder geschlossen, und der Adventskalender wanderte zurück in Omas Schublade – bis zur nächsten Adventszeit.

Vor einiger Zeit hat Ilse Erfurth ihren Kindheitskalender wiederentdeckt und sofort erstanden. Er trägt den Titel „Die kleine Stadt“ und ist erstmals 1946 im Stuttgarter Sellmer Verlag erschienen, mit dessen Produkten sich schon Prominente wie die US-amerikanischen Präsidenten Richard Nixon und Dwight Eisenhower ablichten ließen.

Mal 24, mal 25, mal 31 Türchen

Ilse Erfurth hat so manches Lieblingsstück in ihrer Sammlung. „Die Kalender aus dem Kreuter Verlag liebe ich heiß und innig“, sagt sie. Alle zeigen Fotos von realen Häusern, hinter den Fenstern erscheinen Gegenstände, die inhaltlich zum Gebäude passen. Das Alte Rathaus in Esslingen gehört dazu, aber auch das Gaudí-Haus in Barcelona, die Londoner Westminster Abbey oder das Hundertwasser-Haus in Wien. Letzteres kann mit 31 Fenstern aufwarten.

Den Löwenanteil in Ilse Erfurths Sammlung machen die Adventskalender für die Wand aus, aber es gibt auch Exemplare in Buch-, Kerzen-, Pyramidenform oder gar Schrankform. Bei manchen ertönt ein Weihnachtslied, wenn man an der richtigen Stelle drückt oder zieht. Selbst Comic-Fans werden fündig: Das „Kleine Arschloch“ hat ebenfalls einen Auftritt – als Jesuskind in der Krippe, Zeige- und Mittelfinger sind zum Siegeszeichen erhoben.

Vorboten des Weihnachtsfests

Geburtsstunde
Die ersten gedruckten Adventskalender sind vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland hergestellt worden, allerdings waren diese Modelle ohne Fensterchen konzipiert. Die bis heute bekannte Kalenderform mit Fenstern zum Öffnen kam wohl erst in den 1920er Jahren auf den Markt.

Nachkriegszeit
Der Stuttgarter Richard Sellmer hat 1945 einen Verlag gegründet und wenig später den ersten Adventskalender der Nachkriegszeit herausgebracht. Das Motiv „Die kleine Stadt“ erschien als deutsche und englische Ausgabe und ist noch heute bei dem in Stuttgart-Rohr ansässigen Verlag als Nachdruck erhältlich.