Die Finanzmärkte lassen sich nicht mehr leicht erschüttern. Der positive Trend hält an, weil sie sich an das Tempo schnell aufeinanderfolgender Ereignisse gewöhnt haben, schreibt Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Man hat sich langsam daran gewöhnt: Offenbar kann die Finanzmärkte derzeit nichts mehr wirklich erschüttern. Die Corona-Infektion von US-Präsident Donald Trump versetzte den Aktienmärkten zwar einen kleinen Rücksetzer – aber die Erholung der Kurse folgte ebenso rasch wie die Genesung des Präsidenten. Standhaft seien die Märkte, meint Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Und sie werden wohl auch in der kommenden Woche diese Standhaftigkeit beibehalten, obwohl die wieder zunehmenden Infektionszahlen in Europa durchaus einige Sorgen bereiten. Aber einen erneuten Stillstand der Wirtschaft in Deutschland oder auch in anderen europäischen Ländern erwartet niemand.

 

Zwar werden wohl die statistischen Daten zur Konjunktur, die in der neuen Woche anstehen, etwas schlechter ausfallen als in der vergangenen Woche – aber das sei nach dem schwungvollen Wiederanstieg auch zu erwarten, sagt Kater. „Erst zusätzliche Unsicherheiten wie zum Beispiel stärkere Insolvenzzahlen als prognostiziert können Abwärtsdruck auf die Finanzmärkte ausüben.“

Der deutsche Leitindex Dax wird daher weiterhin um die Marke von 13 000 Punkten schwanken. US-Präsident Trump könnte allerdings auch für deutliche Bewegung nach oben sorgen, wenn er denn das von ihm geforderte Milliardenprogramm zur Ankurbelung der US-Wirtschaft schnell auf die Beine stellen kann. In Wahlkampfzeiten dürfte dies aber nicht einfach werden. Rein virtuell werden die Notenbankchefs, Banker und Finanzminister auf dem Herbsttreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Lage diskutieren.

Neuigkeiten von Gerresheimer und Hochtief

Unruhe könnte es nach Ansicht der Experten von Federated Hermes bei den Techwerten geben, nachdem ein umfangreicher Kartellbericht in den USA veröffentlicht worden ist, in dem den Giganten Google, Facebook und Co. eine zu große Marktmacht vorgeworfen wird. Die am Freitag anstehenden Einzelhandelsumsätze und Daten zur Industrieproduktion werden nach Einschätzung der Helaba-Experten zeigen, dass der Aufholprozess im September fortgesetzt wurde.

In Deutschland wird am Dienstag die Einschätzung der Finanzexperten zur Konjunktur vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlicht. Aus den Unternehmen gibt es Neuigkeiten vom Pharmaunternehmen Gerresheimer sowie am Donnerstag vom Baukonzern Hochtief. Am Mittwoch wird sich der Handelskonzern Metro in einem Zwischenbericht zu seinem Geschäftsjahresumsatz 2019/20 äußern. Außerdem will der Vorstand am Donnerstag eine begründete Stellungnahme zum Übernahmeangebot von EP Global Commerce vorlegen.