Jeder weiß: Alkohol ist schädlich für die Gesundheit. Dennoch steigt der Alkoholkonsum in vielen Ländern immer weiter an. In Deutschland sind 1,3 Millionen Menschen alkoholabhängig. Die gute Nachricht: Der durchschnittliche Alkoholkonsum bei Männern ist in den vergangenen Jahren gesunken.
Berlin - Wie schädlich Alkohol für die Gesundheit sein kann, ist bereits seit langem bekannt. Und dennoch wird weltweit immer mehr getrunken, so das Ergebnis einer internationalen Studie, die im Fachblatt „The Lancet“ erschienen ist. Eine Auswertung von Daten aus 189 Ländern ergab, dass der Alkoholkonsum der Weltbevölkerung von 1990 bis 2017 um 70 Prozent gestiegen ist.
Ursache waren das Bevölkerungszuwachs und der stärkere Konsum pro Kopf. Allerdings gab es große regionale Unterschiede. Während er beispielsweise in China, Indien und Vietnam stark wuchs, ist er in osteuropäischen Ländern von einem sehr hohen Niveau herab deutlich gesunken.
1,3 Millionen Abhängige in Deutschland
In Deutschland beobachteten die Wissenschaftler eine Stagnation mit sinkendem Trend. Laut „Alkoholatlas Deutschland 2017“ sank der durchschnittliche Alkoholkonsum bei den 18- bis 59-jährigen Männern von 22 Gramm Reinalkohol pro Tag im Jahr 2000 auf 16 Gramm im Jahr 2015. Bei den gleichaltrigen Frauen hat sich die getrunkene Menge dagegen kaum verändert und lag im Jahr 2015 bei neun Gramm Reinalkohol pro Tag.
Nach Zahlen der Bundespsychotherapeutenkammer sind rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland alkoholabhängig und 2,7 Millionen Menschen missbrauchen Alkohol.
Pro Jahr stehen der Techniker-Krankenkasse zufolge etwa 74 000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol. Täglich gibt es rund 200 Todesfälle durch zu hohen Alkoholkonsum. Die Lebenserwartung von Alkoholabhängigen ist demnach statistisch gesehen um rund 15 Prozent vermindert. Das entspricht einer Verkürzung der Lebenszeit um etwa zwölf Jahre.
Gefährliche Sucht
Verkehrsunfälle, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Krebs sind nur ein Teil der Todesursachen, die mit Alkohol in Verbindung gebracht werden. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ging 2016 jeder 20. Todesfall darauf zurück.
Alkohol werde einer der Hauptrisikofaktoren für vorhersehbare Krankheiten bleiben „und seine Auswirkungen werden sich wahrscheinlich relativ zu anderen Risikofaktoren erhöhen“, erklärte der Erstautor der Studie, Jakob Manthey, Psychologe an der TU Dresden.
Höchster Anstieg in Südostasien
Für die Studie analysierten die Forscher Daten zum Alkoholkonsum von Menschen von 15 bis 99 Jahren aus 189 Ländern. Sie stellten fest, dass 2017 in nordafrikanischen Ländern sowie Ländern des Nahen Ostens am wenigsten getrunken wurde, während es in Zentral- und Osteuropa am meisten war.
Der höchste Anstieg wurde mit 34 Prozent im wirtschaftlich aufstrebenden Südostasien beobachtet.
Spitzenreiter ist Moldawien
2017 hatte Moldawien den höchsten Konsum (15 Liter reiner Alkohol pro Mensch von 15 bis 99 Jahren) und Kuwait den geringsten (weniger als 0,005 Liter). Die Unterschiede führen die Forscher auf Faktoren wie Religion, Gesundheitspolitik und Wirtschaftswachstum zurück.
Vor allem letzteres scheint sich auf die Entwicklung auszuwirken, wie China und Indien zeigen, wo sich der Alkoholkonsum zwischen 1990 und 2017 etwa verdoppelt hat.
Global trank 1990 jeder Mensch von 15 bis 99 Jahren im Schnitt umgerechnet 5,9 Liter reinen Alkohol. Bis 2017 stieg dieser Konsum auf 6,5 Liter. In Deutschland waren es 13,05 Liter im Jahr 2017. Ein halber Liter Bier enthält etwa 20 Gramm reinen Alkohols.