Der Unternehmer Harro Höfliger aus Allmersbach im Tal will mit der Neuregelung der Besitzverhältnisse die Eigenständigkeit seines 1975 gegründeten Betriebs langfristig sichern.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Allmersbach im Tal - So etwas nennt man schwäbisches Understatement. „Wie es nun gekommen ist, ist es auch nicht schlecht“, sagt der erfolgreiche Unternehmer Harro Höfliger aus Allmersbach im Tal. Der Anlagenbauer, der sich auf Verpackungsmaschinen spezialisiert hat, beschäftigt heute mehr als 700 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz lag 2012 bei gut 120 Millionen Euro. Die Zahlen kennen seit Jahren nur eine Richtung: immer nach oben. Das Unternehmen hat ein weltweites Netz mit Niederlassungen. Dabei hatte Harro Höfliger 1975 eigentlich nur „ein Unternehmen von überschaubarer Größe aufbauen“ wollen, einen Betrieb, den er, seine Frau Marianne und sein Partner Manfred Reiser allein hätten führen sollen. Es kam anders.

 

Der Tüftler Höfliger, der am 24. April 76 Jahre alt wird, hat sich jetzt entschlossen, seine Unternehmensanteile in eine Familienstiftung zu packen. Mit diesem Schritt, sagt er, sei der Generationenwechsel „erfolgreich abgeschlossen“. Zugleich würde so garantiert, dass das mittelständische Unternehmen auch in Zukunft seine Eigenständigkeit bewahren könne. Der einzige Zweck der Stiftung sei „der Erhalt und der weitere Aus- und Aufbau des Unternehmens zur langfristigen Sicherung der Arbeitsplätze für seine Mitarbeiter und die Eigenständigkeit des Unternehmens“, heißt es in einer Pressemitteilung der neuen Harro-Höfliger-Stiftung.

Viele Firmen tun sich schwer mit dem Generationswechsel

Seit fast einem Vierteljahrhundert habe er sich immer mal wieder Gedanken gemacht über die Zukunft des Betriebs, sagt Höfliger – er wisse schließlich, dass viele Familienunternehmen sich schwer tun beim Generationswechsel. Angebote für einen lukrativen Verkauf an einen großen internationalen Konzern habe es immer wieder gegeben. Doch diese Variante kam offenbar nie wirklich in Frage.

Erst vor knapp einem Jahr hat die Firma eine topmoderne, energieeffiziente Produktionshalle eröffnet. Die Höfliger GmbH ist schon lange nicht mehr in erster Linie Produzent schnöder Verpackungsmaschinen für die Lebensmittelbranche. Etwa die Hälfte des Umsatzes werde mit der Herstellung von hoch komplizierten, sündhaft teuren Produktionsmaschinen in Klein- und Kleinstserien erzielt.

Kunden sind innovative Firmen aus aller Welt

Immer wieder bedienen sich innovative Firmen aus aller Welt der Allmersbacher Verpackungs- und Entwicklungskünstler, zum Beispiel der Erfinder einer universell einstellbaren Brille. Vereinfacht erklärt funktioniert diese Brille so: zwischen zwei dünnen Glasflächen wird von Hand ein regulierbarer Ölfilm eingespritzt. Diese Flüssigkeit kann der Brillenträger aus winzig kleinen Tanks zwischen die Gläser pressen und so selbst den gewünschten Linseneffekt herstellen. Diese Brillen sollen nach Möglichkeit nur ein paar Dollar kosten und in armen Ländern verkauft werden, in denen es kaum Optiker gibt.

Angefangen hatte Harro Höfliger einst in Stuttgart – als sprichwörtlicher Hinterhofschrauber. Damals war das kleine Unternehmen damit beschäftigt, gebrauchte Verpackungsmaschinen aufzumöbeln. Gearbeitet wurde in der Garage eines Mehrfamilienhauses im Stadtteil Untertürkheim. Höfliger erzählt gerne die Geschichte von dem Stromausfall im ganzen Haus: Wenn er seine Maschinen angeworfen habe, sei mitunter auch bei den Nachbarn der Saft weg gewesen.

Viele „Eigengewächse“ sind im Unternehmen beschäftigt

Im Jahr 1978 zog das Unternehmen nach Allmersbach im Tal. Seither ist der Betrieb fast ständig gewachsen. Bis heute hat das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 250 junge Leute ausgebildet. Höfliger sagt, viele verantwortungsvolle Posten seien „mit Eigengewächsen besetzt“. Zurzeit beschäftigt die Firma 72 Lehrlinge. Sein Ziel sei immer gewesen, „kreative und hoch qualifizierte Mitarbeiter aufzubauen und langfristig zu halten“. Von Schnellschüssen, etwa von „kurzfristigem Gewinnstreben“, halte er übrigens gar nichts, sagt der Firmenchef.

Im Jahr 2001 wurden Harro Höfligers Sohn, Markus Höfliger, sowie Thomas Weller und Peter Claußnitzer in die Geschäftsleitung berufen. Sieben Jahre später wurde die Führungsmannschaft dann noch mit Uwe Amann und Heinrich Havenstein ergänzt. Harro Höfliger sagt, die Neuen hätten „Zug um Zug“ auch Unternehmensanteile erhalten, denn nur so „haben auch meine Nachfolger etwas am Unternehmen, sie sehen langfristige Perspektiven und wissen, wofür sie arbeiten“.

Die jetzt erfolgte Gründung der Familienstiftung sei keinesfalls ein Grund, sich zurückzuziehen, sagt Harro Höfliger. „Ich denke noch lange nicht ans Aufhören.“ Ihm mache es nach wie vor große Freude, jeden Tag zur Arbeit ins Büro zu gehen.