Das Geschäft mit Altkleidern ist umkämpft. Die Stadt Stuttgart genehmigt nur fünf Organisationen, im öffentlichen Raum zu sammeln. Im Jahr 2013 hat die Stadt 168 illegal aufgestellte Container entfernen lassen. Wer wissen will, was mit seiner Spende passiert, muss sich informieren.

Innenstadt - Wer abgetragene Kleider, Schuhe und alte Textilien loswerden möchte, sich aber davor sträubt, sie einfach in den Müll zu werfen, für den ist ein Altkleider-Container die erste Anlaufstelle. Doch wer sichergehen möchte, dass seine Spende in die seiner Ansicht nach richtigen Hände gerät, muss wachsam sein und suchen. Das Geschäft boomt, viele versuchen, sich das mit teils illegalen Methoden zu Nutzen zu machen. Die Stadt wacht über die Container im öffentlichen Raum, ein Gesamtüberblick über alle Anlaufstellen existiert aber nicht.

 

Stadt hat keinen Überblick über Container auf privaten Flächen

Zum Thema Altkleidersammlung pflegt die Stadt im eigenen Webauftritt eine Unterseite. Wer dort jedoch nach Standorten von Containern im Innenstadtgebiet sucht, dürfte ins Grübeln geraten. Lediglich sieben Stellen sind aufgeführt, je eine in Mitte, West, Süd und Ost, drei im Norden. In den Außenbezirken scheinen die Bürger kürzere Wege zu haben, nicht nur wegen der vier Wertstoffhöfe in Münster, Hedelfingen, Plieningen und Weilimdorf, die alte Kleider entgegennehmen, selbst im kleinen Botnang stehen drei Container.Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn bei den Containern auf der Karte handelt es sich ausschließlich um solche auf öffentlichen Flächen. Dass diese in der Innenstadt rarer sind, hat laut Ralf Maier-Geißer vom Ordnungsamt simple Gründe: der Lärmschutz in den dicht besiedelten Gebieten und fehlender Raum für eine störungsfreie Lieferung und Abholung. Von einer Unterversorgung der Innenstadt lasse sich nicht sprechen. „Auf privaten Flächen stehen ausreichend Container zur Verfügung“, sagt Maier-Geißer.

Das Geschäft mit Altkleidern ist hart umkämpft

Wie viele es sind, lässt sich nicht genau sagen. Eine verlässliche Liste fehlt, weil die Stadt zwar Herrin über ihre Straßen ist, nicht aber über Kirchenvorplätze oder Firmengelände. Für den öffentlichen Raum haben fünf Organisationen eine Sammelgenehmigung: die zur Diözese Rottenburg-Stuttgart gehörende Aktion Hoffnung, der Arbeiter-Samariter-Bund, der Malteser Hilfsdienst, die Kinderhilfsorganisation Aktion Friedensdorf und der Textilrecycler Striebel. Auf privaten Flächen darf jeder sammeln, der sich an die Bestimmungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes hält.Dieses Geschäft ist umkämpft, sodass es in den vergangenen Jahren eine Zunahme an illegal aufgestellten Containern im öffentlichen Raum gegeben hat. Ralf Maier-Geißer wähnt das zwar durch „restriktives Vorgehen“ der Ordnungshüter im Griff. „Wir haben im vergangenen Jahr 168 Container aus dem Verkehr gezogen. Das geht für die Betreiber ins Geld.“ Er rät aber weiterhin: „Finger weg von Containern, die plötzlich da sind.“ Am besten, man halte sich an die fünf genehmigten Organisationen. Die Friedensdorf-Mitarbeiterin Sarah Beckmann verbindet mit der illegalen Konkurrenz derweil die Frage, „was der Bürger eigentlich will“. Sprich: ob es ihn interessiere, was mit seiner alten Kleidung passiert. „Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, in der sich viele, die Verbrauchtes nur loswerden wollen, wenig Gedanken machen“, sagt sie.

Keine Gewissheit, wo die Spende ankommt

Eine Gewissheit, dass der abgetragene Pulli Bedürftigen zukommt, gibt es aus mehreren Gründen nicht. Zum einen steht vor der Weitergabe eine Qualitätsanalyse, mit der entschieden wird, ob der Pulli in einem Second-Hand-Laden landet, in den Export geht, zu Putzlappen verarbeitet wird oder auf den Müll wandert, zum anderen sortieren und verwerten Hilfsorganisationen oft nicht selbst, sondern beauftragen Partnerunternehmen. „Die Sachspende wird so zu einer Geldspende für uns“, sagt Margit Rogge vom Arbeiter-Samariter-Bund, der an 13 Stuttgarter Standorten vertreten ist, zwei davon sind in der Innenstadt. Auch die Stadt gibt gesammelte Ware direkt weiter – und das nicht zu knapp. 2013 kamen auf den vier Wertstoffhöfen rund 49 Tonnen zusammen.

Regeln für Altkleidersammlungen

Kleiderannahme:
In Container können neben Altkleidern und Schuhen auch Bettwäsche, Decken, Gardinen, Hand- oder Haushaltstücher sowie gut erhaltene Textilien und Vorhänge geworfen werden. Verschmutzte Stoffe, Teppiche und Bodenbeläge oder Stoffreste gehören dagegen nicht hinein.

Statistik:
Laut dem Recyclingriesen FWS kann die Hälfte der Ware wiederverwendet werden. Rund 40 Prozent wird recycelt oder zu Putzlappen verarbeitet, ein Zehntel landet auf dem Müll. Der Export der Ware nach Afrika und Asien soll Studien zufolge Arbeitsplätze auf dem informellen Arbeitsmarkt schaffen.

Anlaufstelle
: Der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (AWS) hat eine Kunden-Hotline für Fragen zum Thema eingerichtet. Sie ist erreichbar unter Telefon 216 88 700. Auch über das Internet informiert der AWS. Auf www.stuttgart.de/altkleider finden sich alle Container auf öffentlichen Flächen in Stuttgart.