Ertmals haben beim verkaufsoffenen Sonntag zum Kinderfest nicht nur die Geschäfte der Innenstadt geöffnet, sondern auch das Einkaufszentrum und die Fachmärkte im Osten der Stadt. Das finden die meisten Beteiligten gut – aber es gibt auch Kritik.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sindelfingen - Eine noch nie dagewesene Solidarität haben die Böblinger Mercaden und die neuen Stuttgarter Einkaufszentren in Sindelfingen ausgelöst: Am 19. Oktober findet erstmals in der gesamten Stadt ein verkaufsoffener Sonntag statt. Bisher haben sich die Innenstadtgeschäfte bei solchen Aktionen stets vom Breuningerland und den Großmärkten in Autobahnnähe abgegrenzt. Es gab nur eine Ausnahme: Als Hofmeister nach Sindelfingen kam, durfte der Möbelhändler im April 2013 bei einem Verkaufssonntag der Einzelhändler mitmachen. „Umsatzeinbrüche wurden befürchtet und dass die Innenstadt ausblutet“, sagt Hermann Ayasse. Es sei ein Versuch, erklärt der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV), und ein Signal.

 

Der Antrag beim Gemeinderat, diesen verkaufsoffenen Sonntag auf den Osten der Stadt auszudehnen, hat der GHV sogar selbst gestellt. „Nur gemeinsam schaffen wir es, Sindelfingen als attraktiven Standort auch über die Stadtgrenzen hinaus zu präsentieren“, lautete die Begründung. Die Mercaden in direkter Nachbarschaft, das Milaneo und das Gerber in Stuttgart wurden in dem Brief als Argumente dafür aufgeführt. Gemeinsam wolle man die Chance nutzen, sich einem regionalen und auch überregionalen Publikum zu präsentieren, heißt es in dem Brief. „Als alleinige Innenstadt hat man es eher schwer gegen so große Center“, sagt Oliver Schnurr, der stellvertretende Vorsitzende des GHV. Zumal Unternehmen wie das Breuningerland oder Hofmeister mehr Geld für Werbung und Aktionen zur Verfügung hätten.

Das Breuningerland sponsort die Eisenbahn

Insofern zahlt sich die Zusammenarbeit schon einmal aus: Das Breuningerland sponsort beispielsweise die Straßen-Eisenbahnen, die am Sonntag rund um die Altstadt zuckeln, und Hofmeister räumte den Innenstadt-Kollegen Raum auf seinen Prospekten ein. Außerdem schicken beide auf eigene Kosten Shuttle-Busse in die Innenstadt, die für eine gute Verbindung zwischen den Einkaufswelten sorgen sollen. „Gerade jetzt in dem größer gewordenen Wettbewerbsumfeld muss man Position beziehen“, findet Serge Micarelli. Nach Ansicht des Center-Managers vom Breuningerland wird Sindelfingen durch einen gemeinschaftlichen Auftritt nur stärker. Dadurch entstehe ein größerer Branchenmix und ein größeres Einzugsgebiet. Nur zwei Wochen nach dem verkaufsoffenen Feiertag in Böblingen eine Gegenaktion zu starten, hält er für völlig legitim. „Wir haben bei der Eröffnung der Mercaden nicht hineingefunkt, nun präsentieren wir uns.“

Jürgen Körner kann die Behauptung, dass die stadtweite Aktion allen Beteiligten gut tue, nicht nachvollziehen. „Das ist eher den Wünschen der Großflächenanbieter geschuldet“, sagt der Fachhändler, der in der Wurmbergstraße ein Bettengeschäft betreibt. Seit 25 Jahren sei der verkaufsoffene Sonntag ein schönes Instrument für die Innenstadtwerbung – nun werde die Verkaufsfläche um rund 70 000 Quadratmeter im Osten erweitert. „Es kannibalisiert sich“, ist Jürgen Körner überzeugt. Während der fünfstündigen Öffnungszeit würde es doch kaum jemand von den Einkaufszentren im Osten in die Altstadt schaffen. Er fordert deshalb weiterhin separate Veranstaltungen für die beiden Teile Sindelfingens – auch um nicht den Launen des Wetters ausgeliefert zu sein. „Wenn es regnet, gehen die Leute in die Center.“

Gute Wetter-Aussichten für den Sonntag

Die Aussichten für diesen Sonntag sind allerdings gut: Oliver Schnurr vom Gewerbe- und Handelsverein rechnet mit Sonnenschein und damit, dass „die Stadt vor Menschen überquillt“. Es würden auch extrem viele Aktionen geboten. Außerdem bezieht er sich auf die guten Erfahrungen bei der gemeinsamen Aktion mit Hofmeister im vergangenen Jahr: Proppenvoll seien die Shuttle-Busse des Möbelhändlers gewesen und die Innenstadt so voll wie noch nie. Seiner Information nach machen so gut wie alle Einzelhändler am Sonntag mit. „Wenn es funktioniert, kann man die Aktion wiederholen“, kündigt Hermann Ayasse, der GHV-Vorsitzende, schon einmal an. Die Stadtverwaltung begrüßt die neue Kooperation: „Es ist eine schöne Entwicklung, dass die Innenstadt und der Sindelfinger Osten im Interesse der Gesamtstadt zusammenarbeiten“, teilt das Rathaus zur neu entstandenen Solidarität mit.