Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

In seinem Furor vergisst Gavrilov zwar den Umstand, dass es auch heute noch große, ernstzunehmende Musiker gibt – auch und gerade aus Russland. Doch er gibt auf jeden Fall aufschlussreiche, zum Teil auch bestürzende Einblicke in das Musikleben im Allgemeinen und im Speziellen. Von wegen: hier gilt’s der Kunst.

 

Und wenn er dann noch von seiner Hassfreundschaft zu Svjatoslav Richter erzählt, von dessen psychischer und sexueller Disposition – wegen ihrer brutalen Offenheit sind diese Passagen auch zum Teil heftig in der Kritik – wird das Buch vollends abgründig. Stellenweise erinnert das Geschilderte an ein Roman von Michail Bulgakov (dessen Kunstfigur Dr. Strawinsky Gavrilov tatsächlich an einer Stelle auch erwähnt).

Doch Andrei Gavrilov, dieser berserkerhafte, dynamitgeladene Ausnahmemusiker, der Listzs „Campanella“, Balakirevs „Islamey“ und Prokofieffs „Suggestion diabolique“ im Konzert so blutvoll-riskant spielen kann wie kaum ein anderer, beherrscht auch ganz andere Töne. So hat er seine Autobiografie mit tiefsinnigen, in sich gekehrten Betrachtungen über Chopin-Nocturnes angereichert – nachzuhören auf einer überaus klangsensiblen CD, die dem Buch beiliegt.

O Freunde – das sind Töne!

Andrei Gavrilov: „Tschaikowski, Fira und ich – Erzählung meines Lebens.“ Diederichs Verlag, München 2014. 398 Seiten incl. einer CD mit neun Nocturnes von Frédéric Chopin. 24,99 Euro

Hassfreundschaft zu Svjatoslav Richter

In seinem Furor vergisst Gavrilov zwar den Umstand, dass es auch heute noch große, ernstzunehmende Musiker gibt – auch und gerade aus Russland. Doch er gibt auf jeden Fall aufschlussreiche, zum Teil auch bestürzende Einblicke in das Musikleben im Allgemeinen und im Speziellen. Von wegen: hier gilt’s der Kunst.

Und wenn er dann noch von seiner Hassfreundschaft zu Svjatoslav Richter erzählt, von dessen psychischer und sexueller Disposition – wegen ihrer brutalen Offenheit sind diese Passagen auch zum Teil heftig in der Kritik – wird das Buch vollends abgründig. Stellenweise erinnert das Geschilderte an ein Roman von Michail Bulgakov (dessen Kunstfigur Dr. Strawinsky Gavrilov tatsächlich an einer Stelle auch erwähnt).

Doch Andrei Gavrilov, dieser berserkerhafte, dynamitgeladene Ausnahmemusiker, der Listzs „Campanella“, Balakirevs „Islamey“ und Prokofieffs „Suggestion diabolique“ im Konzert so blutvoll-riskant spielen kann wie kaum ein anderer, beherrscht auch ganz andere Töne. So hat er seine Autobiografie mit tiefsinnigen, in sich gekehrten Betrachtungen über Chopin-Nocturnes angereichert – nachzuhören auf einer überaus klangsensiblen CD, die dem Buch beiliegt.

O Freunde – das sind Töne!

Andrei Gavrilov: „Tschaikowski, Fira und ich – Erzählung meines Lebens.“ Diederichs Verlag, München 2014. 398 Seiten incl. einer CD mit neun Nocturnes von Frédéric Chopin. 24,99 Euro