Das Statement der Jazz Open, wonach Anhänger rechtsextremer Parteien beim Festival unerwünscht sind, schlägt bundesweit hohe Wellen. Aus der AfD heißt es, Wähler ihrer Partei wollten freiwillig den „feisten Bekenntnis-Gröler Grönemeyer“ gar nicht hören.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Viel Zustimmung gab es für die provokante Ankündigung der Jazz-Open-Veranstalter vor den großen Demos in Stuttgart gegen rechtsextreme Hetze, dass man den Anhängern der AfD und anderer rechtsextremer Gruppierungen das Geld für bereits gekaufte Karten zurückerstatten würde. Das Festival, das vom 18. bis 29. Juli seinen 30. Geburtstag feiert, stünde für „eine weltoffene und tolerante Gesellschaft“. Jazz sei die „musikalische Ausdrucksform für Freiheit, Mut und Toleranz“. Völkisches Denken habe da keinen Platz, heißt es im Statement. Wer diese Haltung nicht teile, könne nicht „Teil unserer Gemeinschaft“ sein.

 

Neben dem Lob für diese Aktion war auch deutliche Kritik zu hören. Nachdem unsere Zeitung zuerst über die Positionierung der Jazz Open zu dem gerade alles beherrschenden Thema geschrieben hatte, verbreitete sich die Nachricht über die Deutsche Presseagentur bundesweit und wird seitdem in den sozialen Medien kontrovers diskutiert.

Bei Promoter Jürgen Schlensog meldete sich unter anderem ein Kritiker, der sich darüber empört, dass ein „öffentlich finanziertes Festival Menschen ausgrenze“. Dem widerspricht der Chef vom Veranstalter Opus: „Wir haben ein Angebot für die Rückgabe von bereits gekauften Tickets gemacht. Nicht mehr und nicht weniger. Das kann man annehmen oder eben das Ticket behalten.“ Und ein weiterer Punkt ist ihm wichtig: „Die Jazz Open sind ausschließlich im eintrittsfreien Programm von der öffentlichen Hand gefördert. Im kommerziellen Hauptprogramm ist das Festival privat finanziert.“

Bisher ist keine Karte aus politischen Gründen zurückgegeben worden. Einen „Gesinnungs-Tüv“ wird es am Eingang freilich nicht geben. Das Statement sollte eher zur Diskussion über die Rolle von Kunst und Kultur in der politischen Auseinandersetzung anregen. Dies ist gelungen, wie ein Blick auf Internet-Portale wie Instagram und Facebook beweist. „Kann ich jetzt, wenn ich plötzlich doch nicht zu einem Konzert kann, mein Geld sofort zurückbekommen, wenn ich behaupte, ich wähle AfD?“, fragt ein User. Normalerweise bekomme man das gesamte Geld nicht kurz vor einem Auftritt zurückerstattet. Jetzt gebe es einen Trick.

„Man muss jetzt klare Kante zeigen“

Josef Walter, der Sprecher der baden-württembergischen AfD-Landtagsfraktion, wirft den Jazz Open vor, sich mit einem „wohlfeilen Zeichen setzen im grassierenden Wannsee-Wahn“ dem „polarisierten ideologischen Zeitgeist“ anzubiedern. Doch letztlich wollten Wähler seiner Partei das Festival gar nicht besuchen. Walter bezweifelt, „dass AfD-Anhänger freiwillig einem feisten Bekenntnis-Gröler wie Herbert Grönemeyer lauschen werden“. Auf der anderen Seite werden die Jazz Open mit Dank für die Aktion überschüttet. „Dafür liebe ich euch“, schreibt ein User bei Instagram, „man muss jetzt einfach klare Kante zeigen.“