Die Beschäftigung von Geflüchteten aus der Ukraine und den wichtigsten Herkunftsländern für Asylsuchende in Deutschland nimmt trotz des schwieriger werdenden Arbeitsmarktes zu. Dennoch braucht die Integration auf dem Arbeitsmarkt noch lange.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Mit der Aufenthaltsdauer steigen die Erwerbstätigenquoten der in den Jahren 2013 bis 2019 nach Deutschland zugezogenen geflüchteten Menschen. Sieben Jahre nach ihrem Zuzug belaufen sie sich auf 63 Prozent, acht Jahre nach dem Zuzug auf 68 Prozent.

 

Das zeigt eine am Donnerstag (18. April) veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Basis der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten.

Das sind die Ergebnisse der Befragung im Einzelnen

  • Für die 2015 zugezogenen Personen lag die Erwerbstätigenquote dem IAB zufolge im Jahr 2022 bei 64 Prozent.
  • Unter den 2015 zugezogenen geflüchteten Frauen waren 31 Prozent erwerbstätig, unter den Männern waren dies 75 Prozent.
  • 90 Prozent aller beschäftigten Geflüchteten gingen dabei im Jahr 2022 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach.
  • Mit zunehmender Aufenthaltsdauer stiegen demnach nicht nur die Erwerbstätigenquoten, auch die Beschäftigungsqualität verbesserte sich. So waren 76 Prozent der beschäftigten Geflüchteten, die 2015 zugezogen sind, 2022 in Vollzeit beschäftigt.
  • Die mittleren Bruttomonatsverdienste lagen für Vollzeiterwerbstätige der 2015 zugezogenen Gruppen bei 2570 Euro, für alle erwerbstätigen Geflüchteten bei 2250 Euro.
  • Mit einem mittleren Bruttostundenlohn von 13,70 Euro lagen die mittleren Verdienste der 2015er-Gruppen im Jahr 2022 über der Niedriglohnschwelle von 12,50 Euro in Deutschland.

Was bei der Arbeitsmarkt-Integration hilft und was nicht

  • Rahmenbedingungen: „Die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen sind entscheidend für die Arbeitsmarktintegration. So geht die Beschleunigung der Asylverfahren und schrittweise Reduzierung der Fristen für Beschäftigungsverbote mit einem Anstieg der Erwerbstätigenquoten der Geflüchteten einher“, sagt IAB-Forschungsbereichsleiter Herbert Brücker.
  • Unterbringung: Die Ergebnisse zeigten zudem, dass Wohnsitzauflagen die Erwerbsaufnahme beeinträchtigen und eine Unterbringung in Aufnahmeeinrichtungen in einem „besonders starken negativen Zusammenhang mit der Arbeitsmarktintegration“ steht. Für Männer, die in solchen Gemeinschaftsunterkünften lebten, sei die Wahrscheinlichkeit erwerbstätig zu sein um 5 Prozentpunkte geringer, für Frauen um 3 Prozentpunkte, ergänzt Brücker.
  • Sprachkurse: „Insbesondere Frauen profitieren von den Integrationskursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge und vom Abschluss berufsbezogener Sprachkurse. Ebenso steht die Arbeitsmarkt- und Berufsberatung der Jobcenter und Arbeitsagenturen in einem positiven Zusammenhang mit den Erwerbstätigenquoten. Ein früherer Beginn dieser Maßnahmen könnte die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten beschleunigen“, erklärt IAB-Forschungsbereichsleiterin Yuliya Kosyakova.
  • Befragung: Die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten wird jährlich vom IAB gemeinsam mit dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin durchgeführt.Interviewt werden Personen, die zwischen Januar 2013 und September 2022 in Deutschland eingereist sind und einen Asylantrag gestellt haben, sowie ihre Haushalts- bzw. Familienmitglieder. Seit 2023 werden im Rahmen dieser Studie auch ukrainische Staatsangehörige befragt.