Was zuvor in der Stuttgarter Vesperkirche deutlich wurde, zeigt sich an den kostenlosen Essensausgaben: Es kommen zunehmend Bedürftige, auch in Bad Cannstatt.

An der Liebfrauenkirche in Bad Cannstatt betreut Matthias Murjahn von Commons Kitchen, zu Deutsch Gemeingut-Küche, seit einem Jahr in einem Anhänger ein kostenloses Angebot mit Nahrungsmitteln wie Salat, Obst und Brot. Anfangs bot er die Waren dreimal die Woche für Bedürftige an, mittlerweile viermal.

 

Der Bedarf steigt, das weiß auch Murjahn. Die Lebensmittel kommen von regionalen Groß- und Einzelhändlern aus Stuttgart oder auch direkt aus Bad Cannstatt. Außerdem gibt es warme Mahlzeiten im Glas jeden Donnerstag um 12 Uhr im Rahmen des Projekts Supp-Optimal.

Jeden Donnerstag gibt es warmes Essen an der Liebfrauenkirche

Es ist eines von zehn kostenlosen Essensangeboten für Bedürftige, die die Bürgerstiftung unterstützt. Die Commons Bude bietet unverarbeitete Lebensmittel wie Gemüse und Obst an: dienstags von 13.30 bis 18.30 Uhr, mittwochs und donnerstags von 12 bis 16.30 Uhr und samstags von 14 bis 16 Uhr. Es gibt vor dem Wegwerfen gerettete Lebensmittel wie Gurken, Zucchini, Bananen, Trauben, Brot und Brötchen. Initiator der Commons Bude ist die Stuttgarter Foodsharing-Gruppe Commons Kitchen. Jeden Donnerstag beliefert zudem das Projekt Supp-Optimal die Bude an der Liebfrauenkirche mit warmem Essen. Die Mahlzeiten im Glas kochen verschiedene Partner wechselweise und bei sich vor Ort in Firmenkantinen und gastronomischen Betrieben. Das Team von Supp-Optimal holt die Gläser dort ab und fährt sie mit dem Lastenrad an die Ausgabestandorte.

Zehn Ausgabeorte in Stuttgart

Mittlerweile gibt es in Stuttgart zehn Ausgabeorte, zum Beispiel in der Innenstadt unter der Paulinenbrücke, im Haus Familie im Zentrum (FIZ) in Wangen, im Michaelshaus in Freiberg, in Heslach auf dem Erwin-Schöttle-Platz hinter der Matthäuskirche und im Stuttgarter Süden am Marienplatz. Supp-Optimal hat seit seiner Gründung bereits mehr als 75 000 Essen ausgegeben, wie Jürgen Langerfeld von der Bürgerstiftung erklärt. Immer mehr Armut breitet sich in der Stadt aus. „Möglich ist die Essensausgabe auch durch das finanzielle Engagement der Porsche AG“, sagt Langerfeld. Der Bedarf steige weiter, auch wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise und Energiekosten, die viele kaum finanziell stemmen können.

„Die Bürgerstiftung hat sich an verschiedenen Stellen in die gemeinsame Entwicklung eingebracht“, sagt Jürgen Langerfeld von der Bürgerstiftung. Die Projektleiterin von Supp-Optimal, Andrea Laux, erinnert: „Angefangen haben wir gemeinsam in Bad Cannstatt unter der König-Karls-Brücke, was sich zur Commons Bude an der Liebfrauenkirche weiterentwickelt hat. Uns ist der Standort besonders wichtig, da viele ältere Menschen aus dem Quartier zur Bude kommen und wir sie so erreichen können.“

„Commons Kitchen“ gibt es seit 2015

Commons Kitchen hat es bereits im Jahr 2015 gegeben. Bei dem Angebot konnten Menschen gemeinsam kochen und essen. Matthias Murjahn hatte 2016 begonnen, wöchentlich im Stadtteiltreff Veielbrunnen gespendete Lebensmittel zu kochen. Durch die Corona-Pandemie entfiel das. Als Ersatz diente eine Essensausgabe pro Woche im Stadtteiltreff. Doch die Schlangen seien immer länger geworden, so die Helfer. „Aus dem runden Tisch der Bürgerstiftung Stuttgart kamen wichtige Impulse, wie das Projekt Supp-Optimal oder Erfahrungen aus Harrys Bude bei der Paulinenbrücke“, sagt Langerfeld. Die katholische Kirche stellt vor der Liebfrauenkirche die Fläche zur Verfügung.

Matthias Murjahn hat beobachtet, dass zu seiner „Commons Bude“ an der Liebfrauenkirche Gäste unterschiedlichen Alters kommen aus unterschiedlichen Lebenssituationen. „Sie haben gemeinsam, dass das Geld nun immer häufiger nicht mehr zum Lebensunterhalt reicht, darunter sind auch viele alleinstehende Frauen.“ Etwa zwei Drittel der Gäste kommen aus Bad Cannstatt und dem Seelberg-Gebiet, ein Drittel aus dem weiteren Umkreis.

Geburtstagswoche ab 16. März

An diesem Donnerstag beginnt die Geburtstagswoche, bei der es eine Ideen- und Dankeswand geben wird. Das Buden-Team möchte die Gäste einbinden und die Bedürfnisse abfragen. Künftig möchte Commons Kitchen auch in Bad Cannstatt selbst kochen und die zubereiteten Mahlzeiten an der Bude ausgeben. Dazu stellt das Team zurzeit die Küche fertig. Gemeinsam kochen und essen steht auf dem Programm, an der Bahnhofstraße in der Schwabenbräu-Passage soll das Angebot wieder aufgenommen werden als Ergänzung zur Commons Bude an der Liebfrauenkirche.

Weitere I nformationen gibt es unter: www.buergerstiftung-stuttgart.de