Quo vadis, Arsenalplatz? In Ludwigsburg steht ein Paradigmenwechsel an: Die Stadt will für fast fünf Millionen Euro aus einer riesigen zentralen Parkfläche einen beispielhaften grünen Innenstadtplatz machen.
Für den Oberbürgermeister ist das Vorhaben so bedeutsam, dass er gegen die Gewohnheit selbst im Bauausschuss für eines „der „zentralsten Projekte in den kommenden Jahren“ warb: Die Verbannung der Autos vom Arsenalplatz zugunsten eine großen Stadtplatzes mit vielen Bäumen sei „ein Quantensprung“ und eine „einmalige Chance, mit viel Grün einen lebendigen Stadtplatz mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen“, sagte Matthias Knecht. Auch wenn die Haushaltslage schwierig sei und alle Verantwortlichen Sorgen umtrieben: „Sogar unabhängig von Fördermitteln muss das Argument sein, das uns alle eint: Wir haben die Möglichkeit, Ludwigsburg noch einmal ein neues Gesicht zu geben. Und wir können in wunderbarem Zusammenspiel etwas zur Klimafolgenanpassung tun.“
Blauglockenbäume statt Blechkolonnen
Der Plan: Autofahrer stellen ihre Wagen künftig in der neuen öffentlichen Tiefgarage unter dem Neubau der Kreissparkasse auf dem Regele-Areal ab, die Ende 2023 fertig sein soll. Auf dem Arsenalplatz entsteht ab Frühjahr 2024 – unter Erhaltung der meisten bisherigen Bäume und mit knapp 40 neuen Blauglocken- und Blühenden Vogelkirsch-Bäumen – auf 8000 Quadratmetern ein zentraler Innenstadtplatz mit Wasserspiel, wie er an keiner anderen Stelle mehr zu erschaffen wäre. Im Übergang von Baumhain zu Wilhelmstraße wird eine 700 Quadratmeter große Multifunktionsfläche mit Betonpflasterbelag für Veranstaltungen wie etwa das Naturvision-Festival angelegt. Autos verschwinden weitgehend von der Fläche – abgesehen von 16 Sonderstellplätzen für behinderte Personen, Car-Sharing und fünf Taxi-Stellplätzen an der Arsenalstraße.
Ludwigsburg habe mit Favoritepark, Schlossgärten und Bärenwiese eine einzigartige Verschmelzung von Park- und Stadtlandlandschaft, sagte Thomas Mann vom gleichnamigen Fuldaer Landschaftsarchitekturbüro, das die mehrfach angepassten Vorplanungen verantwortet. „Das Gelände um den Arsenal- und den Schillerplatz stellt dazu ein großes Gefälle dar und entspricht nicht mehr dem, was Besucher und Bürger heute erwarten.“ Es gebe „eine enorme Sehnsucht nach mehr Grün in den Städten“. Was Ludwigsburg vorhabe, werde für viele Städte in der Region vorbildhaft sein.
Auch der Innenstadtverein Luis steht mittlerweile voll hinter dem Projekt, wenn es ohne Qualitätsabstriche umgesetzt wird. Ein schattiger, mit Wasserspiel versehener, multifunktional angelegter und für hochwertige Gastro- und Veranstaltungsangebote fit gemachter Arsenalplatz werde zu einem Gewinn für die ganze Stadt, erklärt Luis in seinem Statement – aber nur, wenn es „keine halbherzige Variante oder eine unkalkulierbare, schrittweise Umgestaltung“ gebe: „Bevor Sie zu einer Light-Variante greifen, die der Innenstadt mehr schaden als nützen wird, bitten wir, das gesamte Konstrukt zu überdenken.“ Die Stadt will den Umbau in der Tat in einem Rutsch angehen: In zwei Abschnitten, so die Kalkulation, würde das Projekt deutlich teurer.
Die Stadt hofft auf 1,2 Millionen Euro Fördergeld
Der Entwurfs- und Baubeschluss, den der Bauausschuss ursprünglich fassen sollte – eine Umgestaltung für geschätzt 4,8 Millionen Euro, für die aber mit 1,2 Millionen Euro Fördergeld gerechnet wird – fiel am Donnerstag indes nicht: Die Verwaltung verlegte die Entscheidung in die Gemeinderatssitzung am 6. Dezember, damit gleich das Plenum abstimmt. Etliche Stadträte, die nicht im Bauausschuss sitzen, waren angesichts der Bedeutung des Themas dennoch in die Sitzung gekommen und verfolgten das Thema von den Zuschauerreihen aus.
In den Fraktionen zeichnet sich trotz klammer Kasse eine Mehrheit für das Projekt ab: Grüne, CDU und SPD positionieren sich dafür. „Die Innenstadt braucht einen kräftigenden, lebenserhaltenden Impuls, und wir sollten gleich die große Lösung beschließen“, sagte etwa CDU-Rat Maik Braumann. Auch die Freien Wähler seien „im Großen und Ganzen zufrieden“, so Reinhardt Weiss, der aber fragte, ob sich das Vorhaben nicht verschieben lasse. Das fordert auch die FDP. Sie will den Platz, wenn die neue Tiefgarage fertig ist, aus Kostengründen erst einmal nur für den Autoverkehr sperren, aber nicht gleich umbauen lassen.