Eine TV-Dokumentation erzählt die Geschichte des nimmermüden Deutschrockers Udo Lindenberg und seines legendären Panikorchesters.

Keine Panik auf der Titanic: Auch mit 77 Jahren begeistert der nimmermüde Deutschrocker Udo Lindenberg noch die Massen. Der Mann mit der Sonnenbrille und dem charakteristischen Hut hat Fans quer durch die Altersgruppen. Kein Wunder: Udo Lindenberg steht seit gut 50 Jahren auf der Bühne, überrascht immer wieder mit neuen Ideen und erfreut sich deshalb einer ungebrochenen Popularität. Er machte in den Siebzigern deutsche Texte in der Popmusik salonfähig und wurde so zum Vorreiter vieler Deutschrocker.

 

Die Arte-Dokumentation „Udo Lindenberg & das Panikorchester“ von Hannes Rossacher zeichnet aber nicht nur die bewegte Karriere Udo Lindenbergs nach, sondern porträtiert auch wichtige Mitglieder des legendären Panikorchesters wie den Bassisten Steffi Stephan, den Pianisten Gottfried Böttger, Peter Backhausen am Schlagzeug oder den Gitarristen Karl Allaut, der früher auf der Bühne immer so böse guckte, dass er den Spitznamen „Karl Brutal“ erhielt.

Ohne Hut, dafür mit Schnauzbart am Schlagzeug

Ausführlich zu Wort kommt auch die ausgezeichnete Gitarristin Carola Kretschmer, die vor ihrer Geschlechtsumwandlung Thomas Kretschmer hieß, lange Jahre mit Udo zusammenarbeitete und vor Kurzem mit 74 Jahren starb. „Wir waren sofort richtig dick befreundet“, erinnert sich Bassist Steffi Stephan, ein Mann der ersten Stunde, in der mit vielen seltenen Aufnahmen aus Privatarchiven angereicherten Dokumentation an die Zeit, als er mit dem blutjungen Lindenberg noch in Münster Musik machte und von der großen Karriere keine Rede sein konnte – Udo damals noch ohne Hut, dafür mit schickem Schnauzbart am Schlagzeug.

Mit Songs wie „Alles klar auf der Andrea Doria“, „Ich bin Rocker“ oder „Hoch im Norden” brachten der gebürtige Westfale Udo Lindenberg und sein Panikorchester Anfang der Siebziger frischen Wind in die deutsche Musikszene, die damals von englischsprachigen Popbands und einheimischen Schlagerbarden beherrscht wurde. Der gelernte Trommler Lindenberg, der den Nuschelgesang zu seinem Markenzeichen machte, bewies, dass richtig gute Rockmusik auch auf Deutsch möglich ist – vor allem mit witzigen Texten, die sich um skurrile Helden wie Rudi Ratlos, Elli Pyrelli oder Bodo Ballermann drehten.

Mit „Komet“ an die Spitze

Auf der anderen Seite verstand es Lindenberg aber auch stets, mit gefühlvollen Balladen seine Fans zu Tränen zu rühren und auf intelligente Weise Gesellschaftskritik zu üben. Renommierte Kollegen wie Peter Maffay oder Wolfgang Niedecken unterstreichen in der Dokumentation seine enorme Bedeutung für die deutsche Popmusik. Kritische Töne sind in Rossachers Beitrag dagegen eine Seltenheit, der Österreicher ist ganz offensichtlich ein Udo-Fan durch und durch.

In den 80ern machte sich Lindenberg gegen das Wettrüsten in Ost und West stark und drang unter anderem in seinem Song „Sonderzug nach Pankow“ auf ein Konzert in der DDR, das ihm 1983 gewährt wurde. Ein Auftritt, auf den er später nicht stolz war: Während ausgesuchte FDJ-Mitglieder der Musik im Ostberliner Palast der Republik lauschen durften, mussten die wahren Udo-Fans draußen bleiben und bekamen massive Probleme mit der DDR-Staatsmacht, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckte.

In den letzten Jahrzehnten machte sich Lindenberg als Maler einen Namen, musikalisch arbeitete er erfolgreich mit jüngeren Musikern wie Jan Delay oder Max Herre zusammen. Ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere liegt erst wenige Monate zurück: Zusammen mit Apache 207 landete er mit „Komet“ seinen ersten Nummer-eins-Hit.

Udo Lindenberg & das Panikorchester. Freitag, 15.9., 21.45 Uhr, Arte