Der US-Präsident legt auf seiner Asien-Reise verwirrende Auftritte hin. Alle Partner müssen sich fragen, wie verlässlich Washington überhaupt noch ist, kommentiert unser Politikredakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Es kann verwirren, die politischen Aussagen von Donald Trump zu verfolgen. Bei einer Rede auf dem Apec-Gipfel in Vietnam markierte der US-Präsident den starken Mann und erklärte, er werde nicht zulassen, dass andere Länder in Handelsfragen ungerechten Nutzen aus den Vereinigten Staaten zögen. „Wir können diesen chronischen Handelsmissbrauch nicht länger tolerieren und werden ihn nicht tolerieren“, schmetterte er seinen Zuhörern in der Küstenstadt Da Nang entgegen. Angelehnt an sein Credo „America First“ erklärte er: „Ich werde Amerika immer an erste Stelle setzen.“

 

Buckeln gegenüber China

Tags zuvor – bei seinem Besuch in China – hatte sich der US-Präsident noch von einer ganz anderen Seite gezeigt. Mit Spannung war sein Auftreten gegenüber dem Staatspräsidenten Xi Jingping erwartet worden. Trump hatte Peking während der Wahlkampagne doch als Hauptverantwortlichen für die Beschäftigungskrise in den USA ausgemacht. Doch in Peking angekommen schmeichelte der US-Präsident dem kommunistischen Führer bis an die Peinlichkeitsgrenze und bezeichnete ihn als „ganz besonderen Mann“. Mehr noch: Um nicht Peking direkt für das übermäßige Handelsdefizit seines Landes gegenüber China verantwortlich zu machen, hat Trump die Regierung Obama beschuldigt. Zum Erstaunen aller hat er also lieber sein eigenes Land getadelt. Dass der mächtigste Mann der Welt in seiner Begeisterung für Xi Jingping die wichtige Frage der Menschenrechte nicht angesprochen hat, braucht nicht extra erwähnt zu werden.

Verwirrende Rede von Donald Trump

In seiner Rede auf dem Apec-Gipfel in Vietnam hat Trump seine Zuhörer aber noch mehr verwirrt. Der US-Präsident bezog sich immer wieder auf eine „Indo-pazifische“ Region und betonte die Bedeutung Indiens, obwohl Indien nicht Teil der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) ist. Es stellt sich die Frage, welche Botschaft der Staatschef damit transportieren will? Oder ist er schlicht nicht informiert, welche Staaten zur Apec gehören – und welche nicht?

Ist auf die USA noch Verlass?

Das sprunghafte Auftreten des US-Präsidenten stellt alle Partner vor ein zentrales Problem. Was sind die Aussagen Donald Trumps wert? Kann sich die Welt auf die einzige Weltmacht verlassen? Die USA galten bisher als wirtschaftlicher und moralischer Kompass für die gesamte westliche Staatengemeinschaft – mit dem Auftreten von Donald Trump auf seiner Asienreise hat sich Washington aus dieser Position verabschiedet.