2025 sollen Menschen erstmals wieder auf dem Mond landen. Bei der geplanten US-Mission könnte ein Deutscher dabei sein: Alexander Gerst, aufgewachsen in Künzelsau.

Raumfahrer Alexander Gerst sieht bei der geplanten US-Mondmission „Artemis 3“ gute Chancen für einen Europäer oder eine Europäerin. „Bei dem Projekt sind wir Partner auf Augenhöhe“, sagte der 47-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. An der vorgesehenen ersten bemannten Mondlandung seit 1972 ist die Europäische Raumfahrtagentur Esa beteiligt. Gerst gilt als möglicher Kandidat. „Momentan sind wir bei der Esa sechs Aktive mit Raumfahrterfahrung“, erklärte er. „Ich denke, keiner davon würde Nein sagen.“

 

Bei dem US-geführten Projekt sollen vier Astronauten zum Mond fliegen – zwei verbleiben im Mondorbit und zwei landen auf dem Erdtrabanten. Europa arbeitet an der Initiative mit. Allerdings ist offen, welche Rolle Esa-Astronauten bei der für 2025 geplanten Mission zukommen könnte – ob zum Beispiel erstmals ein Europäer den Mond betritt.

Vor fünf Jahren, am 3. Oktober 2018, hatte Gerst als erster Deutscher das Kommando auf der Internationalen Raumstation ISS übernommen. Zweimal arbeitete „Astro-Alex“ auf dem Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde. 363 Tage bei zwei Missionen: Kein Deutscher war so lange in der Umlaufbahn wie der Geophysiker aus Baden-Württemberg, der in Künzelsau geboren wurde und aufwuchs. Dazu ein Außeneinsatz im freien Weltall: das alles macht den Mann mit dem kahlgeschorenen Kopf nach Ansicht von Experten zum Kandidaten für den Mond. Doch - was wollen wir eigentlich dort?

Mond als achter Kontinent

„Sicher nicht nur eine Fahne aufstellen und Steine sammeln wie bei früheren Missionen“, sagte Gerst. Es gehe um tiefe Erkundung. „Meine Vorhersage ist, dass wir in 50 Jahren auf dem Mond Stationen haben werden, die friedlich forschen. Wie in der Antarktis. Da hat man zuerst auch gesagt, das bringt nichts, da ist nur Schnee. Heute sind dort ständig bewohnte Stationen, die lebenswichtige Daten sammeln.“

Er sehe den Mond als eine Art achten Kontinent. „Der Mond ist ein großes Geschichtsbuch über die Vergangenheit der Erde. Was wir dort finden, trägt zum besseren Verständnis der eigenen Herkunft bei. Und wir können die Erde dadurch besser schützen.“

Ähnlich sieht es Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner. „Der Mond ist zweifellos ein interessantes Ziel für wissenschaftlich getriebene Raumfahrtmissionen“, sagte er. Solange Künstliche Intelligenz nicht Astronauten ersetze, seien solche Missionen sehr relevant.

Was ist wohl da oben?

Was wollen wir aber angesichts der irdischen Probleme im All, fragen Skeptiker. Gerst antwortete mit einem flammenden Appell. „Raumfahrt ist unersetzbar für die Lösung genau dieser Probleme. Hunderttausende Generationen haben von unten auf die Sterne geschaut und sich gefragt: Was ist wohl da oben? Wir sind erst die zweite Generation, die durch die Raumfahrt nach unten schaut.“ Das zeige, welche Fähigkeiten der Mensch besitze, wenn er geschlossen nach vorne gehe.

„Als Erdbewohner sind wir ein Inselvolk im All. Wir sind neugierig und wollen das Meer um uns verstehen. Und das müssen wir auch, um als Spezies zu überleben.“ Die Sputnik-Satelliten und die ersten Menschen auf dem Mond sowie die Außeneinsätze und die Raumstationen seien „das erste Augenblinzeln eines neuen Zeitalters“, meinte Gerst.

„Wir werden Dinge entdecken, die wir uns jetzt nicht vorstellen können. Zum Beispiel, da bin ich gewiss, werde ich aus dem Lehnstuhl heraus erleben, wie Menschen auf dem Mars landen.“