Die Suche nach einem Standort für ein Asylbewerberheim geht weiter: Nach einer Welle der Kritik aus der Bürgerschaft wird eine neue Option im Gewerbegebiet Holderbüschle geprüft. Dabei hätte sich der Gemeinderat eigentlich schon entscheiden müssen.

Sachsenheim - Die Stadt geht bei der Suche nach einem geeigneten Standort für ein Asylbewerberheim wieder einen Schritt zurück. Anstatt die bereits geprüfte und als geeignet befundene Fläche in Hohenhaslach zu beschließen, hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag einstimmig entschieden, eine neue Option im Gewerbegebiet Holderbüschle in Großsachsenheim zu untersuchen. Der Entscheidung war eine Welle der Kritik bei der Bürgerfragestunde vorausgegangen, zu der sich rund 100 Sachsenheimer im Kulturhaus eingefunden hatten.

 

Immerhin hat die Stadtverwaltung offenbar den Warnschuss gehört. Sie war penibel darauf bedacht, auf wirklich alle Fragen der Bürger einzugehen und größtes Verständnis für deren Sorgen zu zeigen. Das war in der Sitzung des Hohenhaslacher Ortschaftsrates am Dienstag anders gewesen. Dort hatte der Bürgermeister Horst Fiedler die Bürger mit unbeantworteten Fragen frustriert zurückgelassen. Und das, obwohl sie ohnehin schon kritisiert hatten, dass es bei der Suche nach einem Standort für ein Asylbewerberheim an Transparenz mangele.

Langer Weg zum Gemeinderatsbeschluss

Allerdings war auch am Donnerstag der Weg zum Beschluss des Gremiums kein leichter. Der Hohenhaslacher Ortsvorsteher Alfred Xander hatte seine liebe Mühe, die Stadtverwaltung von seinem Antrag auf die Prüfung des Alternativstandortes zu überzeugen. Der Technische Beigeordnete der Stadt, Gunter Albert, zählte sogleich eine Reihe rechtlicher Hürden auf, an denen eine Unterkunft an dieser Stelle – an der Industriestraße gegenüber von einem Eisenwarenhandel – scheitern müsse.

So sei in dem Gewerbegebiet das Wohnen nicht erlaubt und eine Ausnahme davon nur möglich, wenn es nachweislich keinen anderen Standort für ein Asylbewerberheim gebe. Wolle man den Bebauungsplan ändern und eine Wohnnutzung erlauben, so sei dies später nicht mehr rückgängig zu machen, erläuterte Albert. Zudem sei die Geräuschkulisse der Drei-Schicht-Betriebe den Asylbewerbern kaum zuzumuten. Auch Bürgermeister Fiedler betonte: „Ich halte das nicht für den idealen Standort.“ Allein schon, weil die Lage im Gewerbegebiet kaum als integrativ bezeichnet werden könne.

Harsche Kritik seitens der Bürger

Doch Xander ließ nicht locker, parierte alle Bedenken und warb energisch dafür, den Standort zumindest zu prüfen. Damit überzeugte er zunächst die Stadträte – allen voran den CDU-Fraktionsvorsitzenden Hans Günter Janßen, der sich vehement dafür einsetzte, dem Antrag Xanders zuzustimmen. Das dürfte nicht zuletzt dem enormen Druck der Öffentlichkeit geschuldet sein. Denn in der Bürgerfragestunde war die Kritik nur so auf die Stadt eingeprasselt. Es wurde gemutmaßt, dass nie eine objektive Auswahl an Standorten angestrebt worden sei, sondern „Seilschaften aus Klein- und Großsachsenheim“ den „Bürgern zweiter Klasse“ in Hohenhaslach das Asylbewerberheim unterjubeln wollten. Es wurde moniert, dass die Kriterien für einen geeigneten Standort nicht kommuniziert worden seien, dass die Anwohner der bestehenden Container-Anlage im Seepfad nicht nach den Problemen dort befragt worden seien und die Hohenhaslacher als ausländerfeindlich dargestellt würden.

Fiedler beeilte sich zu betonen, dass die Hohenhaslacher weder Bürger zweiter Klasse noch ausländerfeindlich seien und versprach, nun absolute Transparenz walten zu lassen. Dennoch kündigte der Hohenhaslacher Alois Odenthal an: „Wir werden alle Rechtsmittel einlegen, um die Unterkunft bei uns zu verhindern.“ Sollte sie dennoch gebaut werden, so wäre sie „ein Denkmal für völlig fehlende Transparenz“.

Kommentar: Die Kurve gekriegt

Kurz vor knapp hat die Stadt Sachsenheim doch noch die Kurve gekriegt. Nachdem sie insbesondere in der jüngsten Ortschaftsratssitzung nicht gerade mit Offenheit zum Thema Standortsuche für ein Asylbewerberheim glänzte, war sie im Gemeinderat nun fast schon übermäßig darauf bedacht, jedes Detail zu beleuchten. Immerhin.

Die Frage ist allerdings, ob die Erkenntnis noch rechtzeitig kam. Denn die Emotionen sind inzwischen so hochgekocht, dass sie kaum noch kontrollierbar scheinen. Doch hier sind auch die Bürger gefragt. Vor allem die aufgebrachten Hohenhaslacher sollten noch einmal in sich gehen und überlegen, ob die Unterkunft am Ortsrand wirklich so schlimm wäre. Wohlgemerkt handelt es sich hier nicht um eine Containersiedlung, sondern um adrette Neubauten im Stile von Mehrfamilienhäusern. Und inwiefern die Asylbewerber integriert werden, ist sicher nicht nur eine Frage des Standorts, sondern auch davon abhängig, wie man auf sie zugeht.

Zwar hat die Stadt die Prüfung des Alternativstandortes beschlossen. Doch angesichts des öffentlichen Drucks blieb ihr auch nicht viel anderes übrig. Die Hohenhaslacher sollten sich damit anfreunden, dass das Heim zu ihnen kommen könnte – um sich im Zweifelsfall konstruktiv einbringen zu können. Denn es ist keinesfalls sicher, dass die Alternative geeignet ist.