Das Riesenrad, derzeit das beliebteste Fotomotiv von Stuttgart, kehrt wohl in einem Jahr auf den Schlossplatz zurück. OB Nopper setzt sich dafür ein. Und Finanzminister Bayaz hat unserer Redaktion aus dem Urlaub erklärt, er sei „offen für eine Wiederholung“.
Stuttgart - Aus dieser erhabenen Höhe haben Einheimische oder Auswärtige die Stuttgarter City noch nicht bewundern können. Einen fantastischen Blick aus der Drohnenperspektive erlauben die 40 Gondeln des Riesenrads, das sich seit dem 2. Oktober unermüdlich an exponierter Stelle vorm Neuen Schloss dreht. Nun sind die Tage gezählt. Am 2. Januar, Punkt 21 Uhr, drei Monate nach dem Start, wird die neue, nachts bunt leuchtende Attraktion im Kessel ausgebremst. Hinter den Kulissen setzen sich Stadt und Land aber bereits für eine Fortsetzung im Oktober 2022 im Ehrenhof ein. Dies hat unsere Zeitung am Montag erfahren.
„Wir wollen die Erfolgsgeschichte auf jeden Fall fortsetzen“, sagte OB Frank Nopper (CDU) aus seinem Urlaub auf unsere Anfrage. Er schlägt vor, dass sich das Riesenrad direkt nach dem historischen Volksfest, das auf dem Schlossplatz für Herbst 2022 geplant ist, in der dritten Oktoberwoche erneut drehen wird – bis zum 6. Januar 2023. Unsere Zeitung hat am Montag auch Finanzminister Danyal Bayaz im Urlaub erreicht. „Ich bin offen für eine Wiederholung“, sagte er. Das Riesenrad habe sehr gut gepasst an dieser Stelle, findet der Grüne, und sei in kurzer Zeit „Teil des Stadtbilds“ geworden. Bayaz habe sich „richtig an den Anblick“ gewöhnt. Bisher habe sich der OB aber noch nicht an ihn gewandt, um über eine Fortsetzung im nächsten Jahr vor dem Neuen Schloss zu sprechen.
OB Nopper erklärte das Riesenrad zum „Symbol der Zuversicht“
Für viele war’s Liebe auf den ersten Blick, andere protestierten und meinten, Rummel habe vor einem Kulturdenkmal nichts verloren. Der Düsseldorfer Oscar Bruch junior, dem das 58 Meter hohe Sky Lounge Wheel gehört, ist begeistert von seinem Gastspiel auf dem Ehrenhof, der bisher als Heiligtum galt. 40 Jahre lang hatten Schausteller vergeblich versucht, hier ein Riesenrad aufzubauen. Der Finanzminister hatte als Hausherr des Neuen Schlosses das Gelände in der Pandemie sogar kostenlos zur Verfügung gestellt – mit der Auflage, dass keine Musik gespielt wird und es keine Verkaufsbuden gibt. OB Nopper hatte das „The Länd-Eye“ (so der spätere Spitzname in Anspielung auf das viel größere „London Eye“) gar als „Symbol der Zuversicht, des Aufbruchs und des Optimismus in Zeiten der Pandemie“ angepriesen.
„Man könnte die Attraktion immer an Weihnachten aufbauen“
In den sozialen Netzwerken ist seit Tagen die Diskussion darüber entbrannt, ob das Sky Lounge Wheel für immer am Schlossplatz bleiben sollte – oder an einem neuen Standort etwa hinterm Schloss, im Stadtgarten oder auf dem Killesberg. Die Meinungen gehen weit auseinander. Die einen sagen, das Riesenrad sei eine „megaschöne Attraktion“, die zum neuen Wahrzeichen Stuttgarts werden könnte. Andere warnen davor, man dürfe Baudenkmäler „nicht verschandeln“.
Riesenradbetreiber Oscar Bruch bleibt realistisch. „Stuttgart ist eine tolle Stadt“, sagt er, „aber Stuttgart ist nicht London und Wien, wo so viele Touristen kommen, dass sich ein ganzjähriges Riesenrad lohnt.“ Gern würde Bruch wieder in die City kommen – auf dem Wasen ist er, sofern das Volksfest nicht ausfällt, ohnehin seit Jahren dabei. Erneut werde er sich für den Schlossplatz bewerben. Seine Bilanz: „Am Anfang wurden wir überrannt, dann haben die Besucherzahlen nachgelassen.“ Wie viele Gäste bei ihm bisher im Ehrenhof gefahren sind, verrät er nicht. „Diese Zahlen sind zu intim“, findet Bruch, „die Bilanz erfährt nur der Finanzminister bei meiner Steuererklärung.“ Wer auch nach dem 2. Januar nicht auf eine Rundfahrt in luftiger Höhe verzichten will, kann sich auf Ludwigsburg freuen. Auf der dortigen Bärenwiese startet am 18. Februar das „größte mobile Riesenrad der Welt“.
Am 18. Februar soll ein Riesenrad in Ludwigsburg starten
70 Meter hoch ist der City Star, der aus 48 Gondeln einen neuartigen Blick auf die Barockstadt und das Schloss verspricht. „Wenn durch Corona nichts dazwischenkommt, fangen wir Anfang Februar mit dem Aufbau in Ludwigsburg an“, sagte der Wormser Schausteller Tobias Göbel unserer Zeitung.