Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Das gilt genauso für den Golfclub Risstissen, auf dessen Gelände es eine großzügig gespendete „Schlecker-Bahn“ gibt. Das Ehepaar mied stets das Ehinger Stadtfest, obwohl Geld aus dem Glaspalast floss, das Landestreffen der Bürgerwehren oder die Aufzüge der Narrenzunft Spritzenmuck, die, als sie ihr neues Vereinsheim baute, von Anton Schlecker eine Küche spendiert bekam. „Er hat nie geprotzt“, lobt Johann Krieger. „Er war ja auch nie da.“ Wenn Schlecker nichts geben wollte, ließ er seinen Manager Freudenreich selbstironisch ausrichten: „Davon verstehen wir nichts. Wir können nur Drogerieartikel verkaufen.“ So hat sich auch niemand in der Stadt wirklich echauffiert, wenn Anton Schlecker für seinen Weg von seinem Wohnhaus ins Büro wechselweise einen Porsche, einen Mercedes SLR McLaren oder einen VW Touareg benutzte.

 

Für Respekt, vielleicht Ehrfurcht, hat dieses Verhältnis zwischen Schlecker und seiner Stadt gereicht, für Liebe nicht. „Auch weil er sich um sein Image überhaupt nicht gekümmert hat“, sagt Kommunalpolitiker Krieger. Und, aber das sagt zumindest offen kaum jemand, weil zuletzt immer mehr Einzelheiten bekannt wurden, die auf einen kalten Umsatzjäger schließen ließen, der Mitarbeiter nicht führen, sondern sie beherrschen will.

Stoffhandschuhe zum Stückpreis von 1,29 Euro

Rainer Dacke, Verdi-Gewerkschaftssekretär in Ulm, kann viel davon erzählen. Bei seiner letzten Visite im Auslieferungslager für die Drogeriemärkte musste er wieder mal an dem Foto des Ehepaars Schlecker vorbei, unter dem auf einem angeschraubten Brettchen frische Blümchen stehen. Drinnen aber debattierten die Lagerarbeiter im sechsten Jahr in Folge darüber, wann das Unternehmen wohl endlich einfache Stoffhandschuhe zum Stückpreis von 1,29 Euro zum Auspacken der verschmutzten Großhandelsware bezahlen würde. „Für mich ist das ein Metzger, der seinen Betrieb führt, als ob er nur 20 Mitarbeiter hätte“, sagt Dacke über Anton Schlecker.

An einem einzigen Plätzchen in der Stadt taucht der Name Schlecker übrigens doch auf: er steht eingraviert in einem der neu geschaffenen gotischen Fenster, die 2006 in die restaurierte Spitalkapelle zum Heiligen Geist eingesetzt wurden. Auch die Sparkasse und der Rotary Club setzten sich hier mit dem Gegenwert eines Kleinwagens ein. Schon im Mittelalter habe die Kapelle nur mit Hilfe prominenter Gönner gebaut werden können, sagt Stadtarchivar Ludwig Ohngemach. „Natürlich ging es den Spendern damals nicht um die Kranken“, fügt er hinzu, „sondern ums eigene Seelenheil.“

Keine Gewerbesteuer gezahlt

Für die Ehinger Stadtkasse wäre die Zerschlagung des Drogerieunternehmens zu verschmerzen. Schlecker zahlt aufgrund anhaltender Verluste schon seit Jahren keine Gewerbesteuer mehr, trotzdem beläuft sich der Haushaltsansatz fürs laufende Jahr, wie schon 2011, auf rund 40 Millionen Euro, vor allem wegen der glänzenden Geschäfte des Kranherstellers Liebherr sowie der örtlichen Papierfabrik des südafrikanischen Sappi-Konzerns – nicht schlecht für eine Stadt mit rund 25 000 Einwohnern.

Anton Schlecker, wenn es ihn nicht mehr als aktiven Unternehmer gäbe, fehlte in der Stadt wohl vielmehr als Anlaufstelle für Hilfeleistungen aller Art, als stiller Gönner, der das Sozialleben ölt, auch wenn er Schecks oft nur auszuschreiben schien, um endlich in Ruhe gelassen zu werden. Beispielsweise finanzierte der Drogeriekönig jedes Jahr den Schlecker-Cup, eines der hochklassigsten Vorbereitungsturniere internationaler Handballmannschaften. Allerdings konnten die Champions-League-Sieger vom THW Kiel oder die Werfer des spanischen Rekordmeisters FC Barcelona wirbeln, wie sie wollten, Anton Schlecker und seine Frau Christa haben sich niemals vor Ort sehen lassen.

„Schlecker-Bahn“ auf dem Golfclub

Das gilt genauso für den Golfclub Risstissen, auf dessen Gelände es eine großzügig gespendete „Schlecker-Bahn“ gibt. Das Ehepaar mied stets das Ehinger Stadtfest, obwohl Geld aus dem Glaspalast floss, das Landestreffen der Bürgerwehren oder die Aufzüge der Narrenzunft Spritzenmuck, die, als sie ihr neues Vereinsheim baute, von Anton Schlecker eine Küche spendiert bekam. „Er hat nie geprotzt“, lobt Johann Krieger. „Er war ja auch nie da.“ Wenn Schlecker nichts geben wollte, ließ er seinen Manager Freudenreich selbstironisch ausrichten: „Davon verstehen wir nichts. Wir können nur Drogerieartikel verkaufen.“ So hat sich auch niemand in der Stadt wirklich echauffiert, wenn Anton Schlecker für seinen Weg von seinem Wohnhaus ins Büro wechselweise einen Porsche, einen Mercedes SLR McLaren oder einen VW Touareg benutzte.

Für Respekt, vielleicht Ehrfurcht, hat dieses Verhältnis zwischen Schlecker und seiner Stadt gereicht, für Liebe nicht. „Auch weil er sich um sein Image überhaupt nicht gekümmert hat“, sagt Kommunalpolitiker Krieger. Und, aber das sagt zumindest offen kaum jemand, weil zuletzt immer mehr Einzelheiten bekannt wurden, die auf einen kalten Umsatzjäger schließen ließen, der Mitarbeiter nicht führen, sondern sie beherrschen will.

Stoffhandschuhe zum Stückpreis von 1,29 Euro

Rainer Dacke, Verdi-Gewerkschaftssekretär in Ulm, kann viel davon erzählen. Bei seiner letzten Visite im Auslieferungslager für die Drogeriemärkte musste er wieder mal an dem Foto des Ehepaars Schlecker vorbei, unter dem auf einem angeschraubten Brettchen frische Blümchen stehen. Drinnen aber debattierten die Lagerarbeiter im sechsten Jahr in Folge darüber, wann das Unternehmen wohl endlich einfache Stoffhandschuhe zum Stückpreis von 1,29 Euro zum Auspacken der verschmutzten Großhandelsware bezahlen würde. „Für mich ist das ein Metzger, der seinen Betrieb führt, als ob er nur 20 Mitarbeiter hätte“, sagt Dacke über Anton Schlecker.

An einem einzigen Plätzchen in der Stadt taucht der Name Schlecker übrigens doch auf: er steht eingraviert in einem der neu geschaffenen gotischen Fenster, die 2006 in die restaurierte Spitalkapelle zum Heiligen Geist eingesetzt wurden. Auch die Sparkasse und der Rotary Club setzten sich hier mit dem Gegenwert eines Kleinwagens ein. Schon im Mittelalter habe die Kapelle nur mit Hilfe prominenter Gönner gebaut werden können, sagt Stadtarchivar Ludwig Ohngemach. „Natürlich ging es den Spendern damals nicht um die Kranken“, fügt er hinzu, „sondern ums eigene Seelenheil.“