Im Stadtmuseum Schorndorf wird bis Mitte Januar die Sonderausstellung „Weihnachtsmann & Co: Winterliche Lego-Welten“ präsentiert. Selbst der Weihnachtsmann muss sich durch den Schnee kämpfen.

Den Schlitten samt Rentier hat der Weihnachtsmann vor dem Haus geparkt. Er selbst ist mit seinem Geschenksack auf das verschneite Dach des blauen Hauses geklettert, um sich durch den Schornstein zu quetschen und die Kinder zu bescheren. „Besuch des Weihnachtsmanns“ heißt die bunte Szene aus Lego-Steinen. Sie ist eine von vielen Geschichten, die – passend zur Jahreszeit – in der Sonderausstellung „Weihnachtsmann & Co: Winterliche Lego-Welten“ im Stadtmuseum Schorndorf erzählt werden.

 

Tausende verschiedene Bauteile in mehr als 90 Farben

Der Tischlermeister Ole Kirk Christiansen aus Billund in Dänemark, eigentlich spezialisiert auf Holzspielzeug, produzierte 1949 Bausteine aus Kunststoff, die auf der Oberseite Noppen hatten. Im Laufe der Jahre wurde das Angebot an bunten Lego-Steinen stetig erweitert. Heute gibt es tausende verschiedene Bauteile in mehr als 90 Farben. Für die jüngsten Baumeisterinnen und Baumeister wurde 1969 das Duplo-System eingeführt, für die älteren entstanden Themenserien sowie Sammlerstücke, die vor allem Erwachsene ansprechen sollen. Und alles zählt längst zu den Spielzeugklassikern.

Als Kind hat Sonja Schnaberich-Lang, die Fachbereichsleiterin Kommunales bei der Stadt Schorndorf, wie viele andere „ein bisschen“ mit bunten Legosteinen gespielt. Der große Wiedereinstieg in die Lego-Welt begann 2011, im Alter von 36 Jahren, mit dem VW-Bulli. „Mein Mann und ich haben ihn uns zu Weihnachten gewünscht und gemeinsam zusammengebaut“, sagt sie. Bei der Ausstellungseröffnung am Freitag hatte sie den Camper dabei. Das nächste Bauprojekt war ein Mini-Cooper, danach folgten ein VW-Käfer, eine Vespa und ein Fiat 500.

Das Wort Lego leitet sich vom dänischen „leg godt“ ab, das so viel heißt wie „spiel gut“. Tatsächlich, so verriet Sonja Schnaberich-Lang, empfinde sie das Zusammenbauen der bunten Steine als überaus entspannend. „Man kann dabei abschalten. Es ist außerdem ein schönes Gefühl, etwas zu erschaffen, und man bleibt immer ein bisschen Kind.“ Vieles haben sie und ihr Mann schon gemeinsam gebaut, auch den Bahnhof King’s Cross mit dem Gleis 9 ¾ oder die Hogwarts-Schule aus den Harry-Potter-Geschichten. „Solche Sachen habe ich daheim auf einem Schränkchen arrangiert.“

Jedes Jahr fiebert Sonja Schnaberich-Lang auf die alljährliche Neuerscheinung aus dem Lego-Land zu Weihnachten hin. Einige dieser Schätze sind nun bis Mitte Januar im Stadtmuseum zu sehen. Darunter ein winterlicher Bahnhof mit Weihnachtszug, eine weihnachtlich-geschmückte Stadt mit Spielwarenladen oder die Weihnachtsmannwerkstatt mit Elfen und dem Rentier Rudi. Das Schöne an den Lego-Häusern sei, dass sie auch ein Innenleben haben, das gestaltet wird, sagt Sonja Schnaberich-Lang. „Das erinnert ein bisschen an Puppenhäuser.“

Das Betrachten der bunten Lego-Welten sorgt für gute Laune. Das hat auch Andrea Bergler, die Leiterin des Stadtmuseums Schorndorf, festgestellt. „Und es werden sofort Erinnerungen an die Kindheit wach, in der ich auch mit Lego-Steinen gespielt habe.“ Selbst große Künstler wie der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei habe sich von ihnen inspirieren lassen und die bunten Steine für Projekte genutzt, unter anderem um das Meisterwerk von Leonardo da Vinci „Das letzte Abendmahl“ nachzubauen.

Aus den Kunststoff-Teilen entsteht eine Rampe

Doch nicht nur zum Spielen und für die Kunst eignen sich die Kunststoff-Teile. In Schorndorf entsteht ganz pragmatisch daraus auch eine Rampe für Rollstuhlfahrer und alle mobilitätseingeschränkten Menschen. Mindestens 20 Kilogramm der bunten Steine werden für die 112 Zentimeter breite, rund 66 Zentimeter tiefe und fast 15 Zentimeter hohe Rampe benötigt, die voraussichtlich ab Februar den Eintritt ins Wein- und Teelädle in der Hetzelgasse erleichtern soll. Gebaut wird die Rampe von der Lego-AG mit Erst- und Zweitklässlern der Künkelin- und Schlosswallschule Schorndorf, die seit zehn Jahren existiert und von Stefan Lutz, dem CVJM-Jugendreferenten, geleitet wird.

„Wir hatten im Sommer die Bürgerinnen und Bürger zu Spenden von Lego-Steinen aufgerufen, und die Resonanz war großartig“, sagt Lena Rosteck von der Fachstelle Inklusion der Stadtverwaltung Schorndorf, die das Projekt ebenso unterstützt wie der ehrenamtliche Inklusionsberater Kai Käfer und Mitarbeitende und Klienten der Sozialintegrativen Alltagsbetreuung (SOA). Noch immer gibt es Bedarf an Baumaterial, allerdings lediglich an den größeren Duplosteinen, die den Unterbau der bunten Rampe bilden. Wer spenden will, sagt Lena Rosteck, könne gerne mit ihr Kontakt aufnehmen.