Der Fellbacher Fotografenmeister KD Busch ist mit dem Lea-Mittelstandspreis ausgezeichnet worden. Er unterstützt Straßenkinder, die in der zentralchilenischen Kleinstadt Graneros große soziale Probleme haben.

Gerade eben hat er noch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf dessen Sommerreise in Stuttgart fotografiert, nun sitzt er wieder entspannt in seinem Fellbacher Fotostudio, das etwas versteckt in der Cannstatter Straße liegt. Nach vorn drängen, diesen Eindruck gewinnen Besucher schnell, das ist nicht das Bestreben von Klaus-Dieter Busch, der als KD Busch mit seinen Fotos nicht nur Insiderkreisen bekannt ist.

 

Manchmal jedoch kann auch KD Busch das Rampenlicht nicht vermeiden, steht gar im Mittelpunkt einer Feierstunde. Vergangenen Mittwoch war so eine Gelegenheit, als im Marmorsaal des Stuttgarter Neuen Schlosses der Lea-Mittelstandspreis an ihn und zwei weitere Preisträger übergeben wurde. Knapp 300 Bewerber gab es für die von Caritas, Diakonie und dem Landes-Wirtschaftsministerium ausgelobte hohe Auszeichnung, deren Abkürzung Lea für Leistung, Engagement und Anerkennung steht.

Zuletzt durfte KD Busch auf die Bühne

15 Firmen sind nominiert und drei davon werden schließlich von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut ausgezeichnet. In der Kategorie bis 500 Mitarbeitende war die Somfy GmbH aus Rottenburg die Gewinnerin, in der Gruppe mit maximal 150 Mitarbeitende die focusEnergie GmbH & Co. KG aus Freiburg. Zuletzt durfte KD Busch auf die Bühne, denn die kleinsten Betriebe mit höchstens 20 Mitarbeitenden werden stets zum Ende ausgezeichnet, schließlich fällt ihnen ein umfangreiches soziales Engagement meist schwerer als Großunternehmen.

„Ich bin schon seit vielen Jahren Mitglied der Lea-Jury, aber ich kann mich kaum an eine Entscheidung erinnern, die wir so schnell und so einstimmig getroffen haben wie die Auszeichnung für das Fotostudio KD Busch in Fellbach“, sagte Sabrina Fritz, die Leiterin aktuelle Wirtschaftsberichterstattung beim SWR, in ihrer Laudatio.

In der Tat ist das Engagement des gerade einmal vier Personen umfassenden Kleinunternehmens überaus beachtlich. KD Busch unterstützt über den von ihm mitgegründeten Verein Graneroskids Straßenkinder, die in der zentralchilenischen Kleinstadt Graneros große soziale Probleme haben. Die Ursache liegt in der einseitigen, fast ausschließlich auf die Landwirtschaft ausgerichteten Wirtschaftsstruktur der Region. Im Winter gibt es alljährlich kaum Arbeit, ein Teufelskreis aus Untätigkeit, Alkoholmissbrauch und häuslicher Gewalt beginnt.

Drei französische Ordensschwestern begannen Struktur in den Tagesablauf der Straßenkinder zu bringen, als das Geld für ein halb fertiges Kinderhaus ausging. Über einen Bekannten, der sich in Chile eine fünfmonatige berufliche Auszeit genommen hatte, hörte KD Busch von dem unterstützenswerten Projekt der Graneroskids.

Bereits zuvor hatte sich der Fotografenmeister beruflich selbstständig gemacht. Nach einer fünfjährigen Tätigkeit als schreibender und fotografierender Allrounder bei einer Lokalzeitung, einer Fotografenlehre und einer Zeit als angestellter Fotograf in Marbach kam die Initialzündung dazu vom damaligen Marketingchef von Südmilch. Der war mit KD Buschs Produktfotografie dermaßen zufrieden, dass er ihm weitere Aufträge zusagte und KD Busch auf das Stuttgarter Südmilchgelände umzog.

Seit 21 Jahren in Fellbach präsent

Seit 21 Jahren ist der 63-Jährige nun jedoch in Fellbach präsent. Der Heimweg in den Sommerrain ist für den Cannstatter seither deutlich kürzer. Gelöst hat sich KD Busch auch von der reinen Produktfotografie. Inzwischen ist er vor allem bei der Dokumentation von Veranstaltungen großer Firmen, Landesgesellschaften und anderer Organisationen aktiv. „Wir haben für fast alle Parteien fotografiert – mit Ausnahme der Braunen“, sagt KD Busch, der sich selbst der Generation Jute statt Plastik zuordnet.

„Es war die Zeit, als es an Weihnachten noch Geschenke gab“, erinnert sich KD Busch an seine Unternehmensgründung vor rund 35 Jahren. Üppige, mitunter an Bestechung grenzende Geschenke waren üblich, wogegen der Meister der Linse die Idee „Spenden statt Geschenke“ setzte. Statt fein säuberlich nach Rangstufe im Unternehmen des Kunden abgestufter Präsente verschickte er ein Foto samt Weihnachtsbrief, in dem die Aktion erklärt und die beschenkte Organisation benannt wurde. Zunächst wechselten diese alljährlich, doch KD Busch suchte nach einer Organisationsform, bei der keine Verwaltungskosten anfielen und landete bei Graneroskids. Inzwischen geht die Unterstützung ins 21. Jahr – und ist fast schon zu einem Selbstläufer geworden. Immer mehr Firmen spenden ebenfalls. Verstorbene verzichten zugunsten der Graneroskids auf Trauerfloristik oder Jubilare auf Geschenke. „Letztes Jahr haben wir die halbe Million übertroffen“, sagt KD Busch. Die 600 000-Euro-Marke soll bald fallen.

Trotz einer langjährigen Bekanntschaft zu Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, die er schon bei etlichen Gelegenheiten fotografiert hatte, wusste der Fellbacher Vorzeigeunternehmer übrigens lange nichts von dem begehrter Lea-Mittelstandspreis. „Ich bin vorgeschlagen worden“, sagt KD Busch und bestätigt damit den Eindruck des von ihm gepflegten Understatements.

Wer sich für das Hilfsprojekt zugunsten der chilenischen Straßenkinder näher interessiert, der findet weitere Infos im Internet unter: www.graneroskids.de