Die falsche Glätte-Warnung zum Wochenbeginn auf der Autobahn 8 ist kein Zufall gewesen: Vielmehr gibt es ein grundlegendes Problem bei der Schaltung der Schilderbrücken. Es muss nachgebessert werden.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Sie haben ein Winterproblem, die 21 Millionen Euro teuren Schilderbrücken an der Autobahn 8 zwischen Leonberg und Wendlingen. Vor allem, wenn es um ein Tempolimit wegen Glättegefahr geht. Wegen technischer Probleme müssen die Regisseure in der Straßenverkehrszentrale des Landes improvisieren – und die Autofahrer fühlen sich aufs Glatteis geführt.

 

Die falsche Glättewarnung mit Tempo 60, die am Sonntag sowie am Montag im morgendlichen Berufsverkehr die Autofahrer verwirrt hatte, ist offenbar auf einen Systemfehler zurückzuführen. Die Anzeige hatte sich nicht mehr abschalten lassen. Nun muss nachgebessert werden: „Wir arbeiten an einer technischen Lösung“, sagt Daniel Hahn, Sprecher des zuständigen Regierungspräsidiums Tübingen. Die Nachbesserung sei „so bald wie möglich noch in diesem Jahr geplant“.

Die Programmierer müssen noch mal ran

Das Problem war am Sonntag offenkundig geworden: Am Morgen hatte die Autobahnpolizei der Straßenverkehrszentrale Glatteisgefahr gemeldet, und die Zentrale schaltete die Anzeigetafeln auf Tempo 60 wegen Glätte. Und dann klemmte alles: „Die Anzeige ließ sich nicht mehr deaktivieren“, so der Leiter der Zentrale, Martin Ciolek. So wurde den Autofahrern dauerhaft Tempo 60 vorgeschrieben – auch tagsüber, bei trockener und teils sonniger Witterung, bis Montagmorgen im Berufsverkehr.

Eine Wartungsfirma scheiterte ebenfalls, musste das System zeitweise herunterfahren. Doch damit ist das Problem bei den Streckenbeeinflussungsanlagen weiterhin nicht gelöst. Die Programmierer müssen noch einmal ran – und das kann dauern. Bei der Bedienoberfläche der Anlage müsse ein „Update“ her, so Behördensprecher Daniel Hahn. „Bis die Lösung gefunden ist, haben wir durch organisatorische Anweisungen sichergestellt, dass das Problem nicht mehr auftritt“, so Hahn. Der zuständige Mitarbeiter müsse nun einen „besonderen Ablauf“ bei der Schaltreihenfolge beachten.

Vor der Blitzanlage kommen die Zweifel

Die Streckenbeeinflussungsanlage hatte schonvon Anfang an ihre Probleme bei der Wetterfühligkeit. Bis heute sind Polizisten oder Mitarbeiter der Autobahnmeistereien an Ort und Stelle nötig, um Glättegefahren zu erkennen und zu melden. Unklar ist auch, warum Glättewarnungen mal mit, mal ohne Tempolimit angezeigt werden. Ohne konkrete Vorgabe gilt eine „angepasste Geschwindigkeit“. Das ist so lange Interpretationssache, bis sich die Autofahrer den stationären Blitzern nähern und fragen: Was gilt nun eigentlich? Tempo 120? 100? Oder doch 60? „Ich bin auf Verdacht mal 90 gefahren“, sagt ein Berufspendler aus Unterriexingen im Kreis Ludwigsburg. Ein Leonberger testete Tempo 120: „Es hat nicht geblitzt.“ Unsicherheit und unterschiedliche Reaktionen – die Gefahr von Auffahrunfällen steigt.

Schleudergefahr als Dauerbrenner

Die Akzeptanz der Autofahrer wird damit nicht gefördert – auch nicht auf dem Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Esslingen und Stuttgart-Plieningen. Dort wurde seit 10. Oktober das Warnsignal Schleudergefahr nach einer Fahrbahndeckenerneuerung angezeigt. Hatte man die obligatorische Griffigkeitsmessung etwa vergessen? Eine Nachfrage beim Regierungspräsidium erscheint nun wie ein Weckruf: „Das zuständige Baureferat“, so Sprecher Hahn, „hat am 30. November die Rücknahme der Schaltung angeordnet.“