Wie lassen sich schwere Unfälle auf den Fernstraßen vermeiden? Mit stabileren Leitplanken, sagt Landesverkehrsminister Winfried Hermann. Und er hat noch weitere Ideen, und dabei geht es auch ums Fahrtempo.

Stuttgart - Zwar keine „Mission impossible“, aber eine „Vision Zero“ hat Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) proklamiert: Er möchte jene schweren Unfälle verhindern, bei denen Lastwagen die Mittelleitplanken auf Autobahnen durchbrechen und auf der Gegenfahrbahn schlimmstenfalls tödliche Kollisionen verursachen. Dazu sind in den vergangenen Jahren bereits auf mehreren Abschnitten der besonders stark befahrenen Fernstraßen im Land die herkömmlichen Planken durch stabilere und höhere ersetzt worden.

 

Am Dienstag wurden auf der A 8 bei der Landesmesse 300 weitere Meter montiert, so dass nun von der Anschlussstelle Esslingen an der Mittelstreifen durchgehend so stabil ist, dass Lastwagen ihn nicht durchbrechen können. „Da kann man mit großer Geschwindigkeit drauffahren“, versichert Hermann Klyeisen vom Stuttgarter Regierungspräsidium, das für die Arbeiten zuständig ist.

50 sichere Kilometer

Insgesamt sollen im Raum Stuttgart dieses Jahr 50 Autobahnkilometer dergestalt sicherer gemacht werden, landesweit sind es knapp 70 Kilometer. Zehn Millionen Euro stehen dafür bereit, wovon neben der A 8 die Autobahnen 5, 6, 7 und 81 profitieren. Bezahlt werden diese Verbesserungen vom Bund. Doch wie viel der „Erhaltungsmittel“, die er dem Land jährlich überweist – dieses Jahr sind es rund 300 Millionen Euro –, jeweils für die Mittelleitplanken verwendet werden, entscheidet das Land.

Bislang sind in Baden-Württemberg 160 Autobahnkilometer mit besseren Planken versehen, 43 Millionen Euro hat das gekostet. Die Hälfte davon war Pflicht, die andere freiwillig. Dem liegt eine vor vier Jahren erlassene Richtlinie für „passive Schutzeinrichtungen“ zugrunde. Die macht es seit 2011 in Deutschland dort, wo neu gebaut oder runderneuert wird, obligatorisch, die stabileren Leitplanken oder Beton-Gleitwände zu installieren. Doch Baden-Württemberg schaue nicht nur auf die Pflicht, sondern darauf, wo die Verbesserungen sinnvoll sein könnten, erklärt Hermann, weshalb im Land mehr erledigt werde.

Nur ein Teil des Sicherheitskonzepts

Und so soll es weitergehen. In den nächsten zehn Jahren sollen schrittweise 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, um die gesamten 1050 Autobahn-Kilometer sowie rund 500 Kilometer dreibahnige Bundesstraßen mit den stabileren Planken zu versehen, erklärt Klaus Arnold, der im Verkehrsministerium das zuständige Referat verantwortet. Nächstes Jahr ist unter anderem der Abschnitt zwischen dem Echterdinger Ei und Möhringen an der Reihe, womit die A 8 von Wendlingen bis zum Kreuz Stuttgart in diesem Zusammenhang abgehakt werden könnte.

Für Verkehrsminister Hermann sind die verstärkten Mittelleitplanken indes nur ein Element, um die Fernstraßen möglichst sicher zu machen. So gibt es bereits deutlichere Markierungen, um Geisterfahrten zu verhindern, verlängerte Einfädelspuren oder flexible Temporegulierungen. Das seien Veränderungen, die sich schneller verwirklichen ließen als aufwendige Neu- oder Umbauten, erklärt Hermann, weshalb er diesen Weg für sinnvoll hält. Dass er Unfälle nicht komplett verhindern kann, ist ihm bei aller Vision dennoch bewusst.