Die VW-Konkurrenten geloben, keine Abgaswerte manipuliert zu haben und weisen einen „Generalverdacht“ zurück. Ein Daimler-Sprecher kritisiert den Chef der Deutschen Umwelthilfe scharf. Dieser führe einen „Feldzug gegen die Automobilindustrie“.

Stuttgart - Daimler ist nach eigenen Angaben nicht von den Ermittlungen der US-Umweltschutzbehörde EPA wegen Abgas-Manipulationen betroffen. „Es gibt nach unseren Erkenntnissen keine Untersuchungen zu Mercedes-Benz“, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag. Der amerikanische Markt habe für das Unternehmen im Bezug auf Diesel-Aggregate ohnehin kaum Bedeutung. Die Stuttgarter verkaufen demnach monatlich etwa 700 Diesel-Fahrzeuge in den USA. Nach Angaben des Unternehmens hat der Absatz von Diesel-Fahrzeugen in den vergangenen Jahren vier bis sechs Prozent des Mercedes-Gesamtabsatzes in dem nordamerikanischen Land ausgemacht.

 

Volkswagen hatte am Wochenende Abgas-Manipulationen in den USA zugegeben, die dem deutschen Autobauer eine Milliarden-Strafe einbringen könnten. Die von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erhobenen Vorwürfe, auch die Stuttgarter Autobauern gehörten zu einer Reihe von Autoherstellern, die ihre Abgaswerte bei Test manipulierten, wies der Konzernsprecher energisch zurück: „Wir halten uns an die gesetzlichen Vorschriften und haben es nicht nötig zu manipulieren.“

Umwelthilfe erhebt schwerwiegende Vorwürfe

Der DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch hatte der Stuttgarter Zeitung dazu gesagt: „Auch die in Stuttgart ansässigen Hersteller programmieren ihre Autos so, dass diese erkennen, wenn sie auf einem Abgasprüfstand stehen. Nur dann halten sie die Grenzwerte ein.“ Der Daimler-Sprecher warf dem DUH-Chef am Montag eine unredliche Kampagne gegen die Branche vor: „Herr Resch führt seit vielen Jahren einen Feldzug gegen die Automobilindustrie.“ Er habe die deutschen Autobauer bereits im Vorfeld der Automesse IAA in Frankfurt für viele Tote im Zusammenhang mit Abgas-Emissionen verantwortliche gemacht: „Wir wehren uns dagegen, unter Generalverdacht gestellt zu werden“, so der Daimler-Sprecher. Der Konzern sei für Abgassystem-Checks durch das deutsche Kraftfahrtbundesamt offen: „Wir sehen jeder Überprüfung entspannt entgegen, denn wir halten uns an Recht und Gesetz.“

Ein Sprecher des Sportwagenbauers Porsche distanzierte sich am Montag ebenfalls vom Verdacht der Manipulation. Bei den in den USA beanstandeten Modellen handele es sich ausschließlich um Vier-Zylinder-Motoren, die es bei Porsche gar nicht gebe. Die VW-Tochter habe nur Sechs- und Achtzylinder im Programm. Bei Porsche spielten Diesel-Motoren generell nur eine untergeordnete Rolle. Die Stuttgarter bieten sie erst seit 2012 in den USA an, im Modell Cayenne. Seitdem seien nur einige Tausend dieser Autos verkauf worden.

BMW-Aggregate seien bei Test nicht auffällig gewesen

Auch der Münchner Premiumhersteller BMW weist betrügerische Praktiken, wie sie VW in den USA eingestanden hat, weit von sich. „Wir manipulieren nicht“, betonte ein Konzernsprecher. Bei BMW seien die angegebenen Abgaswerte richtig sowohl in den USA als auch allen anderen Märkten. BMW-Modelle seien bei den Tests, die nun VW zum Verhängnis geworden sind, nicht auffällig geworden. Das Risiko für BMW, in den USA dennoch unter der VW-Affäre zu leiden sei angesichts eines Diesel-Anteils unter den in den USA verkauften Neuwagen von zuletzt vier Prozent begrenzt.

Der Stuttgarter Automobilzulieferer Bosch sieht im Abgasskandal grundsätzlich die Autobauer in der Pflicht. Bosch liefere zwar Komponenten an verschiedene Autohersteller, erklärte ein Firmensprecher am Montag. Die Integration der Komponenten sei aber „Sache des Herstellers“. Über Umprogrammierungen der Motorsteuerung habe Bosch keine Kenntnis. Der Konzern machte keine Angaben dazu, ob Bosch Teile für die von in den USA betroffenen VW-Modelle geliefert habe. Bei der Dieseltechnik ist Bosch aber ein wichtiger Lieferant für den Volkswagen-Konzern. Die Stuttgarter liefern unter anderem Einspritzsysteme für Dieselmotoren.