Die Generalsanierung der maroden Karl-Euerle-Halle auf der Maubacher Höhe in Backnang käme laut Expertengutachten auf zwei Millionen Euro mehr als der Neubau, sie würde fast 13 Millionen Euro kosten. Nach langer Diskussion hat der Gemeinderat beschlossen, dass die alte Halle abgerissen und eine komplett neue Sporthalle gebaut werden soll. Der Neubau soll 2020 fertig sein.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Geradezu geschockt“ sei er gewesen, sagte der Leiter des Backnanger Hochbauamts, Andreas Stier, mit Blick auf die rund elf Millionen Euro, die der Neubau der maroden Karl-Euerle-Sporthalle auf der Maubacher Höhe kosten soll. Die beauftragten Experten von der Sportconcept GmbH aus Reutlingen haben den Gebäudeveteranen genau unter die Lupe genommen und berechnet, dass die eigentlich vorgesehene Generalsanierung der Halle noch teurer käme: nämlich auf fast 13 Millionen Euro.

 

Die Zukunftslösung für die Halle werde „wesentlich teurer als ursprünglich geplant“, so der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper jetzt im Gemeinderat. Bis dato hatte die Kommune mit Sanierungskosten von rund sieben Millionen Euro gerechnet. Nun steht laut Nopper aber fest: der Abbruch der alten Halle und ein Neubau seinen der richtige Weg – auch wegen der deutlich geringeren Betriebskosten einer komplett neuen Halle im Vergleich zu einem sanierten Gebäude. Binnen zwanzig Jahren würden knapp 500 000 Euro eingespart. Die Mehrkosten für das Bauprojekt „machen uns zwar spürbar zu schaffen“, sagte der OB. Die Stadt solle aber „den großen Wurf wagen“ und bis Ende dieses Jahres einen Zuschussantrag für eine vierteilige Karl-Euerle-Halle mit bis zu 1500 Zuschauerplätzen stellen. Die Stadt erwarte vom Land rund 850 000 Euro. Nopper geht davon aus, dass die Halle im Jahr 2020 fertiggestellt wird und die Schulen und Sportclubs der Stadt dann eine Zukunftsperspektive für die nächsten 50 Jahre haben.

Beschluss ohne Gegenstimmen

Nach einer schier endlosen Diskussion votierte der Gemeinderat ohne Gegenstimmen für den Abriss und den Neubau. Die Kommunalpolitiker vom Bürgerforum enthielten sich der Stimme. Sie hätten die neue Halle gerne auf der Oberen Walke errichtet, auf einer größeren Fläche am Rande der Stadtmitte, die seit vielen Jahren auf eine Bebauung wartet. Hauptgegenargumente der Verwaltung und der anderen Fraktionen: die Obere Walke ist viel zu weit weg von den Schulen und das Grundstück gehört nicht der Stadt.

Die genaue Untersuchung der alten Halle habe zig gravierende Mängel ans Licht gebracht, erklärten der Bauamtsleiter und die Experten von Sportconcept. Die Treppen seien zu schmal, deshalb als Fluchtwege ungeeignet. Die komplette technische Ausrüstung der Halle müsste ausgetauscht werden. Um die aktuellen Brandschutzvorschriften zu erfüllen, müsste extrem viel Geld ausgegeben werden. Dass die Euerle-Halle überhaupt noch genutzt werden darf, liege am Bestandsschutz.

Stadt: Pläne sind mit Schulen und Vereinen abgesprochen

Die neue Halle soll über eine Nutzfläche von 3100 Quadratmeter verfügen, die alte hat 1900. Astrid Szelest von der Schulverwaltung und der Leiter des Sportamts, Martin Schick, erklärten, dass die Baupläne mit den Schulen und Vereinen abgesprochen seien.

Die Stadträte sparten nicht mit Kritik im Detail. Rainer Lachenmann (Grüne) zum Beispiel sagte mit Blick auf die stark gestiegenen Kosten, dass der Gemeinderat „in falscher Sicherheit gewiegt“ worden sei. Lutz-Dietrich Schweizer (Christliche Initiative Backnang) erklärte kurz und knapp: alles vorgetragene „klingt logisch, also: Neubau“ und sprach damit offenkundig aus, was die meisten seiner Kollegen denken.

Die Experten erklärten allerdings mit Blick auf die geschätzten Kosten sowohl für den Neubau als auch für die Sanierung der Sporthalle: der in der Studie genannte Betrag könnte noch um zehn bis 15 Prozent von den tatsächlichen Kosten abweichen. Die neue Karl-Euerle-Halle dürfte also weiter für Diskussionen sorgen.