Das Hospitalgelände soll nach der Schließung der Klinik in etwa eineinhalb Jahren abgerissen werden. Auf dem Gelände werden Gesundheitseinrichtungen entstehen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper macht gleich zu Beginn der Zusammenkunft mit den der Stadträten klar, dass es ihm viel lieber wäre, wenn diese Sitzung gar nicht stattfinden müsste – es geht nämlich um die mögliche Nachnutzung des Klinikareals und des Krankenhausgebäudes nach der Schließung des Hospitals in etwa eineinhalb Jahren. Der Schultes bezeichnet die Entscheidung des Kreistags, das Kreiskrankenhaus Backnang zu schließen, als „unselig“. Doch Politik beginne bekanntlich „mit dem Betrachten der Wirklichkeit“ – und diese ist mit Blick auf den Plan, möglichst eine Akut- oder eine Rehaklinik für die Immobilie zu begeistern, gar nicht rosig.

 

Die Stadt hat mit externen Krankenhausexperten sowie in enger Kooperation mit dem Landkreis, dem Eigentümer der Klinik, und mit der Kreisbaugruppe sondiert. Das Ergebnis ist aus Backnanger Sicht ernüchternd: In der Sitzung fällt schon bald das ungeliebte Wort „Abriss“. Dennoch sei eine Nachnutzung des Areals „im Gesundheitsbereich“ möglich, sagt Nopper. „Reinen Wohnbau“ jedenfalls wolle die Kommune für das rund zwei Hektar große Filetstück am Stadtrand keinesfalls. Dann präsentieren Nopper und die anderen Herrschaften auf der Verwaltungsbank dem Gemeinderat „eine Vielzahl von Vorschlägen, die vergleichsweise konkret, aber noch nicht in trockenen Tüchern sind“.

„Eine attraktive Standortaufwertung“

Das Projekt wird als „Gesundheitspark Backnang“ bezeichnet, vorgesehen sind ein Geburtshaus, eine Frühförderstelle für Kinder, eine barrierefreie Tagespflegeeinrichtung mit Ambulanz, eine Kindertagesstätte sowie „barrierefreie Wohnangebote“. Damit, sagt der Schultes, „hätten wir zwar nicht das Idealbild einer Nachnutzung erreicht, aber immerhin eine Vielzahl von Bausteinen, die durchaus eine attraktive Standortaufwertung darstellen“. Die Stadt hat viele Gespräche mit Interessenten geführt, unterschriftsreif ist indes offenbar noch nichts.

André Sonnentag von der Krankenhausberatungsgesellschaft Jüngerkes & Schlüter aus Düsseldorf unterstreicht noch einmal, dass es „keine Realisierungschance für ein Akutkrankenhaus“ gebe. Der Standort sei trotzdem sehr interessant, denn in unmittelbarer Nähe seien fast 300 Parkplätze, das neue Gesundheitszentrum sowie ein Dialysezentrum. Dann erläutert der Wirtschaftsförderer der Stadt, Ralf Binder, dass nach dem Abriss möglichst rasch die Bebauung des Areals beginnen sollte. Eine Brache sei „schlecht für das Image“. Der Leiter des Stadtplanungsamts, Stefan Setzer, bremste ein bisschen und sagte, dass aus seiner Sicht kaum vor Anfang 2015 die ersten Kräne aufgestellt werden könnten. Es sei nämlich gar nicht so einfach, planungsrechtlich die Voraussetzungen für eine möglichst flexible Lösung zu schaffen. Denn die Grundstücke würden voraussichtlich erst nach und nach bebaut. Die Stadt wisse am Anfang nicht, welche der Vorschläge sich realisieren lassen. Es müsse sichergestellt werden, dass „Optionsflächen“ mittelfristig offengehalten werden.

Das Geburtshaus liegt dem OB am Herzen

Landrat Johannes Fuchs erklärt, dass er sich in die Pflicht nehmen lasse. Es sei nicht ausgeschlossen, dass sich der Landkreis an einem der künftigen Projekte beteilige. Der Landkreis wolle das Gelände keinesfalls möglichst schnell und zu einem möglichst hohen Preis verkaufen. Die meisten Stadträte loben die Vorschläge der Verwaltung. Ute Ulfert (CDU) spricht von einem „interessanten Konzept“. Heinz Franke (SPD) sagt: „Wir haben die Chance was Innovatives zu schaffen“. Ulrike Sturm (Grüne) indes ist skeptisch, ob es gelingen kann, schnell Investoren zu finden, die „tatsächlich bauen wollen“. Siglinde Lohrmann regt an, über einen Kauf des gesamten Areals durch die Stadt nachzudenken, sie spricht von einem Preis von rund 4,7 Millionen Euro. Einzig die Räte des Bürgerforums signalisieren bei der Abstimmung, dass sie nichts von den präsentierten Plänen halten. Sie hatten auch lange nach dem Kreistagsbeschluss noch für den Erhalt der Klinik gekämpft. Nun, sagt Dorothee Winter, „sollten wir es dem Grundstückseigentümer überlassen, was er macht“. Nopper sagt noch, dass ihm das geplante Geburtshaus ganz besonders am Herzen liege. Denn nur mit so einer Einrichtung in der Stadt sei garantiert, „dass es auch künftig gebürtige Backnanger gibt“.