Der Backnanger Freizeitarchäologe Heiner Kirschmer trennt sich von seinen rund 3300 winzig kleinen Exponaten und schenkt die uralten Pfeilspitzen und Steinbeile seiner Heimatstadt Backnang.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Heiner Kirschmer ist ein wandelndes Geschichtslexikon. Wenn es um seine Heimatstadt Backnang geht, die er nie für längere Zeit verlassen hat, dann macht dem (Un)Ruheständler kaum einer etwas vor. Kirschmer war beim Heimat- und Kunstverein viele Jahre lang zuständig für die Heimatthemen. Er war Stadtchronist und hat zig Beiträge für die Backnanger Jahrbücher verfasst. Er hat Ausstellungen auf die Beine gestellt.

 

Besonders viel Zeit hat er mit der Suche nach Überbleibseln aus der Steinzeit verbracht. Während seiner rund 20-jährigen Sammlertätigkeit sind rund 3300 Exponate aus der Alt- bis zur Jungsteinzeit zusammengekommen. Es handelt sich vorwiegend um sehr kleine Gegenstände wie Pfeilspitzen und Steinbeile – alles gefunden in Backnang und Umgebung.

Mit einem rund 5000 Jahre alten Beil hat alles angefangen

Jetzt hat Kirschmer beschlossen, seine einmalige Sammlung, die in einer kleinen Box Platz findet, der Stadt Backnang zu schenken. Alle Exponate hat der Ingenieur, der 1941 geboren wurde, sauber dokumentiert und in einer Inventarliste verzeichnet. Der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper will die Schenkung am kommenden Dienstag hoch offiziell im Europazimmer des historischen Rathauses entgegennehmen. Dabei wird der Schultes ganz bestimmt mal wieder ein paar lobende Sätze über den engagieren Backnanger Bürger Heiner Kirschmer verlieren.

Mit einem rund 5000 Jahre alten Beil aus der Steinzeit hat alles angefangen. Das ist lange her. Heiner Kirschmer hat das Beil einst von seinem Großvater geschenkt bekommen, Anfang der 50er Jahre muss das gewesen sein. Klein-Heiner war damals etwa zehn Jahre alt, und das Interesse des Kindes war geweckt. Neugierig war der Backnanger Bub schon immer gewesen. „Ich habe ständig in einem dicken Lexikon gelesen“, hat Kirschmer einmal erzählt. Später hat der Bauingenieur dann als Verkehrsplaner in Göppingen gearbeitet. Mitunter konnte er sein Hobby mit dem Beruf sehr gut verbinden, etwa beim Aufstöbern alter Römerstraßen.

Rad- und Wanderführer für die Backnanger geschrieben

Der Rentner sagt, die Natur „hat mich schon immer interessiert“. Er hat 1980 den ersten Rad- und Wanderführer für die Backnanger Bucht geschrieben und im Eigenverlag immerhin 2500 Exemplare davon verkauft. Kirschmer war Mitinitiator der Restaurierung des gotischen Chors der ehemaligen Michaelskirche. Er hält Vorträge und berät die Stadt, die oft, aber nicht immer auf den Fachmann hört. Mit dem Abriss des alten Gefängnisgebäudes auf dem Stiftshof vor ein paar Jahren zum Beispiel war er gar nicht einverstanden.