Der Landschaftserhaltungsverband, die Stadt und etwa 80 freiwillige Helfer von rund einem Dutzend Vereinen haben einen Pfad von Steinbach in Richtung Oberbrüden freigelegt. Schon die alten Römer sollen dort unterwegs gewesen sein.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Frei nach Friedrich Schiller in dessen Klassiker Wilhelm Tell kann man seit Samstagnachmittag sagen: Durch diesen Hohlweg soll der Ausflügler kommen. Jetzt ist es nämlich wieder möglich, dass Spaziergänger und Wanderer den ausgetreten Pfad nehmen, von dem es heißt, bereits die alten Römer wären vor rund 2000 Jahren darauf getrottet.

 

Samstagmorgen gegen neun Uhr. Am Ortsrand von Steinbach – in der Verlängerung der Langen Gasse – treffen sich rund 80 Freiwillige mit Franziska Oesterle, der Geschäftsführerin des Landschaftserhaltungsverbands (LEV), mit dem Backnanger Bürgermeister Michael Balzer und mit Ronald Blümle vom Landschaftspflegetrupp Rems-Murr. Die Männer, Frauen und Kinder von rund einem Dutzend Vereinen leisten bis zum frühen Nachmittag ganze Arbeit.

Hohlweg ist als Naturdenkmal gelistet

Gegen 14 Uhr ist der alte Hohlweg zwischen Steinbach und Oberbrüden nahezu komplett vom Bewuchs der vergangenen Jahrzehnte befreit. Lastwagen transportieren mehrere Dutzend Tonnen Schnittgut weg. Dicke Baumstämme und dünne Zweige werden zu Hackschnitzeln verarbeitet. Der Müll, der über die Jahre auf dem Areal entsorgt worden ist, wir fortgeschafft, alte Dachziegel und Plastiksäcke, Eimer, ein altes Ölfass und Backsteine. Münzen der alte Römer seien leider nicht gefunden worden, berichtet Ronald Blümle augenzwinkernd.

Jetzt ist der knapp einen halben Kilometer lange Hohlweg also wieder begehbar. Der Pfad sei vermutlich bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von den Menschen benutzt worden, sagt Frau Oesterle. Damals hätten noch viele Bürger die Streuostwiesen rechts und links des Hohlwegs genutzt. Später sei der Weg, der beim Landratsamt als Naturdenkmal gelistet ist, dann weitgehend in Vergessenheit geraten.

Immer weiter im Boden versunken

Warum der einstige Trampelpfad als Hohlweg bezeichnet wird, das erkennt der Ausflügler spätestens wenn er von Steinbach kommend den zweiten Teil abschreitet: Auf beiden Seiten des Weg türmt sich das Gelände fünf bis sechs Meter in die Höhe. Man schreitet tatsächlich durch eine hohle Gasse – so ähnlich wie der Akteur in Schillers Klassiker Wilhelm Tell.

Blümle erklärt, dass die Route über die Jahrhunderte immer weiter im Boden versunken sein müsse – ein echter Trampelpfad eben. Der Weg sei sicherlich auch von Landwirten mit ihren Pferdefuhrwerken genutzt worden. Abfließendes Wasser habe dazu beigetragen, das der Weg immer weiter eingegraben worden sei.

Franziska Oesterle hofft, das der alte Hohlweg künftig wieder regelmäßig genutzt wird – die Tritte der Ausflügler und Wanderer würden helfen, dass der Pfad nicht wieder zuwächst. Und wenn doch, dann müssen die Stadt Backnang und der LEV halt mal wieder bei den örtlichen Vereinen trommeln und noch mal einen tatkräftigen Freiwilligentrupp los schicken.