Während der Abrissarbeiten auf den stillgelegten Krankenhausarealen haben sich zwei kuriose Versäumnisse offenbart.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang/Waiblingen - Die Abrissarbeiten auf den alten Klinikgeländen in Backnang und Waiblingen kämen gut voran, auf beiden Arealen sei man voraussichtlich deutlich schneller fertig als geplant, sagt Michael Bolesch, der zuständige Projektsteuerer der Rems-Murr-Kreis-Immobilien-Management GmbH. Der von der Kreisbaugesellschaft beauftragte Abbruchspezialist gehe hochprofessionell vor. Dennoch hätten zwei kleine Versäumnisse den Zeitplan auf beiden Arealen beinahe gründlich durcheinandergewirbelt.

 

„Appendix“ bleibt noch bis Ende September stehen

An der Karl-Krische Straße in Backnang steht fast kein Stein mehr auf dem anderen. Die Abrissbagger haben ganze Arbeit geleistet. Ein angenagter Gebäudeturm allerdings trotzt der gewollten Gewalt. „Unser Appendix“, scherzt Michael Bolesch, „er tut niemandem weh, aber ihn braucht auch niemand.“ Eigentlich hätte auch dieses Gebäude bereits dem Erdboden gleich gemacht werden sollen, doch es muss noch ein wenig ausharren. Den Turm ziert eine Antenne, die ein Münchner Mobilfunkbetreiber noch nicht entbehren kann.

Aufgefallen sei die Problematik etwa im März dieses Jahres, sagt Michael Bolesch auf Nachfrage. Da habe man auf dem Krankenhausgelände die komplette Stromversorgung abgestellt – und ziemlich schnell einen entrüsteten Anruf erhalten. Es stellte sich heraus, dass die Kliniken versäumt hatten, einen Vertrag mit dem Mobilfunkbetreiber zu kündigen, der sich den erhabenen Platz auf dem Krankenhausgebäude zur Aufrechterhaltung seines Handynetzangebots bis mindestens Mitte 2016 gesichert hatte.

In konstruktiven Verhandlungen sei es mittlerweile gelungen, den Vertrag vorzeitig zu kündigen, sagt Bolesch, Ende September könne der Appendix nun fallen. Größere Auswirkungen auf das Gesamtprojekt habe das nicht gehabt, betont der Projektsteuerer. Da das Abrissunternehmen sehr zügig gearbeitet habe, stehe man nicht unter Zeitdruck. Am und im Boden gebe es ohnehin noch etwas zu tun: Keller müssten ausgegraben, Bodenplatten entfernt werden. Und der für den Restabriss nötige 36-Meter-Ausleger-Langarmbagger stehe dem Unternehmen „bei Fuß“.

Mindestens 100 Augen haben einen Kasten übersehen

In Waiblingen wird ein solches Spezialfahrzeug nicht mehr benötigt. Seit vergangener Woche steht dort laut Bolesch kein Gebäude mehr. Zwei bis zweieinhalb Monate sei man dem kalkulierten Zeitplan voraus. Dies freilich ebenfalls einer kleinen Panne zum Trotz: Auf dem Gelände entlang der Winnender Straße hatte ein unscheinbarer Kasten an einem Aufzugsturm im Frühsommer dafür gesorgt, dass der Ablaufplan kurzfristig umgestellt werden musste. Die Nistgelegenheit für Turmfalken, die Naturschützer vor einigen Jahren offiziell an dem Gebäude hatten anbringen dürfen, war schlicht vergessen worden. „Da haben mindestens 100 Augen drauf geschaut, und keiner hat ihn wahrgenommen“, erzählt Bolesch.

Natürlich hatte dann ausgerechnet in diesem Jahr ein Falkenpärchen den Kasten als ideale Brutstätte auserkoren. Ihre vier Kinder seien mittlerweile längst flügge, sagt Bolesch. Der Kasten sei abgenommen und dem Landratsamt zur weiteren Verwendung übergeben worden. Zuvor habe sich ein Steiger regelmäßig davon überzeugt, dass es den Falken gut gehe.

Und die aktuelle Entwicklung mit weniger geschützten Arten? Die schlimmsten Beeinträchtigungen haben zumindest die Anwohner des Waiblinger Klinikgeländes nun wahrscheinlich hinter sich. Bolesch räumt ein, dass es vor allem wegen der Staubentwicklung einige Beschwerden gegeben habe. „Wir haben alles gemacht, was möglich war“, betont er. Das Abrissunternehmen habe mit dicken Feuerwehrschläuchen Unmengen an Wasser verspritzt, allerdings habe man feststellen müssen, dass der Druck nicht ganz bis in die obersten Stockwerke der siebengeschossigen Bauten hinauf reichte.