Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

„Nach fast einem Jahr Tarifkonflikt konnte der Gordische Knoten durchschlagen werden“, lobte Weselsky, der freilich schon Anfang 2015 einen vermeintlichen Durchbruch gefeiert hatte. Demnach hat man sich nicht nur auf eine Mediation, sondern auch auf Grundlagen eines Flächentarifvertrags für das Zugpersonal geeinigt. Die Bahn habe akzeptiert, dass die Tarifverträge anderer Gewerkschaften (der Eisenbahngewerkschaft EVG) „für die Annahme eines Schlichtungsspruches oder den Abschluss eines Tarifvertrags keine Rolle spielen“. Dies werde nicht mehr Teil der Schlichtung sein. „Die GDL kann somit für all ihre Mitglieder des Zugpersonals die Tarifverträge abschließen.“ Zudem würden Lokrangierführer – von denen die GDL nur einen kleinen Teil organisiert – als Lokomotivführer im GDL-Flächentarif eingruppiert.

 

Mit den Schlichtern sollen somit nur noch inhaltliche Forderungen für das Zugpersonal gelöst werden. Gemeint ist das Anliegen, die Zahl der Überstunden auf 50 pro Jahr zu begrenzen. Ferner strebt die GDL Verbesserungen bei den Ruhetagen, der Schichtfolge und der Anrechnung der Arbeitszeit an. Die Wochenarbeitszeit soll um eine auf 38 Stunden verringert werden. Zudem stehen fünf Prozent mehr Entgelt auf dem Wunschzettel.

EVG dringt auf Tarifabschluss

Personalvorstand Weber betonte, dass die Bahn ohne Vorbedingungen in die Schlichtung gehe. „Wir bleiben dabei, dass es keine Mitarbeiter erster und zweiter Klasse geben darf.“ Was dies bedeutet, ist nun eine Frage der Diplomatie. Weber hatte schon vor Tagen erläutert, dass man die Tarifverträge mit den beiden Gewerkschaften „kollisionsfrei“ gestalten wolle. Die tariflichen Regelungen müssten so flexibel vereinbart sein, dass man offen sei für verschiedene Wege der Ausgestaltung.

Am Donnerstagnachmittag nahmen Bahn und EVG ihre womöglich finalen Tarifverhandlungen auf. Zuerst sollte es um letzte offene Strukturfragen wie Pausenregelungen gehen, danach um die Lohnerhöhung. Auftrag sei es, für die 100 000 Mitglieder in der zwölften Gesprächsrunde einen Abschluss zu erzielen, sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Sollte dies nicht möglich sein, seien Warnstreiks „unweigerlich die Folge“.