Ein neuer Bahnsteig für Regionalzüge am Vaihinger Bahnhof könnte die überlastete S-Bahn-Linie 1 zwischen Herrenberg und Kirchheim/Teck entlasten. Aus dem Stuttgarter Verkehrsministerium gibt es positive Signale für eine solche Lösung.
Stuttgart - Das Land steht dem Bau eines zusätzlichen Bahnsteigs für Regionalzüge am S-Bahnhof in Vaihingen positiv gegenüber. „Der Ausbau wird vom Verkehrsministerium als sinnvoll erachtet“, so Daniel Renkonen, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Ludwigsburg, am Montagabend bei einem S-Bahn-Gipfel seiner Partei im Stuttgarter Rathaus. Zu der Veranstaltung hatten die Grünen auch den Fahrgastverband Pro Bahn und den Verkehrsclub Deutschland (VCD) eingeladen, die beide nicht am S-Bahn-Gipfel des Verbands Region Stuttgart am 9. Oktober teilnehmen durften.
Renkonen und sein Fraktionskollege Nikolaus Tschenk haben Mitte Oktober im Landtag eine parlamentarische Anfrage zum Thema S-Bahn eingebracht. Das Ziel dieser Initiative sei es, die Pünktlichkeit im S-Bahn-Netz und im regionalen Zugverkehr zu verbessern, sagte Renkonen. In ihrer Antwort auf die Anfrage soll die Landesregierung berichten, „welche kurz- und mittelfristigen Maßnahmen von der Bahn zu fordern sind, um die dauerhaften Störungen im S-Bahn-Betrieb und im Regionalverkehr zu reduzieren“. In ihrer Anfrage an die Landesregierung greifen die beiden Abgeordneten unter anderem die Forderung des VCD nach einem zusätzlichen Regionalexpress-Halt am Vaihinger Bahnhof auf.
Wegen der noch fehlenden Antwort der Landesregierung auf die parlamentarische Anfrage hält sich das Verkehrsministerium in der Sache bedeckt. „Minister Winfried Hermann hat aber bereits beim Filderdialog mehrfach darauf hingewiesen, dass er einen Regionalexpress-Halt in Vaihingen für sehr wichtig hält“, so der Pressesprecher Edgar Neumann. Damit könne die S-Bahn entlastet werden. Über dieses wichtige Thema habe es schon auf Fachebene Gespräche mit der Bahn gegeben.
Laut VCD könnte ein zwei bis drei Millionen Euro teurer RE-Bahnsteig in Vaihingen die S-Bahn-Linie 1 entlasten, weil die Regionalzüge von und nach Singen, Rottweil und Freudenstadt im Stadtbezirk halten könnten, heißt es in dem 15 Punkte umfassenden S-Bahn-Gesundungsprogramm des Verkehrsclubs. „Dann könnten die Fahrgäste statt in Herrenberg erst in Vaihingen in eine S-Bahn in die Innenstadt umsteigen“, erklärte Lieb den etwa 100 Zuhörern im Rathaus. Der neue Halt verkürze die Fahrzeit von Herrenberg zudem um fünf Minuten. „Und für S-Bahn-Pendler zwischen Herrenberg und Vaihingen stünde im Berufsverkehr wieder mehr Platz zur Verfügung.“ Liebs Botschaft kam gut an. Der Regionalhalt in Vaihingen müsse kommen, war die Reaktion im Rathaus.
Auf den Fildern besteht der Wunsch nach einem „Vaihinger Filderbahnhof“ an der Gäubahn schon länger. Die Idee wurde im Zusammenhang mit dem in dem Stadtbezirk geplanten Grünzug „Vaihinger Band“ bereits geprüft. Dabei ergab sich, „dass die Errichtung eines zusätzlichen Bahnsteigs unabhängig von der geplanten Entwicklung des angrenzenden Geländes möglich ist“, heißt es auf der Internetseite zum Vaihinger Band.
In der Diskussion im Rathaus gab es die Befürchtung, „dass die Panoramabahn zwischen Hauptbahnhof und Vaihingen zum Radweg degradiert wird“. Von der Bahn gebe es wegen Stuttgart 21 keine Bestandsgarantie für diesen Teil der Gäubahn. „Wir brauchen die Panoramabahn aber unbedingt“, betonte Renkonen. Er könne sich nicht vorstellen, wie das System Schiene ohne diese Trasse bestehen solle. „Schon heute rollen darüber viele S-Bahnen, weil die Stammstrecke überlastet ist.“
Verpasste Anschlüsse sind das Hauptproblem
Für die Stadt ist ein Ausbau in Vaihingen „eng mit dem zukünftigen Verkehrsangebot auf der innerstädtischen Gäubahntrasse verknüpft“. Bei der S-21-Schlichtung sei zwar der Erhalt der Gäubahn vereinbart worden. Es gebe aber kein Konzept für eine künftige Nutzung. Vor einem Ausbau müsse geklärt sein, ob die Trasse mit Regionalzügen bedient oder in das in das S-Bahn-Netz integriert werde, steht im Internet unter den Stichworten „Bürgerhaushalt“ und „Regionalbahnhalt Vaihingen“.
Für die grüne Regionalrätin Eva Mannhardt sind noch viel mehr Anstrengungen nötig, um die S-Bahn wieder auf Kurs zu bringen. Die Bahn müsse vor allem ihre „verlotterte Infrastruktur“ reparieren. Der beim S-Bahn-Gipfel des VRS genannte Betrag von 41 Millionen Euro im Jahr reiche nicht aus, um die vielen Stellwerks- und Signalstörungen zu beseitigen. „Das Netz der Bahn ist unzuverlässiger geworden“, so Mannhardt. Für Andreas Kegreiß von Pro Bahn sind die verpassten Anschlüsse das Hauptproblem. „Davon sind 54 Prozent der täglich 275 000 S-Bahn-Fahrgäste betroffen.“ Für Pendler aus dem Umland gebe es keine Anschlusssicherheit mehr.