Eine „hässliche Visitenkarte“ mit einer „katastrophalen Wegweisung“ – der Waiblinger Bahnhof und seine unmittelbare Umgebung ist kein Schmuckstück der Stadt. Die Verwaltung hat nun Pläne für eine Umgestaltung vorgestellt.

Waiblingen - Er ist nicht gerade ein Schmuckstück, der Waiblinger Bahnhof mit seiner unmittelbaren Umgebung. Der CDU-Rat Hans-Ingo von Pollern zum Beispiel hat ihn am Donnerstag in der Gemeinderatssitzung als „hässliche Visitenkarte Waiblingens“ mit einer „katastrophalen Wegweisung“ bezeichnet. Was die mangelnde Attraktivität und Übersichtlichkeit dieses Verkehrsknotenpunkts angeht, waren sich die Gemeinderäte und die Verwaltung weitgehend einig. Für Fußgänger und Bahnreisende fehle es an Orientierung, bemängelten auch die Baubürgermeisterin Birgit Priebe und der Fachbereichsleiter Patrik Henschel. Der Grund seien viele Sicht- und Raumbarrieren, die es Ortsfremden schwer machten, den Weg in Richtung Innenstadt zu finden. Problematisch sei auch, dass die Bushaltestellen nicht zentral gebündelt, sondern über das Gelände verteilt seien.

 

Zu wenig Fläche zum Ankommen und Orientieren

Obendrein ist der Vorplatz eher ein Plätzle: Wer den Bahnhof verlässt, steht unmittelbar vor der Fahrspur, auf der Taxis und Kurzzeitparker unterwegs sind. Der Vorplatz in seiner heutigen Größe biete keine ausreichende Fläche zum Ankommen und zur Orientierung, war das Fazit des Baudezernats.

Es hat zwei Varianten für eine Umgestaltung erarbeitet, die relativ kurzfristig – die Rede war von drei bis vier Jahren – umgesetzt werden könnten. Ergänzend dazu schlugen die Fachleute eine langfristige Variante vor, zu deren wesentlichen Elementen eine Bündelung der Bushaltestellen in einem Zentralen Omnibusbahnhof gehört.

Möglichst bis zum Jahr 2019, dem Jahr der Interkommunalen Gartenschau, will die Verwaltung das Gelände am Bahnhof klar untergliedern – in Bereiche für Fußgänger, Busse, Radler und Autos. Ein breiter Weg soll die Fußgänger vom Bahnhof in Richtung der Bahnhofstraße und in die Innenstadt lotsen. Beide kurzfristigen Varianten sehen vor, den Ankunftsbereich vor dem Bahnhof mal etwas mehr, mal etwas weniger zu vergrößern und dort Infostelen mit Hinweisen zu Abfahrtszeiten von Bussen, Übernachtungsmöglichkeiten, Stadtinformationen oder Fahrradabstellplätzen zu platzieren.

„Wir wollen Verbesserungen vornehmen, die machbar sind und uns nicht überfordern“, erläuterte der Oberbürgermeister Andreas Hesky die Pläne für das Gebiet, das der Bahn gehört und somit nicht der Planungshoheit der Stadt unterliegt. Daher muss für alle Maßnahmen die Zustimmung der Bahn eingeholt werden.

Ein „Biketower“ als zentrales Element

Ein zentrales Element bei der Neugestaltung ist der sogenannte „Biketower“, ein Parkhaus für Fahrräder, in dem rund 120 Drahtesel untergestellt werden können. Ein vergleichbares, rund zehn Meter hohes Modell mit einer Grundfläche von etwa 55 Quadratmetern stehe bereits in Offenburg, erklärte der Oberbürgermeister Andreas Hesky. Billig ist ein solches „Radhaus“ freilich nicht: rund 580 000 Euro würde es kosten, wobei ein Zuschuss der Verband Region Stuttgart die Kosten für die Stadt senken könnte, so dass diese mit einer Summe zwischen 175 000 und 292 000 Euro rechnet. Das Bauwerk könnte dringend benötigten Abstellplatz schaffen: Für die vorhandenen 70 Fahrradboxen gibt es eine Warteliste und Platz für weitere Boxen ist nicht verfügbar.

„Der Biketower wäre für uns das Kernstück und ein Alleinstellungsmerkmal“, signalisierte Juliane Sonntag die Zustimmung der SPD-Fraktion. Auch Alfonso Fazio (Alternative Liste) bewertete die Pläne als guten Ansatz, „um die ÖPNV-Nutzung attraktiver zu machen“. Siegfried Kasper (CDU) beklagte hingegen, seine Fraktion sei von dem Projekt überrascht worden und fühle sich „etwas überfordert“. Ohnehin sei es „ein falsches Signal, schon Mittel zur Verfügung zu stellen für ein Projekt in vagen Zügen“. Die Umgestaltung des Areals sei zwar längst überfällig, befand Wilfried Jasper (Demokratische Freie Bürger), „aber alles gehört der Bahn“. Und diese sei weder bereit zu investieren, noch Teile zu verkaufen „Meine Fraktion kann sich deshalb nicht vorstellen, öffentliche Gelder für fremden Besitz auszugeben. Tut mir leid, aber so ist es.“ Birgit Priebe wiederum betonte, die Maßnahmen beträfen einen Bereich, der bereits jetzt von der Stadt betreut und gepflegt werde. Im Planungssausschuss Mitte November soll nun über das Projekt ausführlich debattiert werden.