Wie heißt es so schön: Man trifft sich immer zweimal im Leben. Diese Erfahrung hat Ariel Hukporti mit seinen 21 Jahren gerade erst gemacht. Im Basketball, im fernen Australien. Dort spielte der deutsche Center im Finale der nationalen Meisterschaft mit Melbourne United gegen die Tasmania Jack Jumpers, bei denen ein gewisser Jordon Crawford mitwirkte. Den kannte Hukporti noch aus gemeinsamen Ludwigsburger Zeiten 2019, als der damals 17-Jährige sein Debüt für die Riesen in der Bundesliga gegen Bayreuth gab, und immerhin einen Punkt zum Sieg beisteuerte. Crawford gelangen deren 13, auch jetzt hatte der kleine US-Profi mit seinen 1,68 Meter die Nase vorn. Hukporti wird es verschmerzen können. Während seine Karriere – vielleicht künftig sogar in der NBA – erst am Anfang steht, neigt die sich bei dem inzwischen 33 Jahre alten Spieler Crawford dem Ende zu.
Ähnliches gilt auch für Will Cherry (33), der vergangene Saison bei den Riesen nachverpflichtet wurde und seinen Anteil daran hatte, dass die Mannschaft überraschend ins Halbfinale einzog. Doch dann trennten sich die Wege, der US-Profi spielt inzwischen im Iran beim Meister Shahrdary Gorgan in Teheran – und das nicht schlecht. Jedenfalls steuert Cherry schon mal 30 Punkte für sein Team bei, das auch im Finale der West-Asien-Super-League (WASL) steht: „Da wollen wir Gold holen“, sagt Cherry, nachdem man ihn bei den Riesen nicht mehr wollte.
Überhaupt gab es immer mal wieder Spieler, die auch schon unter dem nun wieder als Trainer gehandelten John Patrick („wir sind ein Ausbildungsverein“) durchs Raster gefallen sind und anderswo aufblühten. So wie Austin Wiley, der über den Zweitligisten Trier in der Türkei gelandet ist und mit Tofas ebenfalls im Viertelfinale der Champions League steht. Dabei klangen Patricks Abschiedsworte eher verhalten: „Austin ist ein sehr netter und gut erzogener junger Mann. Ich denke, er hat eine sehr gute, basketballerische Zukunft. Wir wünschen ihm auf und neben dem Parkett alles Gute.“ Merke: zu einer gelungenen Zusammenarbeit gehören immer zwei Seiten.
Die ergänzten sich bei einem Jonah Radebaugh perfekt. Der wurde als völlig unbeschriebenes Blatt von Patrick einst mitten in der Saison aus Schweden geholt und mauserte sich in den knapp zwei Jahren in Ludwigsburg zu einem Leistungsträger. Der Lohn war ein Vertrag bei Euroleague-Teilnehmer Valencia. Über Galatasaray Istanbul, wo die Chemie nicht stimmte, landete er vor kurzem erneut in Spanien, diesmal bei Ucam Murcia, dem Viertelfinal-Gegner der Riesen. Die hätten ihn gerne selbst wieder verpflichtet, doch das scheiterte an den finanziellen Möglichkeiten, wie der Vorsitzende Alexander Reil zugeben musste. „Da ging es nicht nur um 5000 Euro im Monat“, umschreibt er die Dimensionen, „ich wundere mich manchmal, wie andere Vereine das bezahlen.“ In diesem Fall dürfte es auch mit steuerlichen Vergünstigungen in Spanien zusammenhängen, wo Spieler, die nicht das gesamte Jahr über im Land leben und arbeiten mit einem Satz von nur 24 Prozent belangt werden. Zudem hatte Murcia zum Beispiel 6900 Zuschauer gegen Ludwigsburg, während es an diesem Dienstag (20 Uhr) nicht einmal die Hälfte sein dürften.
Zumindest ist der einstige Publikumsliebling immer noch ein Zugpferd. Wie formulierte es ein Fan: „So einen Spieler vergisst man nicht. Und wenn der mal wieder vorbeikommt, schaut man sich das gerne an.“ Man sieht sich eben immer zweimal im Leben.
Multi-Kulti bei Murcia
Regeln
Ludwigsburgs Gegner aus Murcia hat keinen einzigen gebürtigen Spanier im Team, obwohl die Regularien der Champions League fünf einheimische Spieler (Home-grown-players) vorschreiben. Des Rätsels Lösung: im internationalen Basketball zählen dazu auch solche Akteure, die in der Jugend mindestens drei Jahre in dem jeweiligen Land zugebracht haben. Für die Bundesliga gilt dabei das Alter zwischen 15 und 21 Jahren.
Fakten
Bei Murcia kommt die Regelung zum Beispiel bei Kurucs (Lettland), Jelinek (Tschechien), Todorovic (Montenegro), Hakanson (Schweden) und Diagne (Senegal) zum Tragen. Und noch ein Kuriosum: Der in Kanada geborne Dylan Ennis besitzt gleich vier Staatsbürgerschaften; neben der kanadischen die der USA, von Jamaica und Serbien.