Bauarbeiten in Unteraichen Wirklich zufrieden ist niemand mit den Umleitungsstrecken

Wo geht es denn nun lang in Unteraichen? Das ist derzeit in dem Ortsteil von Leinfelden-Echterdingen nicht so einfach zu beantworten. Foto: Armin /Friedl

Bei der Ausgestaltung der Umleitungsstrecken außerhalb und innerorts von Unteraichen haben sich viele Beteiligte Gedanken gemacht. Doch wirklich zufrieden ist niemand mit den gefundenen Lösungen in dem Ortsteil von Leinfelden-Echterdingen.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Viele Wege führen bekanntlich nach Rom. Doch wehe, es kommt zwischen Start und Ziel eine größere Umleitung dazwischen. Dann ist schon mancher Autofahrer dort gelandet, wo er nie landen wollte. Sei es, weil er einen Moment unaufmerksam war oder weil die provisorische Beschilderung halt doch nicht so präzise ist wie gewohnt. Und auch auf die Navigationsgeräte ist da nicht immer Verlass.

 

Zwei Umleitungsstrecken

So hat man sich im Rathaus von Leinfelden-Echterdingen viele Gedanken gemacht anlässlich der großen Baustelle, die mitten durch die Straßen von Unteraichen führt. Und da die Sanierung einiger Straßen mitsamt Kanalisation und anderer Versorgungsleitungen wohl einige Jahre dauern wird, wurden im Gemeinderat gleich zwei Umleitungsstrecken ausgetüftelt: eine für den Durchgangsverkehr und eine für jene, die dort wohnen, einkaufen und arbeiten.

Umfangreiche Sperrungen für die Straßenarbeiten in Unteraichen. Foto: Armin/ Friedl

Um das Urteil gleich mal vorwegzunehmen: So wirklich glücklich ist niemand mit diesen Lösungen. Jene, die Unteraichen zur Durchfahrt genutzt haben, werden nun auf die Bahnhof- , Echterdinger- und auf die Max-Lang-Straße umgeleitet. Dort haben sie zwar weitgehend den vertrauten Straßenkomfort, doch die zusätzlich zu fahrende Strecke, die absolviert werden muss, erscheint vielen als zu lang. Die Folge: Sie schlängeln sich halt irgendwie durch den Ort. Und dort treffen sie auf beengte Straßenverhältnisse, die allein schon dem Ortsverkehr zu schaffen machen. Natürlich kann man an den betroffenen Straßen auf beiden Seiten ein absolutes Park- und Halteverbot ausschildern – was ja auch getan wird – aber breit genug für heutige Verkehrsverhältnisse werden sie dadurch nicht.

Die Nord-Süd-Straße muss dringend ausgebaut werden

Ulrich Löchner, seit 2021 für die Freien Wähler im Gemeinderat, ist einer der Anwohnern, die auf die Umleitung durch den Ort angewiesen sind. Er bekennt: „Die hier getroffenen Maßnahmen sind unausweichlich.“ Und er ist der Meinung: „Die Umleitung außerorts ist sehr großzügig.“

Ziemlich eng geht es jetzt innerorts zu. Foto: Armin/ Friedl

Im Ortsinnern sieht es aber ganz anders aus: „An der Verkehrsführung im Ort wurde seit den 1990er Jahren nichts mehr gemacht, die Straßen sind also nicht einmal ansatzweise für die heute üblichen Anforderungen ausgelegt.“ Letztlich bleibt auch ihm nur der Blick nach vorne: „Vor allem der Nordast der Nord-Süd-Straße muss dringend gebaut werden“.

Keine innerstädtische Lösung für Busse und LKWs

Benjamin Dihm, Erster Bürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, gibt Einblicke in den Diskussionsprozess. Das waren die Streitpunkte: Eine Vollsperrung der Stuttgarter Straße ist aufgrund des Umfangs der Bauarbeiten unerlässlich, Uhland- und Schulstraße können den zusätzlichen Verkehr nicht aufnehmen. Busse des öffentlichen Nahverkehrs kommen an einigen Stellen nicht aneinander vorbei, das betrifft auch Lastwagen. Die Busunternehmen konnten offensichtlich auch keine Lösungen vorlegen, um den vertrauten Service wenigstens einigermaßen anbieten zu können. Immerhin bleibt das Angebot des VVS-Riders. Feuerwehr und Rettungskräfte fahren bei Einsätzen durch die Wohnstraßen. Anfangs haben sie wegen des Schleichverkehrs viel Zeit verloren, deshalb wurden dort Durchfahrtsverbotschilder mit der Ausnahme „Anlieger frei“ sowie Halbschranken angebracht. Dafür gibt es aber für die Anwohner einige Parkplätze weniger. Eine Ausnahme gibt es für Besucher der Arztpraxen an der Umleitungsstrecke: Sie gelten hier ebenfalls als Anlieger, können also auch auf der Straße parken, sofern es möglich ist.

Busse kommen hier nicht durch. Foto: Armin /Friedl

Tempo 20 für einen sicheren Schulweg

Bleiben zwei neuralgische Punkte: Die halbierte Kreuzung Stuttgarter und Uhlandstraße bei der Stadtbahnhaltestelle Unteraichen sowie die Kreuzung Schul-, Tal- und Uhlandstraße. Benjamin Dihm verweist darauf, dass hier Tempo 30 gilt: „Fußgängerüberwege sind in solchen Zonen nicht die Regel, da ein Queren der Fahrbahn aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit ohne weitere Hilfen möglich sein sollte.“ Sprich: Wo Tempo 30 gilt, gibt es keine Zebrastreifen oder Fußgängerfurten.

Wenn dann noch Fußgänger hinzukommen, wird es besonders kompliziert. Foto: Armin/ Friedl

„Bei Querungen von Schulwegen können weitergehende Maßnahmen ergriffen werden, wenn eine Notwendigkeit besteht“, ergänzt Dihm. So wurden in der vergangenen Woche die Schul- und Uhlandstraße zur Tempo-20-Zone, um den Schulweg abzusichern. Aber grundsätzlich fordert Dihm ein, dass „gegenseitige Rücksichtnahme und Ausübung der Sorgfaltspflichten“ an diesen neuralgischen Punkten oberstes Gebot seien: „Wer forsch ran fährt, riskiert einen Unfall und verhält sich verkehrswidrig.“

Die Konfusion der Autofahrer

Das gilt noch mehr für die Kreuzung Schul- , Tal- und Uhlandstraße. Die Rechts-vor-links-Regelung und Tempo 30 gelten dort schon vor der Verwendung als Umleitungsstrecke, auch jetzt gibt es keine Wegweisung für Ortsunkundige in die Wohngebiete dort. Die Konfusion der Autofahrer fällt immer wieder auf, für Fußgänger haben sie nicht mehr viel Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn der Fußgänger selbst unsicher ist, da er sich nicht auskennt. Benjamin Dihms Einforderung von Rücksicht und Sorgfalt gilt hier für alle Beteiligten in hohem Maße.

Allerdings haben Dihm und Löchner eine gute Nachricht: Die Arbeiten befänden sich zurzeit im Zeitplan, was bedeute, dass im kommenden Mai oder Juni die Baumaßnahmen beendet sein könnten und die Umleitungen aufgehoben würden. Und einer der drei Bauabschnitte wurde ja auch noch vor Weihnachten fertig. Der dafür verantwortlichen Baufirma wolle man nun auch die weiteren Arbeiten anvertrauen.

Weitere Themen