Am Rosensteinpark sollen Bäume weichen, um die Baustelle für das Tunnelportal einzurichten. Der Protest ist nicht laut, doch die Gegner bleiben nicht aus.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Kommen sie, oder kommen sie nicht? Das ist die Frage, die sic h das ganze Wochenende über die Stuttgart-21-Gegner auf den diversen Internetseiten der Bewegung gestellt haben. Das bange Warten galt den Baumfällern, die für die Einrichtung einer Baustraße unterhalb des Schlosses Rosenstein abholzen sollen. Dort, wo später einmal die neue S-Bahn-Röhre und der Fernbahntunnel münden sollen. Sie kamen, und sie fällten.

 

Lieber wäre es den Kritikern natürlich gewesen, die Bahn hätte es nicht geschafft, alle Genehmigungen unter Dach und Fach zu bekommen um rechtzeitig vor Beginn der Vegetationsperiode am 1. März das Grün roden zu können am Hang zwischen der B 10 an der Wilhelma unten und dem Zanthweg weg oben im Park. Doch alles hat geklappt: Bei der Straßenverkehrsbehörde der Stadt sei am Freitag der Antrag der Bahn eingegangen, Wege im Rosensteinpark zu sperren, damit Bäume für das Projekt S 21 gefällt werden können, teilt Sven Matis, der Sprecher der Stadt, mit. „Die Behörde hat heute die Anordnung erteilt, die Arbeitsbereiche abzusichern und Umleitungsstrecken auszuweisen“, fügt Matis am Montag hinzu. Damit sind auch vorübergehende Sperrungen des Zanthweges während der Baumfällarbeiten gemeint. Und der Sprecher des Bahnprojekts, Jörg Hamann, erläutert: „Die Wegesperrung ist der Landeshauptstadt Stuttgart rechtzeitig angezeigt und von der zuständigen Ordnungsbehörden als sofort vollziehbar genehmigt worden.“ Das heißt, dass man gleich am Montag beginnen konnte.

Kaum ist diese Anordnung bei der Projektgesellschaft für S 21 angekommen, geht es dann auch los. Die Arbeiter kommen. Später als es die Kritiker angenommen hatten, aber doch noch am Montagvormittag. Bis zur Mittagspause fallen etwa fünf Bäume und mehrere Sträucher. Eine Handvoll S-21-Gegner steht am Zaun und beobachtet das Treiben. Seit 10 Uhr sind sie da und gegen 11 müssen sie mit ansehen, wie die ersten Bäume fallen.

Fällarbeiten im Zuge der Baustelleneinrichtung für das Tunnelportal

Die Baumfäller sind auf dem Hang unterhalb des Schlosses zugange. Dort, neben der Baustelle für den Rosensteintunnel, soll eine Baustraße für das Bahnprojekt Stuttgart 21 entstehen – und dazu müssen die Bäume weichen. Ein Eingriff, der den Gegnern des umstrittenen Projekts nicht gefällt. „Das war einst ein wichtiger Lebenraum der Hasen im Schlossgarten. Man sieht schon viel weniger Tiere“, sagen sie. Für das Bahnprojekt betont dessen Sprecher Jörg Hamann: „ Die Bäume werden auf der Grundlage des sofort vollziehbaren Beschlusses zur 17. Planänderung im Planfeststellungsabschnitt 1.5 rechtmäßig, insbesondere in voller Übereinstimmung mit dem Gebietsschutz des FFH-Gebiets und dem Artenschutz gefällt.“

Die Empörung unter den Gegnern ist groß, der Protest aber leise an diesem Montagmorgen. Schon früh um 7 Uhr war der erste Beobachter am Bauzaun. „Baumfällungen verhindern, das haben wir noch nie geschafft“, sagt er. Aber es sei wichtig, Präsenz zu zeigen und alles zu dokumentieren, jeden Baum der fällt. Als sich bis 9.30 Uhr nichts tut, schöpft der Projektgegner noch einmal kurz Hoffnung. „Vielleicht haben wir ja doch noch eine einstweilige Verfügung hinbekommen, weil etwas nicht stimmt“, sagt der Frühaufsteher.

Er hofft, jetzt genug gefroren zu haben, und dass sich am Montag in Sachen Baumfällung nichts mehr tut. Doch anderthalb Stunden später sind seine Kollegen aus der Projektgegnerschaft da. Denn die Mitarbeiter der beauftragten Firma haben es wohl ruhig angehen lassen und erst ein paar Stunden später, als von Beobachtern angenommen, begonnen zu roden.

Insgesamt sollen dort, wo die Tunnel münden werden, rund 100 Bäume und kleinere Gehölze weggehackt werden. Das Thema ist vor allem daher so brisant und heftig diskutiert worden, weil ein paar Bäume dort als Verdachtsbäume einer Juchtenkäferpopulation gelten. Das heißt, dass es nicht ausgeschlossen werden kann, dass darin der streng geschützte Käfer sitzt, zu dessen Schutz auch im Mittleren Schlossgarten besondere Maßnahmen ergriffen werden mussten. Es ist allerdings nicht nachgewiesen, dass die Tiere dort tatsächlich hausen.