Im Musterland für sichere Arbeit wird an Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten gespart. Dass Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich am Ende steht, ist nur schwer erträglich, meint Jörg Nauke.

Stuttgart - Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2017 starben in Baden-Württemberg 70 Menschen bei Unfällen auf Baustellen oder Betrieben, täglich wurden mehrere Hundert verletzt. Bundesweit fielen 19 000 neue Unfallrenten an. Es drängt sich der Eindruck auf, dass im angeblichen Musterland für gute und sichere Arbeit dem Arbeitsschutz keine ausreichende Bedeutung beigemessen wird. Leid und Folgekosten scheinen im Gewinn eingepreist. Es gibt zwar hunderte Sicherheitsvorschriften; sie entfalten allerdings keinen Nutzen, weil sie aus Nachlässigkeit, Kostengründen, Bequemlichkeit oder Zeitdruck ignoriert werden. Darüber muss sich keiner wundern, wenn Unternehmer nur alle 30 Jahre damit rechnen müssen, kontrolliert zu werden. Man stelle sich einmal vor, diese anarchischen Zustände herrschten im ruhenden Verkehr.

 

Inakzeptable Situation in Stuttgart

Dass sich Deutschland beim Arbeitsschutz mit Bulgarien vergleichen lassen muss und Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich am Ende steht, ist nur schwer erträglich. Inakzeptabel ist, dass die Gewerbeaufsicht in Stuttgart – der Stadt, die sich ihrer Schuldenfreiheit rühmt – so ausgedünnt ist, dass sie glücklich wäre, einmal dieses Niveau zu erreichen. Es braucht deshalb mehr Personal und eine Verwaltungsstruktur, die die nötige Unabhängigkeit für Kontrollen gewährt.