Bayern ist früh aus dem DFB-Pokal rausgeflogen. Und mit ihnen ihr Starstürmer Harry Kane. Dem Engländer lastet schon lange ein vermeintlicher „Titel-Fluch“ an. Verfolgt dieser ihn auch in München?

Zwölf Jahre war Harry Kane Teil des Profikaders von Tottenham Hotspur. Von seinem ersten Einsatz im August 2011 in der Europa-League-Qualifikation bis zu seinem Wechsel im Sommer 2023 nach München. Zwölf Jahre mit denkwürdigen Spielen, starken Saisons und vor allem vielen, vielen Toren. Zwölf Jahre in denen er zum englischen Nationalspieler, zum Kapitän und alleinigen Rekordtorschützen der “Three Lions“ avancierte. Und: Zwölf Jahre ohne Titel.

 

„Der Harry-Kane-Fluch ist echt“, titelte der Daily Star nach Bayerns Pokal-Aus gegen Saarbrücken. Harry Kanes „Titel-Fluch“ ist auf der Insel fast schon legendär. Seine Treue zu Tottenham Hotspur spielte da durchaus eine Rolle. Die Spurs gehören zwar zu den guten, aber eben nicht zu den absoluten Topmannschaften der Premier League. In der Saison 2016/17 erreichte man als Vizemeister die beste Endplatzierung in der Tabelle während der Kane-Ära. 2018/19 drang Tottenham in der Champions-League bis ins Finale vor, unterlag dort aber im englischen Duell dem FC Liverpool.

Titellos auch mit Nationalmannschaft

Auch mit der englischen Nationalmannschaft hat Harry Kane bislang keinen Titel gewinnen können. Und nach dem frühen Aus im DFB-Pokal in Saarbrücken ist auch mit dem FC Bayern die erste Titelchance schon wieder dahin. Mehr als genug Gründe, dass manche Medien und Fußball-Fans einen Fluch beim englischen Stürmerstar vermuten. Der Aberglaube spielt im Fußball bekanntlich eine nicht unwesentliche Rolle.

In der zweiten Runde des DFB-Pokals bekam Kane nicht einmal die Chance selbst einzugreifen. Trainer Thomas Tuchel hatte den Kader ordentlich durchrotiert und seinen Topstürmer auf der Bank gelassen. Auch zu einer Einwechslung kam es nicht mehr. Hilflos musste der Kapitän der englischen Nationalmannschaft ansehen, wie seine Mannschaftskameraden in der Nachspielzeit vom Drittligisten aus dem Wettbewerb gekegelt wurden.

Erster Tag, erster Titel futsch

Schon im deutschen Super-Cup, der genau an jenem Tag ausgespielt wurde, als Kane in München landete, setzte es für die Münchener eine 0:3-Niederlage gegen Leipzig. Die erste Titelchance war gleich am ersten Tag schon wieder Geschichte. „Er könnte an seinem ersten Tag mehr Trophäen gewinnen als in mehr als einem Jahrzehnt bei den Spurs“, hatte Gary Lineker, die englische Fußball-Ikone, noch vor dem Spiel gesagt. Diesmal hatte er nicht recht behalten.

Was heißt das also für die Zukunft des begnadeten Torjägers, der immerhin schon sechsmal zum besten Torschützen der Premier League gekürt wurde? Wird ihm auf ewig ein Titel mit einer Mannschaft verwehrt bleiben? Wohl kaum. Kanes vermeintlicher Fluch lag wohl in erster Linie an seiner langen Loyalität zu Tottenham. Er hätte zweifellos früher wechseln können. Angebote gab es genug. Manchester City hatte 2021 angeblich 175 Millionen Euro für ihn geboten, Avancen gab es auch von Real Madrid, Paris St.-Germain und einer ganzen Reihe weiterer Top-Klubs. Mit ihnen allen hätte Kane wohl schon viel früher Titel gewonnen. Stets hatte er aber die lukrativen Angebote ausgeschlagen.

Titel oder Tottenham?

Dass sein erster Schritt zu einem anderen Verein erst mit 30 Jahren erfolgte, war nun wohl auch einer gewissen Titelsehnsucht begründet, die seine Treue zu Tottenham am Ende überstieg. Dass Harry Kane mit dem FC Bayern auf absehbare Zeit keine Titel gewinnen wird, erscheint dann doch eher unwahrscheinlich. Zwar fordern Leverkusen, Dortmund, Leipzig und auch Stuttgart den FCB in der Bundesliga bislang heraus. Doch die Münchener haben schon letzte Saison bewiesen, dass sie die Meisterschaft quasi gepachtet zu haben scheinen.

Und Kane ist eben erst an die Säbener Straße gewechselt. Ihm bleiben voraussichtlich noch einige Jahre Zeit, in denen er mit den Bayern in den verschiedensten Wettbewerben erfolgreich sein kann. Und spätestens wenn Englands Kapitän die erste Trophäe in die Höhe reckt, kann man den „Fluch“ als das betrachten, was er ist – reiner Aberglaube.