Großbritanniens Austritt aus der EU hätte auch Konsequenzen für die Briten im Südwesten. Honorarkonsul Fritz Oesterle warnt nach dem Nein der Briten vor Panikmache.

Stuttgart - Die Verunsicherung ist groß unter vielen der rund 15 000 Briten in Baden-Württemberg. Seitdem beim EU-Referendum in Großbritannien vor eineinhalb Wochen eine knappe Mehrheit dafür stimmte, die Europäische Union zu verlassen, erreichen das britische Konsulat in Stuttgart viele Anfragen zu den praktischen Konsequenzen: Benötigen Briten künftig ein Visum in Deutschland? Wie lässt sich die Staatsbürgerschaft wechseln? Wird die Arbeitnehmerfreizügigkeit demnächst ausgesetzt?

 

„Die Fragen kommen deutlich zu früh“, sagt Fritz Oesterle, Honorarkonsul in Baden-Württemberg und stellt klar: „Es hat sich zu all dem noch überhaupt nichts geändert.“ Kein Grund also zur Panikmache. Die Entscheidung zum Austritt sei ja noch gar nicht definitiv und das Referendum lediglich eine Empfehlung an das Parlament. Es sei nun an den Abgeordneten des britischen Parlaments zu entscheiden, was passieren soll – „wenn es denn zum Brexit kommt“. Und das könne dauern. Bis dahin behalte Großbritannien seinen Status als vollwertiges Mitglied der Europäischen Union. Oesterle ruft daher alle Seiten zur Besonnenheit auf: „Wir müssen vorsichtig sein mit starken Adjektiven und nicht unnötig Salz in die Wunde streuen.“

Wer jetzt wie EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) auf einen schnellen Austritt Großbritanniens poche, trage nur unnötig zu einer Verhärtung der Fronten bei, kritisiert Oesterle. „Ich halte es nicht für hilfreich, jetzt solche Gräben auszuheben.“ Etwas mehr Ruhe und Übersicht in den Äußerungen der politisch Handelnden seien stattdessen angebracht. Die Zuspitzung komplexer Sachverhalte auf eine Ja-Nein-Frage sei eben tückisch. Das habe nicht zuletzt die Brexit-Abstimmung gezeigt. Aus der zieht Oesterle dann auch folgende Lehre: „Volksabstimmungen sind bei manchen Entscheidungen einfach in hohem Maße unpassend.“