Das unabhängige Gremium, das der heiklen Suche nach einer Deponie für radioaktiven Müll Glaubwürdigkeit verleihen soll, nimmt bald die Arbeit auf. Jetzt stehen die Namen fest.

Berlin - Es ist ein sperriger Titel für eine große Aufgabe: „Nationales Begleitgremium“ nennt sich jene Runde von neun Personen, die in den kommenden Jahren sicherstellen soll, das sich bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager für Deutschland nicht dieselben Fehler wiederholen wie bei anderen Großprojekten. Die sechs unabhängigen Experten und drei zufällig ausgewählte Bürger werden Einblick in die Unterlagen des zuständigen Bundesamtes wie der neu gegründeten Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) erhalten, die das Vorhaben konkret vorantreiben soll. Aufgabe des Gremiums ist es sicherzustellen, dass der Auswahlprozess so fair und transparent wie möglich abläuft und die richtigen Fragen gestellt werden. Ihre Berichte werden öffentlich sein, abweichende Meinungen inklusive.

 

Jetzt stehen die Namen derer fest, die für gesellschaftliche Akzeptanz dafür sorgen sollen, dass es trotz des Atomausstiegs eines sicheren Lagerplatzes für die bereits benutzten strahlenden Kernbrennstäbe bedarf. Der Bundestag soll sie in seiner Sitzung am 24. November formal absegnen, der Bundesrat einen Tag später. Unmittelbar danach soll die Arbeit beginnen, eine Geschäftsstelle gibt es schon, die dem Gremium zuarbeitet, wenn die eigentliche Suche inklusive Bürgerbeteiligungen und Regionalkonferenzen dann spätestens 2018 wirklich beginnt.

Das prominenteste der nun bestellten Gremiumsmitglieder heißt nach Informationen dieser Zeitung Klaus Töpfer. Der 78-Jährige, einst Bundesumweltminister und später Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, dürfte vermutlich einer von zwei Vorsitzenden werden, wenn die Runde zum ersten Mal zusammentritt. Armin Grunwald, ein Professor für Technikphilosophie am Karlsruher Institut für Technologie, der zugleich das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag leitet, gehört der Expertenrunde ebenso an wie Kai Niebert. Der Wissenschaftler, der an der Uni Zürich Naturschutz und Nachhaltigkeit lehrt und ehrenamtlich Präsident des Deutschen Naturschutzrings ist. Klaus Brunsmeier, der stellvertretende Vorsitzende der Umweltorganisation BUND, ist der vierte Mann im Bunde. Die beiden Frauen werden die amerikanische Politologin Miranda Schreurs sein, die an der Freien Universität Berlin lehrt und lange im Sachverständigenrat für Umweltfragen war, sowie die Biologin Monika Müller von der renommierten evangelischen Akademie Loccum.

„Das ist eine Zusammensetzung von Menschen, die in der Lage ist, Vertrauen in den Prozess der Standortauswahl zu schaffen“, sagte Sylvia Kotting-Uhl, die atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, dieser Zeitung: „Denn Vertrauen ist das kostbarste Gut in diesem Verfahren.“