Altbundespräsident Roman Herzog machte nicht selten mit seinen kritischen, aber auch humorvollen Worten auf sich und gesellschaftliche oder politische Probleme aufmerksam. Eine Auswahl an Zitaten.

Stuttgart - Mit dem Tod von Roman Herzog verliert Deutschland nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einen „hochbeliebten Altbundespräsidenten“ und verdienten Patrioten. Roman Herzog wird vielen aber auch als ein Mann mahnender und markiger Worte in Erinnerung bleiben. Einige Zitate aus seinem politischen Leben:

 

Über Deutschland

„Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. (...) Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen.“ Roman Herzog in seiner Berliner Rede am 26. April 1977.

„Die ganze Gesellschaft leidet bei uns an eingeschlafenen Füßen, die allerdings bis ans Hirn führen.“

Gesellschaftskritisch zeigte er sich auch im Oktober 2004 bei der Verleihung des Leibniz-Rings in Hannover.

„Das Volk bewegt sich nicht.“ Ein Zitat aus einem Interview mit der „Bild“-Zeitung vom 15. April 2008.

„Wir brauchen nicht alles Bewährte über Bord zu werfen. Aber Erneuerung tut Not, schon um das Bewährte für die Zukunft zu sichern.“ Herzog im April 1996 in seiner Rede über Stiftungsarbeit.

„Frei können wir nur gemeinsam sein. Freiheit funktioniert nicht, wenn der Einzelne immer nur Rechte für sich in Anspruch nimmt und immer mehr Verantwortung den anderen aufbürdet.“ Der studierte Rechtswissenschaftler am 24. Mai 1999 in Berlin beim Staatsakt zum 50-jährigen Jubiläum der Bundesrepublik.

„Hier sind Lederhose und Laptop eine Symbiose eingegangen.“ In seiner Rede zur Eröffnung der Neuen Messe Münchens am 12. Februar 1998 widmete Herzog auch dem modernen Bayern eine Passage. Ihm zufolge habe dieses innerhalb weniger Jahrzehnte den Sprung vom ökonomischen Schlusslicht ganz nach vorne geschafft.

Über Politik

„90 Prozent tragen Bedenken, 10 Prozent Verantwortung.“ Herzog 1994 beim Freundschaftsbesuch in Ungarn über Wissenschaftler und Politiker.

„Wir brauchen eine Außenpolitik ohne Zähnefletschen und Tschingdarassabum, aber auch ohne Verkrampfungen.“ Nicht selten verwendete Herzog ungewöhnliche Begriffe, wie in diesem Zitat aus dem März 1995, in dem sich Herzog zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr äußerte.

„Ich jedenfalls kann unser Steuersystem nicht mehr verstehen, obwohl ich mich zehn Jahre mit Steuern in Karlsruhe (als Bundesverfassungsrichter) befasst habe.“ Ein Zitat aus einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ aus dem August 1994.

Über das Bundespräsidentenamt

„Immer freuen sich alle, wenn man kommt. Das ist das Schöne am Amt des Bundespräsidenten: Man muss nie jemandem wehtun.“ Dass Herzog nicht nur ein kritischer, sondern auch ein humorvoller Mensch war, zeigt dieses Zitat vom 28. August 1997 bei einem Besuch in Rüsselsheim.

„Das Fragenstellen ist das schärfste Schwert, das der Bundespräsident hat. Denn Fragen kann man nicht verbieten.“ Herzog am 11. Dezember 1996 in Hamburg vor Offizieren der Führungsakademie der Bundeswehr.

„Im Grunde war der Reichspräsident der Weimarer Republik ein vom Volk gewählter Kaiser. Dafür eigne ich mich nicht. Ich heiße auch nur Herzog.“ Herzogs Antwort im Februar 1995 auf die Anregung eines Anrufers in einer Fragestunde, der Bundespräsident solle mehr Macht haben.

„Es müssen nicht alle die gleichen Dummheiten machen.“ Der damalige Bundespräsident im April 1997 über eine mögliche zweite Amtszeit.

„Das, was im Amt möglich ist, habe ich bis zur Grenze ausgeschöpft. Dabei ist mir die große Mehrheit der Bürger gefolgt.“ Herzog kurz vor Ende der Amtszeit 1999.

„Sie tun so, als wenn ich jetzt sterben müsste, aber ich freue mich auf die Zeit danach.“ Herzog am 22. Mai 1999, dem Vortag der Wahl seines Nachfolgers Johannes Rau.