Der zu den ganz großen Regisseuren zählende Martin Scorsese ist bei der Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk geehrt worden.

Es dürfte wenige Menschen, die das Kino so sehr lieben wie Martin Scorsese. Er gehört nicht nur seit über 50 Jahren zu den wichtigsten und erfolgreichsten Filmemachern der Welt, sondern er setzt sich seit den 1990er Jahren wie kaum ein anderer für die Restaurierung und den Erhalt alter Filme und die Förderung kleiner Produktionen ein. Einen würdigeren Preisträger hätte es also gar nicht geben können für den Goldenen Ehrenbären der Berlinale, den der 81-Jährige am Dienstagabend aus den Händen seines deutschen Kollegen Wim Wenders entgegennahm.

 

„Ich glaube nicht, dass das Kino stirbt. Es verändert sich bloß“, beruhigte Scorsese bei seiner Pressekonferenz das Publikum nach einer besorgten Journalistenfrage. „Das Kino war nie dafür gedacht, auf ewige Zeit nur eine ganz bestimmte Sache zu sein, auch wenn wir uns daran über Jahrzehnte gewöhnt haben. Ich bin damit aufgewachsen, dass man sich zwischen andere Menschen in einen dunklen Saal setzen muss, um einen Film zu sehen. Doch das ist längst nicht mehr die einzige Option, und die Technik verändert sich mit rasender Geschwindigkeit. Was bleibt, ist die einzelne künstlerische Stimme. Und die kann sich auf Tiktok ebenso Ausdruck verschaffen wie in einem vierstündigen Kinofilm oder einem Serienzweiteiler.“

Sein Lieblingsessen? Lasagne!

Scorseses „Casino“-Hauptdarstellerin Sharon Stone war ebenfalls nach Berlin gekommen, auch um einmal mehr die Stiftung Cinema For Peace zu unterstützen. Doch tatsächlich löste kaum ein Gast in diesem Festivaljahr so viel Begeisterung unter den anwesenden Cineastinnen und Cineasten aus wie der Regisseur, der aktuell für „Killers of the Flower Moon“ erneut für den Oscar nominiert ist und am Potsdamer Platz von seiner auch als Schauspielerin bekannten Tochter Francesca begleitet wurde.

Nervös gerieten nicht wenige Anwesende in der völlig überfüllten Pressekonferenz ins Stottern, ließen sich zu Peinlichkeiten wie einer Jack- Nicholson-Imitation hinreißen oder fragten die Kinolegende nach Banalitäten wie ihrem Lieblingsessen („Lasagne!“). Doch wann immer Scorsese ins Schwärmen geriet, ob über die prägenden Filme seiner Jugend, aktuelle Favoriten wie Wenders’ „Perfect Days“ und „Past Lives“ von Celine Song oder auch die Qualitäten guter Filmkritik, hing die Magie des Kinos in der Luft.

Auf der Berlinale-Leinwand ging derweil der Wettbewerb weiter, mit der Premiere von „Des Teufels Bad“. Wer vom Film des österreichischen Regieduos Veronika Franz und Severin Fiala Horror erwartete, wurde dieses Mal enttäuscht. Gruselig geht es in ihrem Historiendrama durchaus zu, in dem im 18. Jahrhundert eine junge Frau nach ihrer Heirat zwischen desinteressiertem Mann und strenger Schwiegermutter den Tod als einzige Aussicht sieht. Ein bisschen zu langsam entwickelt sich dieses Psychogramm, das aber mit seinen Bildern und Details sowie Hauptdarstellerin Anja Plaschg überzeugt. Man kennt sie auch unter dem Namen Soap & Skin als Musikerin, also solche ist sie hier auch für die Filmmusik verantwortlich.